Wohnungsbautag Mehr Geld, mehr Wohnungen?
Das von der Ampelkoalition gesteckte Ziel für den Wohnungsbau wird auch 2023 verfehlt. Die Bauwirtschaft klagt über mangelnde Förderung. Das sieht die Ministerin anders.
"Düstere Vorzeichen", "Baugenehmigungen stürzen ab", "Dramatische Lage", "Förderchaos": Die Schlagzeilen der vergangenen Tage lassen auf düstere Zeiten für den Hausbau in Deutschland schließen. Von den 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, die sich die Ampelkoalition zum Ziel gesetzt hat, werden 2023 wohl nur knapp 280.000 fertiggestellt, sagt Axel Gedaschko voraus.
Der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) sieht als wichtigste Gründe lange Genehmigungsverfahren, Fachkräftemangel und die enorm gestiegenen Baustoffpreise: "Wir haben in vielen Bereichen Steigerungen von 60 bis 70 Prozent." Die Zinssteigerungen führten kombiniert mit einem Förderfiasko dazu, dass Unternehmen nur noch in der Lage seien, Wohnungen fertig zu bauen, die zwischen 15 Euro und 20 Euro netto kalt pro Quadratmeter vermietet werden könnten.
Das aber kann sich kaum ein Mieter leisten - weshalb etliche Projekte vorerst auf Eis gelegt wurden. Der befürchtete "Gau auf dem Bau" dürfte die Diskussionen auf dem heutigen Wohnungsbautag dominieren.
Die Ministerin gibt sich optimistisch
Ganz so düster sieht Bundesbauministerin Klara Geywitz die Lage nicht. Die Lieferengpässe im vergangenen Jahr seien weitgehend behoben, Handwerker wieder eher verfügbar und gegen höhere Finanzierungskosten hälfen staatliche Zinsverbilligungsprogramme, betont Geywitz. Die SPD-Politikerin glaubt daran, dass der Rückstand noch aufzuholen ist. 800.000 Wohneinheiten seien zwar genehmigt, aber eben nicht fertig. Und nur am teuren Geld läge es nicht.
"Wir müssen mit der gleichen Anzahl an Personen auf den Baustellen mehr herstellen, sonst schaffen wir einfach es nicht, diesen Bauüberhang abzubauen", sagt Geywitz. Auch 2021 mit niedrigsten Zinsen seien trotzdem unter 300.000 Wohnungen fertiggestellt worden. "Das heißt, wir müssen nicht nur Fördern, sondern wir müssen auch vereinheitlichen: serielle Vorproduktion, Digitalisierung - um dann auf diese Zahlen zu kommen, die wir brauchen."
Wie Geywitz setzt auch der liberale Koalitionspartner auf standardisiertes Bauen und auf beschleunigte Genehmigungsabläufe. Die Bundesländer sollten ihre Verfahren vereinheitlichen, fordert FDP-Fraktionschef Christian Dürr. Er hofft zudem auf die Initiative privater Bauherren, denen man Investitionen in Neubauprojekte leichter machen müsse.
Baubranche fordert weitere Förderprogramme
Auffällig zurück halten sich die Ampel-Politiker angesichts der Forderungen aus der Baubranche, die Fördertöpfe kräftig aufzufüllen. Bauministerin Geywitz hält die bereits beschlossenen Milliardenprogramme für ausreichend.
Und auch Dürr legt sich fest: "Ich bin vor dem Hintergrund des Bundeshaushaltes, der eng genug sein wird für all die wichtigen Dinge, die wir machen im Bildungsbereich, im Verteidigungsbereich, sehr dagegen, jetzt neues Geld ins Schaufenster zu stellen." Das, was da sei, müsse einfacher abrufbar sein. "Und auf der anderen Seite müssen wir selbst an die Vorschriften ran, damit Bauen nicht teurer wird."
Bau- und Wohnungswirtschaft, Baugewerkschaft und Mieterbund - allesamt Ausrichter des Wohnungsbautags - werden das nicht gerne hören. Sie fürchten, dass im kommenden Jahr sogar weniger als 200.000 Wohnungen fertiggestellt werden, wenn die Politik nichts unternimmt, um weitere Preissteigerungen auf dem Bau zu bremsen. "Der Wohnungsmarkt ist am Ende!", heißt es in ihrer Einladung zur Veranstaltung. Für Menschen, die dringend eine Wohnung brauchen, drohe eine Katastrophe.