Ex-RAF-Terroristin Offenbar Überfall-Waffe in Klettes Wohnung gefunden
Zu den Ermittlungen um die Ex-RAF-Terroristen Klette und Garweg gibt es neue Details: Nach Spiegel-Informationen soll in Klettes Wohnung die Tatwaffe aus einem missglückten Überfall gefunden worden sein. Zudem wurde offenbar Garweg abgehört.
In der Berliner Wohnung der Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette haben Ermittler nach ihrer Festnahme nach Informationen des Spiegel offenbar die Tatwaffe aus einem versuchten Überfall im Jahr 2015 sichergestellt. Bei der Tat handelt es sich demnach um den missglückten Raubüberfall auf einen Geldtransporter in Stuhr.
Dabei soll Klettes Komplize Burkhard Garweg damals mit einer Kalaschnikow durch die gepanzerte Fensterscheibe in den Sitz gefeuert haben, um den Fahrer dazu zu bewegen, die Tür zu öffnen. Die Täter flohen ohne Beute. Die Kugel im Sitz des Geldtransporters soll aus dem Lauf der AK-74 in Klettes Wohnung gekommen sein.
Offenbar Anruf mitgehört
Außerdem sollen die Ermittler, wie der Spiegel weiter berichtet, bei der Auswertung von Klettes Handy auf eine Nummer gestoßen sein, von der aus Garweg unter dem Namen "Martin" Hundefotos in eine Chatgruppe gestellt haben soll. Durch die anschließende Überwachung hätten die Ermittler einen Anruf mitgehört, der offenbar von Barbara D. erfolgte - einer 80-jährigen Seniorin, um die sich Garweg laut Zeugenaussagen kümmerte. Auch nach der Festnahme von Klette hielt Garweg wie es scheint noch mit Barbara D. Kontakt.
Wie aus einem internen Behördenvermerk hervorgeht, schnitten die Fahnder ein Gespräch zwischen ihm und der Seniorin mit, er möge doch ihre AOK-Krankenkassenkarte vorbeibringen, schreibt der Spiegel. Er habe gerade ein paar Probleme, antwortete Garweg laut Telefonüberwachung, würde sich aber darum kümmern.
Einen Hinweis, wo er sich gerade aufhielt, lieferte Garweg in dem Gespräch mit der Seniorin nicht. Die Rufnummer, die Garweg nutzte, führte zu einem 38-jährigen Bewohner des Fips-Geländes, einer Bauwagensiedlung in Berlin. Wie weitere Ermittlungen ergaben, soll dieser Mann die wahre Identität Garwegs und dessen mutmaßliche RAF-Vergangenheit gekannt haben. Seitdem gilt der Bauwagenbewohner in Sicherheitskreisen als eine von Garwegs wichtigsten Kontaktpersonen und als möglicher Fluchthelfer.
Garweg offenbar in Techno-Szene aktiv gewesen
Dem Spiegel liegen zudem noch unbekannte Fotos von Garweg vor - eines offenbar vom Fusion-Festival in Mecklenburg-Vorpommern Anfang der 2000er-Jahre.
Ein knapp 70-jähriger Raver, der anonym bleiben möchte, berichtete dem Spiegel, er habe den Ex-Terroristen unter dem Namen "Martin Schweigert" vor etwa 20 Jahren kennengelernt: "Martin ist oft und gern tanzen gegangen. Er hat gekifft und Ecstasy-Pillen eingeklinkt, so wie wir alle."
Garwegs damalige Freundin berichtete dem Spiegel, sie habe Garweg Anfang der 2000er-Jahre in einem Kölner Techno-Klub kennengelernt. "Er konnte sehr charmant sein. Wir haben uns gleich ineinander verliebt." Sie sei mit "Martin" von Köln nach Berlin gezogen. Dort sei Garweg viel in der Technoszene unterwegs gewesen.
Widersprüchliche Angaben über Verschwiegenheit
Die damalige Freundin will nicht gewusst haben, wer ihr Freund war. "Ich hatte keine Ahnung. Er war gut darin, Themen in eine andere Richtung zu lenken, wenn er über etwas nicht sprechen wollte. Er konnte Menschen manipulieren", sagt sie.
Der Raver widerspricht gegenüber dem Spiegel dieser Darstellung. Sie beide hätten gewusst, dass es sich bei "Martin Schweigert" in Wahrheit um den gesuchten Burkhard Garweg handelte. Für ihn sei die RAF-Vergangenheit von Garweg nie von Belang gewesen, sagt der Mann: "Jedenfalls wäre ich nie auf die Idee gekommen, zur Polizei zu gehen, um ihn zu verraten."