"Fridays for Future"-Bewegung Klima-Demos - von Berlin bis Sydney
Weltweit demonstrieren Schüler für mehr Klimaschutz. In Deutschland gingen Hunderttausende auf die Straße. Die "FridaysforFuture"-Bewegung macht Druck - und die Bundesregierung Klimaschutz zur Chefsache.
Seit Monaten boykottieren in vielen Ländern weltweit junge Leute einmal pro Woche den Unterricht, um ihrem Unmut gegen ausbleibende Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu äußern. Heute wurden die Aktionen zu einem ersten globalen Protesttag ausgeweitet. Den Organisatoren zufolge gingen weltweit in fast 1700 Städten Jugendliche auf die Straßen - von Finnland bis Südafrika. In Ozeanien und Asien liefen die Demonstrationen am Morgen bereits an, Aktionen gab es unter anderem in Sydney, Bangkok und Hongkong.
Schüler aus Sydney nehmen am weltweiten Klimaprotest "Friday for Future" von Schülern und Studenten teil.
#Fridaysforfuture mobilisierte auch in Deutschland Hunderttausende Menschen. Bundesweit waren 220 Proteste angekündigt, an denen sich laut Veranstaltern rund 300.000 Menschen beteiligten. Die meisten Teilnehmer gab es bei der Demonstration in Berlin, wobei die Angaben über die Teilnehmerzahl schwanken. Die Polizei zählte bis zu 20.000 Menschen, die bei dem Zug mitliefen. In München kamen nach Behördenangaben rund 10.000 Teilnehmer zusammen, 6000 versammelten sich in Frankfurt am Main. Auch in anderen Städten wie Köln, Bremen, Hannover und Nürnberg wurde protestiert.
Greta Thunberg machte den Anfang
Inspiriert sind die Schulstreiks von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg, die im vergangenen Jahr allein vor dem schwedischen Parlament zu demonstrieren begonnen hatte - inzwischen ist sie sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Die allwöchentlichen Proteste weiten sich immer mehr aus. Mahnungen von Politikern, die Schüler sollten lieber lernen und den Kampf gegen den Klimawandel den Profis überlassen, kommen bei ihnen nicht gut an. Eine der Organisatorinnen in Berlin, Luisa Neubauer, mahnte die Politiker, auf die Jugendlichen zu hören. Bei der Europawahl im Mai müsse sich jeder überlegen, ob er noch für eine Partei stimmen könne, die keinen Plan für die Zukunft und das Klima habe.
Wissenschaftler und Eltern schließen sich an
Unterstützung bekommt die ursprünglich von jungen Leuten initiierte Bewegung auch aus anderen Generationen. So haben rund 12.000 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Stellungnahme unterzeichnet, um dem Anliegen der Klimabewegung Nachdruck zu verleihen - Stichwort: "Scientists for future". Auch Eltern stellen sich mit "Parents for Future" an die Seite der Jugendlichen. Sie bitten unter anderem darum, auf Schulverweise oder andere disziplinarische Maßnahmen zu verzichten, wenn Schüler für Proteste dem Unterricht fernbleiben.
Viel Respekt aus der Politik - aber auch Kritik
In der Sitzung des Bundestages zollten alle Parteien bis auf die AfD den Teilnehmern der "Friday for Future"-Proteste Respekt. So betonte etwa der Bundestagsvizepräsident Thomas Opperman:
Wenn so demonstriert wird, ist das ein Beitrag zur demokratischen Willensbildung.
Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze lobte die Bewegung. Sie sei dankbar "für den Weckruf", gleichzeitig wies sie jedoch den Vorwurf vieler Teilnehmer zurück, das nichts in Sachen Klimaschutz passiere. Ein Beispiel sei der beschlossene Kohleausstieg.
Doch trotz der Zustimmung für den Protest mahnten mehrere Politiker, etwa Bildungsministerin Anja Karliczek und CSU-Politikerin Anja Weisgerber auch die Einhaltung der Schulpflicht an - was bei dem Fraktionschef der Grünen, Anton Hofreiter, für Widerspruch sorgte: Statt eine "seltsame Debatte" über die Schulpflicht zu führen, sollte die Bundesregierung lieber daran arbeiten "echte Maßnahmen" für den Klimaschutz zu ergreifen.
Das von der Regierung neu gebildete Klimakabinett gehöre für ihn jedoch nicht dazu. Das Gremium soll die rechtlich verbindliche Umsetzung der Klimaschutzziele für das Jahr 2030 vorbereiten. Doch Hofreiter kritisierte:
Hochtrabende Namen können nicht darüber hinwegtäuschen: Die Bundesregierung weiß beim Klimaschutz nicht weiter und gründet einen Arbeitskreis.
AfD zieht Klimawandel in Zweifel
Die AfD hingegen kritisierte die Protestbewegung scharf und auch das Lob der anderen Bundestagsparteien. Opperman beispielsweise warf die AfD vor, "für illegales Handeln Partei zu ergreifen", da die Schüler bewusst die Schulpflicht verletzen würden. Der Abgeordnete Marc Jongen zog den menschengemachten Klimawandel in Zweifel und nannte finanzielle Aufwendungen für den Klimaschutz Geldverschwendung.
Vergangene Woche hatte nach Kanzlerin Angela Merkel auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Schülerproteste begrüßt. Viele der Erwachsenen hätten noch nicht gemerkt, "dass es fünf vor zwölf ist", sagte Steinmeier in Neumünster zu Schülern einer "Fridays For Future"-Mahnwache: "Wir brauchen junge Menschen wie euch, die sich einmischen."