Klimakrise in Europa Der nächste viel zu warme Winter
In vielen Teilen Europas sind die Winter zu warm: In den Alpen fehlt Schnee und in Frankreich befürchtet man den nächsten Dürresommer. In Deutschland melden Meteorologen den zwölften zu warmen Winter in Folge.
Der vergangene Winter hat vielen europäischen Ländern zu wenig Regen und Schnee gebracht, dafür aber zu hohe Temperaturen.
In Deutschland melden Meteorologinnen und Meteorologen den zwölften zu warmen Winter in Folge. "Der Klimawandel lässt nicht locker", sagte Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Die durchschnittliche Temperatur lag demnach bei 2,9 Grad - und damit 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Es fiel zudem zu wenig Regen.
"Ein zu milder Winter allein macht noch keinen Klimawandel. Wohl aber der zwölfte zu warme Winter in Folge", sagt Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Diese Tendenz habe sich in den vergangenen Jahren verstärkt abgezeichnet und lasse sich ohne den menschengemachten Klimawandel nicht erklären.
50 Prozent weniger Schnee
In Frankreich, Italien, der Schweiz und in Teilen Österreichs liege aktuell viel weniger Schnee als viele Jahre üblich, sagte der Meteorologe Klaus Haslinger von Geosphere Austria. Die italienische Umweltorganisation Legambiente warnte, dass in den dortigen Alpen in den vergangenen Monaten rund 50 Prozent weniger Schnee als sonst gefallen sei.
Die Alpen seien eine Region mit den erfahrungsgemäß höchsten Niederschlagsraten, weil hier die Wolken einfach ausgebremst würden und vor Ort abregneten, sagt Hydrogeologe Johannes Barth von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dabei könnten sie im Vergleich zum Tiefland weniger Wasser im Grundwasser speichern. Vielmehr bestünden saisonale Wasserspeicher in Form von Schnee und Eis.
Jetzt Schneedefizit, im Sommer Trockenheit
"Das Schneedefizit von heute ist die Trockenheit im nächsten Sommer und Herbst", sagte Manuela Brunner, Leiterin Hydrologie und Klimafolgen beim WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos. Die Auswirkungen hätten über die Jahrzehnte deutlich zugenommen.
Sie hat in einer Studie festgestellt, dass die Zahl der Dürren, die durch fehlenden Schnee ausgelöst wurden, im Zeitraum 1994 bis 2017 um 15 Prozent höher war als in den Jahren 1970 bis 1993. Brunner geht nach eigenen Angaben davon aus, dass der Trend sich fortsetzen wird, weil die Schneefallgrenze steige.
Dürre gefährde Ernte in Italien
Auch Regen fällt in vielen Teilen Europas zu wenig. Im Becken des Po, des größten Flusses Italiens, sanken die Niederschläge mit 61 Prozent stark. Ganz Norditalien leidet derzeit unter langanhaltender Trockenheit.
Nach dem regenfreien Februar drohe ein Minus bei der nationalen Lebensmittelproduktion um 40 Prozent, schrieb die Zeitung "La Repubblica". Niemand könne sich dort an eine schlimmere Trockenheit erinnern. Am Tiber in Rom sei der Wasserstand um 1,50 Meter gesunken, meldete die Hauptstadtzeitung "Il Messaggero".
Bei Ebbe wurde in Venedig zuletzt ein Wasserstand von mehr als 65 Zentimetern unter dem normalen Niveau gemessen.
Auch in Venedig ist der Wassermangel sichtbar: Viele Gondeln stecken im Schlamm fest, kleinere Kanäle sind nicht befahrbar. Das Wasser fehlt hier weniger wegen ausbleibender Regenfälle, sondern vielmehr wegen den jüngsten Hochdruckwetterlagen, dem Gezeitenverlauf und damit dem niedrigen Meeresspiegel. Bei Ebbe wurde zuletzt ein Wasserstand von mehr als 65 Zentimetern unter dem normalen Niveau gemessen.
Frankreich befürchtet erneuten Dürresommer
In Frankreich weisen nach aktuellen Daten des nationalen Wassermonitorings von 422 beobachteten Grundwassergebieten schon jetzt 125 ein sehr niedriges Niveau auf, 120 ein niedriges Niveau und 97 ein mäßig niedriges Niveau. Nach mehreren fast regenfreien Wochen befürchten die Französinnen und Franzosen schon jetzt den zweiten Dürresommer in Folge.
Der Regen fehlt, weil Hochdruckgebiete über Westeuropa die Regenfronten abdrängen.