Zahl fast verfünffacht Deutlich mehr Kriegsdienstverweigerer
Im vergangenen Jahr haben fast fünfmal mehr Menschen in Deutschland einen Antrag gegen einen möglichen Kriegsdienst gestellt als im Vorjahr. Laut dem Verteidigungsministerium könnte der Krieg in der Ukraine ein Grund sein.
Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr ist 2022, dem Jahr des russischen Angriffs auf die Ukraine, sprunghaft angestiegen. "Im Jahr 2021 sind im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben 201 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung eingegangen, im Jahr 2022 waren es insgesamt 951 Anträge", sagte ein Sprecher des Bundesamtes dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Zahl hat sich demnach fast verfünffacht.
Großteil der Antragsteller waren Ungediente
Anders als in dem Ursprungs- sowie in teils anderen Medienberichten wiedergegeben, handelt es sich bei den Antragstellern einem Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums zufolge "mitnichten" nur um aktive Soldatinnen und Soldaten.
"Im Gegenteil, diese Anträge auf Kriegsdienstverweigerung können auch Ungediente und Reservisten stellen und sie machen auch den größeren Anteil aus", betonte der Sprecher. Als Ungediente bezeichnet man Männer und Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft, die keinen Wehrdienst geleistet haben.
Er nannte eine Zahl von mehr als Tausend Anträgen im vergangenen Jahr. Davon machten Ungediente 593 aus, 266 weitere Anträge seien von Reservistinnen und Reservisten gestellt worden. Von Soldatinnen und Soldaten kamen demnach 223 Anträge.
Krieg in der Ukraine möglicher Grund
Wie das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben der Nachrichtenagentur epd zufolge mitteilte, werden die Begründungen für die Anträge auf Kriegsdienstverweigerung nicht ausgewertet. Der Krieg in der Ukraine könne aber ein Grund für den Anstieg der Zahlen sein, sagte ein Sprecher.
Der Kriegsdienst kann aus Gewissensgründen verweigert werden. Diese müssten plausibel und nachvollziehbar sein, sagte der Sprecher. Die Verfahren können sich oft über mehr als ein Jahr hinziehen. 208 Anträge von Kriegsdienstverweigern wurden nach seinen Worten im vergangenen Jahr anerkannt.
Kriegsdienstgegner: "Muss einfacher Ausweg geboten werden"
Der Politische Geschäftsführer der "Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen", Michael Schulze von Glaßer, sagte dem RND: "Soldatinnen und Soldaten, die in dieser "sicherheitspolitisch brisanten Zeit zu der Erkenntnis kommen, doch nicht auf andere Menschen schießen und sie töten oder verletzen zu wollen, muss ein einfacher Ausweg aus der Armee geboten werden."
Für aktive Soldatinnen und Soldaten sei die Anerkennung der Verweigerung Schulze zufolge schwer. Ihre Gründe die Bundeswehr zu verlassen seien aber berechtigt. "Viele der heutigen Bundeswehrangehörigen wurden mit Werbeversprechungen in die Armee gelockt, die mit der Realität nichts zu tun haben", sagte er.