Kriminalstatistik vorgestellt Warnung vor Überlastung der Polizei
Mehr Kriminalität, hoher Anteil ausländischer Tatverdächtiger - schon seit dem Wochenende sorgt die Polizeiliche Kriminalstatistik für Diskussionen. Heute wurde sie offiziell vorgestellt. Der Polizeibeauftragte warnt vor einer Überlastung.
Der neue Polizeibeauftragte des Bundes warnte angesichts der Zahlen vor einer Überforderung der Beamten. "Die PKS zeigt, wie herausfordernd der Polizeiberuf ist. Die steigenden Zahlen im Bereich der Gewalttaten sind nicht nur Zahlen in der Statistik", sagte Uli Grötsch (SPD) dem Magazin "stern". Er regte mehr Supervision und modernere Arbeitsformen an.
Die steigende Zahl von Gewalt- und Eigentumsdelikten muss aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Konsequenzen haben. "Die angespannte Sicherheitslage und die Kriminalitätsentwicklung zeigen, dass unverzüglich in mehr Personal, mehr Befugnisse und schnellere digitale Abläufe investiert werden muss", sagte der GdP-Bundesvorsitzende, Jochen Kopelke. "Wir brauchen mehr Geld für Prävention, eine schnellere Strafverfolgung und moderne, wirkungsstarke Sicherheitsbehörden", fügte er hinzu und verwies in diesem Zusammenhang auf den gestiegenen Anteil junger Tatverdächtiger.
Experte: Statistik wird "massiv überinterpretiert"
Experten wie Tobias Singelnstein, Professor für Strafrecht und Kriminologie, warnen davor, der PKS zu viel Bedeutung beizumessen. Die Statistik spiegele nur eine polizeiliche Bewertung wider, es fehle die Betrachtung der Justiz, sagte er im NDR-Interview. "Es kann auch sein, dass es mehr Anzeigen gibt, aber nicht mehr Täter." Diese führe dazu, dass die Kriminalstatistik "massiv überinterpretiert" werde, sagte Singelnstein.
Trotzdem hatte die neue Statistik schon vorab eine Debatte über Migration ausgelöst. Insbesondere aus den Reihen von CDU und CSU werden schärfere Maßnahmen gefordert, etwa eine Obergrenze für Zuwanderung. "Wir haben da ein Problem - das hat auch mit Migration zu tun", sagte Unionfraktionsvize Andrea Lindholz im ARD-Morgenmagazin. "Wir müssen Migration besser steuern, wir müssen wissen, wer in unser Land kommt".
Deutschland stoße mit seiner Integrationsfähigkeit an seine Grenzen, sagte Lindholz weiter. Integration und Prävention kosteten "immens viel Kapazitäten, die wir realistisch gesagt gar nicht haben", erklärte sie. Integration und Prävention könne bei Einzelnen geleistet werden, aber nicht in der breiten Masse. Auch bei der AfD spricht man von einem völlig inakzeptablen Versagen der Ampelkoalition in Bezug auf die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger.
Auch 2022 waren Zahlen gestiegen
Die Kriminalität hatte 2022 nach Jahren des Rückgangs bundesweit wieder zugenommen - und zwar um 11,5 Prozent auf rund 5,63 Millionen Straftaten. Damals war jedoch ein Teil des Anstiegs auf den Wegfall der Corona-Maßnahmen zurückzuführen gewesen. Durch die staatlichen Beschränkungen hatte es in den Jahren 2020 und 2021 weniger Tatgelegenheiten gegeben - etwa weil Geschäfte geschlossen waren und sich weniger Menschen begegneten.