Partydroge auf dem Vormarsch Politik fordert Lachgas-Verbot für Minderjährige
Immer mehr Heranwachsende konsumieren Lachgas. Der Rausch ist nur kurz - doch es drohen langfristige Nervenschäden. Jetzt werden Forderungen laut, den Verkauf an Minderjährige zu verbieten.
Der Verkauf von Lachgas an Minderjährige soll nach dem Willen der niedersächsischen Landesregierung verboten werden. Das Land will dazu eine Bundesratsinitiative auf den Weg bringen. Auch die Unionsfraktion im Bundestag spricht sich für ein Verbot aus. Das in Deutschland bislang frei verkäufliche Lachgas ist als Partydroge auf dem Vormarsch, auch Ärzteverbände forderten bereits gesetzliche Schritte.
"Wir prüfen das sehr ernsthaft", sagte ein Sprecher von Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) zur Idee eines Verkaufsverbots. Auch das niedersächsische Verbraucherschutzministerium spreche sich dafür aus. CDU-Gesundheitsexperte Tino Sorge sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Narkosemittel aus der Medizin haben bei Kindern und Jugendlichen nichts verloren."
Lachgas kann schwere Schäden am Nervensystem verursachen
Die Gefahr psychischer Abhängigkeit sei erheblich, in extremen Fällen könne der Konsum von Lachgas zu Ohnmacht, Lähmungen und Herzbeschwerden kommen. "Die Warnungen der Ärzteschaft und aus Polizeikreisen sind eindeutig. Darum sollten schnell gesetzliche Regelungen getroffen werden, die die Nutzung von Lachgas als Party-Droge und die Abgabe an Minderjährige verhindern" sagte Sorge weiter.
Lachgas kann nach Angaben des Bundesdrogenbeauftragten bei extensivem Konsum das Nervensystem dauerhaft schwer schädigen und zum Beispiel zu Lähmungen führen. Die Konsumenten atmen den euphorisierenden Stoff über Luftballons ein. Der Konsum kann kurzfristig zu starken Glücksgefühlen und Halluzinationen führen.
Lachgas soll in spezielles Drogen-Gesetz aufgenommen werden
Niedersachsen möchte, dass Lachgas, also Distickstoffoxid, in das so bezeichnete Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz aufgenommen wird, wie der Sprecher sagte. Mit dem Gesetz sollen vor allem junge Menschen vor neuen synthetisch hergestellten Designer-Drogen, sogenannten Legal Highs, geschützt werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich auf der Plattform X für ein Verkaufsverbot an Minderjährige ausgesprochen.
Mit dem in höheren Mengen betäubend wirkenden Gas wurde vor mehr als 200 Jahren erstmals schmerzfreies Operieren möglich. Inzwischen sind meist andere Narkosemittel im Einsatz. Auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hatte zuletzt vor dem Konsum gewarnt. Der Konsum steigt demnach insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Andere Länder sind Deutschland voraus
In Großbritannien ist der Besitz von Lachgas seit Ende 2023 illegal, auch die Niederlande und Dänemark haben strenge Vorgaben. Es fällt in Deutschland bisher nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und kann zum Beispiel in Sahnekapseln oder Kartuschen im Supermarkt gekauft werden.
Jüngst hatte ein Verkaufsautomat mit Lachgasflaschen in der ostniedersächsischen Stadt Gifhorn für Proteste gesorgt. Das Lachgas ist dort neben Süßigkeiten und Einweg-E-Zigaretten zu kaufen. Der Stadtelternrat hat die Behörden Anfang Mai aufgefordert, gegen die Automaten einzuschreiten.
Der Automat stehe zudem in der Nähe von einer Schule und einer Kita. Die Eltern hatten sich auch in einem Brief an Gesundheitsminister Lauterbach gewandt. Der Betreiber des Automaten betont, dass Lachgas frei verkäuflich sei und er es freiwillig nur an über 18-Jährige abgebe.