Nach Rissen von Schafen Lemke will Wolfsabschuss erleichtern
Wenn ein Wolf viele Nutztiere reißt, soll er künftig leichter abgeschossen werden dürfen. Dafür plädiert Umweltministerin Lemke laut einem Medienbericht. Konkrete Vorschläge sollen Ende des Monats vorliegen.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke will laut einem Zeitungsbericht den Abschuss von Wölfen erleichtern und so Weidetiere wie Schafe besser schützen. "Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein", sagte die Grünen-Politikerin der "Welt".
"Wenn Dutzende Schafe gerissen werden und verendet auf der Weide liegen, dann ist das eine Tragödie für jeden Weidetierhalter und eine ganz große Belastung für die Betroffenen. Daher brauchen sie mehr Unterstützung und Sicherheit." Ende September wolle sie konkrete Vorschläge vorlegen.
Mehr als 50 tote Schafe nach Angriff
Im Landkreis Stade in Niedersachsen waren vor knapp zwei Wochen bei einem mutmaßlichen Wolfsangriff 55 Schafe getötet oder tödlich verletzt worden.
Die Kreisjägerschaft des Landkreises Stade geht davon aus, dass ein ganzes Rudel Wölfe Jagd auf die Schafe gemacht hat. Die aus mehr als 100 Tieren bestehende Herde des Schäfers ist den Angaben zufolge von einem wolfsabweisenden Schutzzaun umgeben. Wie ein oder mehrere Wölfe diesen überwunden haben, ist noch unklar.
Thema im Koalitionsvertrag
Zuvor hatte sich die FDP in der Ampelkoalition für weitgehende Regelungen zum Schutz von Weidetieren vor Wölfen ausgesprochen. Im Koalitionsvertrag haben SPD, Grüne und FDP vereinbart, das Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf so gut zu gestalten, "dass trotz noch steigender Wolfspopulation möglichst wenige Konflikte auftreten". Es sei wichtig, nun ins Tun zu kommen, hatte FDP-Fraktionsvize Carina Konrad am vergangenen Dienstag gesagt.
Die "Welt" zitierte aus einem Positionspapier der agrar- und forstpolitischen Sprecher der FDP in Bund und Ländern, in dem diese "einen zeitgemäßen Umgang mit dem Wolf" forderten. Es müssten die "Spielräume der europäischen Gesetzgebung" genutzt werden, "um den Wolfsbestand in Deutschland auf ein ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliches Maß zu reduzieren".
Weil will EU-Regeln lockern
In Deutschland sind die Bundesländer für das Wolfsmanagement verantwortlich, doch der Wolf ist durch internationale und nationale Gesetze streng geschützt und hat den höchstmöglichen Schutzstatus.
Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil will sich nach eigenen Angaben nun auf EU-Ebene für Erleichterungen bei der Jagd auf übergriffige Wölfe einsetzen. "Unser Ziel ist es, in Brüssel darauf hinzuweisen, dass die europäischen Regeln nicht so starr sein dürfen, dass sie die dringend notwendigen regionalen Lösungen blockieren", sagte er der "Welt".