"Letzte-Generation"-Sprecherin "Wir machen das aus einer Notwendigkeit heraus"
Die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" haben ihre Proteste verteidigt. Sprecherin Lina Johnsen sagte in den tagesthemen, dass die Bundesregierung ihre eigenen Klimaschutzgesetze breche. Andere Protestformen hätten nicht ausgereicht, um das zu ändern.
Die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" haben die Störungen des Flugbetriebs in Hamburg und Düsseldorf als notwendige Protestform verteidigt. Die Bundesregierung breche ihre eigenen Klimaschutzgesetze, sagte Lina Johnsen, eine Sprecherin der "Letzten Generation", im Interview mit den tagesthemen. "Das ist ein großes Unrecht, das hier gerade geschieht. Leute gehen in den Protest, um darauf aufmerksam zu machen", dass die Regierung den Boden der Verfassung verlasse. Ob diese Form des Protests kriminell sei - wie teilweise dargestellt - müssten am Ende die Gerichte entscheiden.
Johnsen sagte, es gebe eine "Konfrontationslinie zwischen der Frustration in der Gesellschaft, dass sich einfach nichts bewegt" und auf der anderen Seite "eine nicht handelnde Bundesregierung, die immer wieder die Sektorenziele verfehlt und uns sehenden Auges über die Klippe führt, über die Klippe der Klimakipppunkte." Vor allem im Verkehrssektor würden gerade die Klimaschutzziele verfehlt. "Am Ende hängt unser Überleben davon ab, dass wir unsere Klimaschutzziele einhalten."
"Mehrheiten für Klimaschutz sind da"
Der Protest sei störend und nervig und ihr sei klar, dass eine Mehrheit in der Bevölkerung das so sehe. "Aber das ändert nichts daran, dass Mehrheiten immer noch für Klimaschutz da sind", so Johnsen. "Wir machen das aus einer absoluten Notwendigkeit heraus", fügte sie mit Blick auf die Kritik auf die aktuellen Aktionen an Flughäfen und andere Proteste der Gruppe hinzu. Wenn die Proteste von "Fridays for Future" ausgereicht hätten, "dann wären wir gar nicht an diesen Punkt gekommen. Aber friedlicher ziviler Widerstand ist das Mittel der Wahl, wenn man sich nicht weiter zu helfen weiß, als seinen eigenen Körper in den Weg dieses fossilen Weiter so zu setzen und den Alltag zu stören, der uns am Ende über diese Klippe führt."
Das betreffe alle. Und man steuere auf eine Katastrophe zu. Die Dringlichkeit des Themas Klimaschutz sei in den Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt - damit sei gesellschaftlich schon etwas erreicht worden. "Wir sind uns alle einig im Kern, es wird aber nichts gemacht. Und es ist die Verantwortung der Politik, unsere Lebensgrundlagen zu schützen. Und das tut sie gerade wissentlich nicht, indem sie immer weiter ihre eigenen Klimaschutzziele bricht", sagte Johnsen.
Sie warf zudem der Koalition vor, keine konstruktiven Lösungsvorschläge zu machen und Klimaschutz ins Blaue zu betreiben. Es scheitere nicht an Mehrheiten, sondern an der Umsetzung. Als Beispiele nannte Johnsen ein Tempolimit oder ein dauerhaftes bundesweites 9-Euro-Ticket. Für beides gebe es Mehrheiten, ohne dass sie umgesetzt würden.