Fragen und Antworten Worüber streiten sich Fluglinie und Gewerkschaft?

Stand: 07.09.2012 08:54 Uhr

Der Streik bei der Lufthansa nervt die Fluggäste. Aber worum geht es überhaupt bei dieser Tarifauseinandersetzung? Zusätzlich zur üblichen Lohnfrage ist viel von Leiharbeit, Billigflug-Airlines oder Sicherheitsbedenken an Bord der Maschinen die Rede. tagesschau.de beantwortet zentrale Fragen zum Tarifstreit.

Wie sind die Standpunkte im Streit um Lohnerhöhungen?

Die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (UFO) fordert fünf Prozent mehr Lohn für einen Zeitraum von 15 Monaten. Außerdem sollen die Flugbegleiter am Konzerngewinn beteiligt werden. Die Lufthansa bietet 3,5 Prozent mehr Lohn, will aber Änderungen an der Tarifstruktur. Bislang gibt es 17 altersbedingte Gehaltssteigerungen, die die Lufthansa strecken möchte. Sie verweist auf die Lufthansa-Mitarbeiter am Boden, die schon vor sieben Jahren auf einen Teil der automatischen Gehaltssteigerungen und damit auf "alte Besitzstände" verzichtet hätten.

Worum geht es in der Leiharbeit-Debatte?

In Berlin beschäftigt die Lufthansa neben rund 200 eigenen Flugbegleitern inzwischen rund 180 Leiharbeiter. Zum Winterflugplan sollen es bis zu 240 sein. Sie werden auf allen innerdeutschen und Europaflügen eingesetzt, die nicht die Drehkreuze Frankfurt am Main und München berühren. Sie bekommen das gleiche Einstiegsgehalt, aber nicht die automatischen Gehaltssteigerungen. Außerdem müssen sie länger arbeiten. In ihrem jüngsten Angebot bietet Lufthansa zwar an, auf Leiharbeit zu verzichten - allerdings nicht unbefristet, wie von der Gewerkschaft verlangt. UFO bezeichnet die Einführung der Leiharbeit als "tarifliche Erpressung" und fordert deren Abschaffung.

Warum wehrt sich UFO gegen längere Arbeitszeiten?

Die Lufthansa will die monatliche Arbeitszeit ihrer Flugbegleiter um zwei Stunden auf insgesamt 72 Flugstunden erhöhen, um so die Produktivität zu steigern. UFO argumentiert, dass längere Arbeitszeiten auf Kosten der Sicherheit an Bord der Maschinen gingen, weil sich die Flugbegleiter zwischen den Flügen nicht mehr ausreichend ausruhen könnten. Lufthansa verweist darauf, dass bei den Wettbewerbern bereits länger gearbeitet werde. Auch die Mitarbeiter der Firmentochter Germanwings und die Leiharbeiter arbeiteten schon jetzt neun Prozent mehr als die Flugbegleiter der klassischen Crews.

Was steckt hinter den Plänen zur Gründung einer neuen Billig-Fluglinie?

Die Lufthansa prüft auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten die Gründung einer neuen Billig-Airline, für die die Töchter Germanwings und Eurowings zusammengelegt werden könnten. Damit will sich die Fluggesellschaft im Konkurrenzkampf mit den Billig-Airlines Marktanteile in Europa sichern. Die Flugbegleiter fürchten, dass Arbeitsplätze dorthin ausgelagert werden könnten und die Verdienste dann geringer ausfallen würden.

Wie sieht der Sparplan der Lufthansa aus?

Seit Anfang 2012 läuft ein Umbau- und Sparpaket mit dem Namen "SCORE" (Synergies, Costs, Organisation, Revenues, Execution - Synergien, Kosten, Organisation, Einnahmen, Umsetzung). Das Programm sieht vor, dass die Verwaltungskosten um ein Viertel gesenkt werden. Ein Drittel der Einsparungen will man durch Kürzungen bei Personalausgaben erreichen. Bis Ende 2014 will der Konzern sein Ergebnis im laufenden Geschäft um mindestens 1,5 Milliarden Euro verbessern. 2011 hatte die Lufthansa einen Verlust von rund 13 Millionen Euro gemacht.

Was verdienen Flugbegleiter bei der Lufthansa?

Rund 18.000 Männer und Frauen arbeiten bei der Lufthansa als Flugbegleiter oder Purser. Die besser bezahlten, knapp 3300 Purser leiten den Service an Bord, sind für die Sicherheit verantwortlich und auch in der Ausbildung tätig. Während die angelernten Flugbegleiter inklusive Zulagen nach Konzernangaben zwischen knapp 30.000 und 63.400 Euro im Jahr verdienen, liegt der Maximalverdienst für altgediente Purser im Europaverkehr bei über 71.000 Euro und im Interkontinentalverkehr noch einmal höher.

Mit ihren Einkommen sind die Lufthansa-Angestellten nach einer internen Aufstellung besser gestellt als bei anderen Linien oder auch im eigenen Konzern. Vor allem die Endstufen sind sowohl bei der Lufthansa-Tochter Germanwings (Flugbegleiter knapp 34.000/ Purser 44.800 Euro) als auch bei Air Berlin (34.000/ 40.000 Euro) deutlich niedriger. In den ersten Berufsjahren unterscheiden sich die Einkünfte dagegen noch nicht wesentlich.

Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa.