Ärztliche Versorgung Deutlich mehr Medizinstudienplätze gefordert
Der Marburger Bund bezeichnet den geplanten Zuwachs von Medizinstudienplätzen als "Tropfen auf den heißen Stein". Gesundheitsminister Lauterbach fordert die Länder zum Handeln auf, damit die Babyboomer-Generation gut versorgt werden könne.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach fordert die Länder auf, zügig mehr Medizinstudienplätze zu schaffen, da in den nächsten Jahren Zehntausende Ärzte aus dem Beruf ausscheiden. "Dieses Defizit können wir nicht ausgleichen, indem wir ärmeren Ländern dort dringend benötigtes Fachpersonal abwerben", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag".
"Wenn wir nicht die Zahl der Medizinstudienplätze um 5000 erhöhen, werden wir die Babyboomer-Generation in naher Zukunft nicht mehr angemessen versorgen können", fügte der Minister hinzu. Auch eine Krankenhausreform ergebe "wenig Sinn, wenn uns für die Kliniken nachher die Ärzte fehlen".
Jeder fünfte Arzt steht vor dem Ruhestand
Nach Angaben der Bundesregierung beginnen in Deutschland derzeit jährlich etwa 11.600 Studentinnen und Studenten ein Medizinstudium. Insgesamt gibt es etwa 75.000 Medizinstudierende, von denen allerdings mehr als 7700 im Ausland eingeschrieben sind.
2021 waren bei den Landesärztekammern insgesamt 416.120 berufstätige Ärztinnen und Ärzte gemeldet. Nach Angaben der Bundesärztekammer steht allerdings jeder fünfte von ihnen unmittelbar vor dem Ruhestand.
Bayern plant mehr Medizinstudienplätze
Und ein Ausbau von Medizinstudienplätzen kommt kaum voran. Einzig Bayern plant ein nennenswertes Plus, ergab eine Umfrage der Zeitung in allen Bundesländern. "In den kommenden Jahren" sollen dort 2700 neue Medizinstudienplätze entstehen, teilte das Wissenschaftsministerium in München mit.
An der Universität Oldenburg soll perspektivisch von 120 auf 200 Studienplätze aufgestockt werden. Die Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft gab an, dass an der Berliner Charite in diesem Jahr 19 zusätzliche Medizinstudienplätze entstehen sollen. Die meisten anderen Länder planen für dieses Jahr keinen Zuwachs.
"Die Länder müssten jetzt handeln"
Der Deutsche Ärztetag hatte bereits im Mai vergangenen Jahres gefordert, die Zahl der Studienplätze um 6000 zu erhöhen. Auch der Marburger Bund warnte vor dem Mangel an Medizinstudienplätzen. Der geplante Zuwachs sei "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagte die Vorsitzende Susanne Johna. "Selbst wenn man jetzt aufstockt, ist der Wettlauf gegen die Zeit kaum zu gewinnen", erklärte sie mit Blick auf das sechsjährige Studium und mindestens fünf Jahren Facharztweiterbildung.
Unterstützung kommt auch von der Bundesärztekammer. "Die Länder müssten jetzt handeln", fordert Präsident Klaus Reinhardt in der Zeitung. "Die Fakultäten haben aber Angst vor Qualitätsverlust in der Lehre, wenn sie immer mehr Studenten ohne zusätzliche Mittel ausbilden." Da das Medizinstudium für die Länder sehr teuer ist, schlägt Reinhardt vor, dass der Bund für den Ausbau von Medizinstudienplätzen Geld zuschießt.