Porträts Das SPD-Spitzentrio
Für sein neues Stellvertreter-Trio hat sich der SPD-Vorsitzende Kurt Beck zwei prominente Kabinettsmitglieder und eine SPD-Linke aus seiner rheinland-pfälzischen Heimat ausgesucht.
Andres Nahles: Das Comeback der prominenten Linken
Andrea Nahles ist eine der wichtigsten Vertreter des linken Parteiflügels. Die 36-Jährige aus Rheinland-Pfalz trat 1988 in die SPD ein. Von 1995 bis 1999 war sie Juso-Vorsitzende. Im Dezember 2003 rückte Nahles ins SPD-Präsidium auf. Sie leitete die Arbeitsgruppe "Bürgerversicherung" beim Parteivorstand. Dem Bundestag gehörte sie von 1998 bis 2002. Seit Oktober 2005 ist sie wieder im Parlament vertreten.
Nahles wurde vor eineinhalb Jahren wegen des Streits um den Generalsekretär-Posten verantwortlich gemacht, für den Sturz von Franz Müntefering als SPD-Chef und galt deswegen vorübergehend als "persona non grata" in der SPD: Sie hatte sich gegen dessen Willen als Generalsekretärin beworben und gewann im Parteivorstand auch gegen dessen Kandidaten Kajo Wasserhövel. Müntefering trat daraufhin zurück, Nahles verzichtete auf den Generalsekretärsposten. Doch an dem engen Draht zu Beck änderte sich deshalb nichts. In seinen SPD-Umbauplänen spielte die aus Mayen in der Eifel stammende studierte Germanistin immer eine wichtige Rolle. Ihre nicht wenigen Kritiker in der jetzigen SPD-Führung trauen ihr immer noch nicht richtig über den Weg.
Peer Steinbrück: die konstante Größe
Peer Steinbrück ist der einzige der noch fünf Stellvertreter, der diesen Posten behalten soll. Sein nordrhein-westfälischer Landesverband in der SPD ist mächtig genug, um auf jeden Fall einen Parteivize aus seinen Reihen durchzusetzen. Der gebürtige Hamburger war in den 70er Jahren in mehreren Bundesministerien tätig. 1985 wechselte er nach Nordrhein-Westfalen, dort leitete er von 1986 bis 1990 das Büro von Ministerpräsident Johannes Rau (SPD). Von 1993 bis 1998 war er Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein, im Anschluss in gleicher Funktion in Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2000 wurde er dort Finanzminister und 2002 Ministerpräsident. Mitglied der SPD ist Steinbrück seit 1969. Seit November 2005 ist der 60-Jährige stellvertretender Parteivorsitzender.
Steinbrücks größte Niederlage war zugleich der Grundstein für seinen größten Aufstieg. Im Mai 2005 verlor die NRW-SPD die Landtagswahl, ein halbes Jahr später wurde er zum Bundesfinanzminister vereidigt. Unter Steinbrück entwickeln sich die Steuereinnahmen derzeit so gut wie noch nie in der bundesdeutschen Geschichte. Wie Steinmeier bewirbt sich auch Steinbrück 2009 erstmals um ein Bundestagsmandat. Die Suche nach einem passenden Wahlkreis und einem prominenten Listenplatz ist aber offenbar noch nicht abgeschlossen.
Frank-Walter Steinmeier: Karriere mit Schröder
Frank-Walter Steinmeier ist der breiten Öffentlichkeit erst seit knapp zwei Jahren bekannt. Als Außenminister gehört Steinmeier zu den beliebtesten Politikern in Deutschland. Eine Blitzkarriere macht der Außenminister nun auch in der SPD. Bislang gehörte der 51-Jährige als gewählter Vertreter keinem einzigen SPD-Führungszirkel an.
Die Laufbahn des heute 51-Jährigen war lange Zeit mit der von Gerhard Schröder verbunden. Der Jurist war einst Büroleiter des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Schröder. Der berief Steinmeier im Juli 1999 zum Chef des Kanzleramtes. Diese Funktion gelangte durch den BND-Untersuchungsausschuss in diesem Jahr noch einmal ins Zentrum der Öffentlichkeit. In der Affäre um den langjährigen Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz geriet Steinmeier in die Kritik, er habe sich zu wenig für dessen Freilassung eingesetzt.
Mitglied der SPD ist Steinmeier seit 1975. Er gehört bisher nicht dem SPD-Vorstand an. 2009 will er erstmals für ein Bundestagsmandat kandidieren. Sein Wahlkreis soll in Brandenburg liegen. Steinmeier gilt neben SPD-Chef Beck als ein möglicher Kanzlerkandidat der SPD im Jahr 2009.