Aktion im Saarland Gratis-Bäume gegen die Hitze
Viele Innenstädte heizen sich im Sommer enorm auf. Schuld daran sind vor allem versiegelte Flächen und Plätze. Die Stadt Saarlouis setzt deshalb auf Begrünung - und bietet Hausbesitzern kostenlose Bäume an.
Petra Port wohnt an einer viel befahrenen Straße. Bislang brauchte sie ihren zugepflasterten Vorgarten als Stellplatz für die Autos ihrer Kinder. Doch die sind jetzt ausgezogen, da hat sie die Chance ergriffen und einen Antrag gestellt.
"Bei dem Wetter momentan sind vor meiner Tür gefühlte 60 Grad, da läuft direkt der Schweiß. Und so ein Baum, der spendet Schatten und bindet ja auch die Abgase." Auf solche Freiwillige hofft die Stadt. Mit 200 Bäumen ist die Aktion gestartet.
Zahl heißer Tage erhöht sich stark
Die Idee für das Projekt kam nach einer Stadtklimaanalyse. Durch die Lage in einer Ebene ist Saarlouis sowieso schon eine wärmere Stadt. Kommt noch der Klimawandel dazu, wird es laut Gutachten im Sommer nahezu unerträglich.
"Wir haben in vielen Bereichen entlang der Straßen und auf Plätzen bereits jetzt eine starke Überhitzung," sagt Andreas Ney, Umweltschutzbeauftragter der Stadt. "Laut Analyse wird sich die Zahl der heißen Tage über 30 Grad bis 2040 um etwa 60 Prozent erhöhen." Viele Planungshinweiskarten seien tief rot eingefärbt. Da sei klar gewesen: Das Stadtbild wird sich anpassen müssen.
Klimagutachten für Saarlouis
"Warum nicht einfach die Vorgärten nutzen?"
Grund für die Überhitzung in Innenstädten sind die zahlreichen versiegelten Flächen und Plätze sowie der verkehrsgerechte Straßenausbau. Die Stadt Saarlouis besitzt natürlich selbst viele dieser "Hitzeherde", die sie langfristig angehen will. Doch häufig stehen dort einer Umgestaltung gegensätzliche Nutzungsinteressen entgegen. Wieder andere Grundstücke eignen sich nicht.
"Entlang von Straßen ist eine Bepflanzung oft besonders schwierig, weil Leitungen im Untergrund verlaufen oder man nicht auf Einfahrten oder Parkplätze verzichten will," erklärt Ney. Außerdem sei es dort meist teurer den Boden aufzureißen und zu pflanzen. "Da haben wir gedacht, warum nicht einfach die Vorgärten ein paar Meter daneben nutzen und Bäume verschenken." Als Gegenleistung wird erwartet, dass der Hauseigentümer den Baum möglichst dauerhaft erhält.
Andreas Ney begutachtet Vorgärten in Saarlouis
Vielen ist es zu teuer oder zu viel Arbeit
Mehr als 30 Bäume hat die Stadt in einer Broschüre zur Auswahl. Für jede Vorgartengröße den passenden Baum. Angst um das Mauerwerk - dass der Baum Wurzeln hinein schlagen könnte - sei unbegründet, sagt Gärtnermeister Sven Bruns. "Bei Bäumen mit kleinen Kronen reichen zwei Meter Abstand. In vielen Fällen entspricht die Ausdehnung der Krone der Ausdehnung der Wurzel." Man könne aber auch gezielt Bäume pflanzen, die tief statt breit wurzeln.
Je nach Größe und mit Einpflanzung kostet das Ganze allerdings mehrere hundert Euro. Die Stadt selbst hat sich beim Bund um Fördermittel beworben. Im Rahmen des Bundesprogramms "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" wird das Projekt zu 90 Prozent unterstützt.
Auch Stefan Heib hat sich für die Aktion gemeldet. Einen Busch hat er schon im Vorgarten, wünscht sich aber mehr Schatten. "Im Sommer kann ich kaum die Fensterläden hoch machen," erzählt er. Früher habe es mehr begrünte Vorgärten gegeben, die Straße sei kahl geworden. Woran das liege? "Die Leute haben mehr Autos. Oder sie wollen die Arbeit nicht." Anderen sei ein Baum inklusive Einpflanzung schlichtweg zu teuer. "So ein Baum ist ja auch nicht unbedingt billig in der Größe." Er hofft, dass sich durch die Aktion weitere Anwohner entscheiden, einen Baum zu nehmen.