tagesthemen-Interview Finnland geht von NATO-Beitritt bis Sommer aus
Finnland will zusammen mit Schweden in die NATO, aber diese Pläne durchkreuzt derzeit die Türkei. Der finnische Präsident Niinistö will seinen Antrag auf keinen Fall zurückziehen. Aber was bedeutet das für das Nachbarland?
Schweden und Finnland wollen der NATO beitreten, doch die Türkei blockiert derzeit eine schwedische Mitgliedschaft. In einem Interview mit den tagesthemen schloss der finnische Präsident Sauli Niinistö nicht generell aus, dass sein Land auch ohne den schwedischen Nachbarn NATO-Mitglied werden würde. "Finnland hat seinen Willen zum Beitritt klar zum Ausdruck gebracht und wird seine Willenserklärung keinesfalls zurückziehen. Aber wir ermutigen die Türkei in keiner Weise, Schweden und Finnland zu trennen."
Es liege nun in der Hand der Türkei Entscheidungen zu treffen, sagte Niinistö weiter. Er sei "sehr optimistisch", dass beide Länder noch vor dem NATO-Gipfel in Vilnius Mitte Juli beigetreten sein werden. Finnland würde von einer gemeinsamen Mitgliedschaft mit Schweden profitieren, sagte der finnische Präsident. "Es ist immer gut, einen Partner im Rücken zu haben.'"
Bei "Leopard"-Lieferung zurückhaltend
Bei der Frage nach der Lieferung von "Leopard"-Kampfpanzern an die Ukraine äußerte sich Niinistö zurückhaltend. "Als einziges Land, das "Leoparden" hat, sind wir nicht in der NATO und wir haben eine sehr lange Grenze zu Russland. Deswegen kann der finnische Beitrag zahlenmäßig nur sehr gering sein." Daran werde auch ein NATO-Beitritt nicht viel ändern.
Friedensverhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sieht Niinistö derzeit nicht in greifbarer Nähe. Allerdings unterstütze er die Position von Bundeskanzler Olaf Scholz und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dass es jederzeit die Möglichkeit geben müsse, zu reden.
Einen Waffenstillstand hält er nicht für zielführend, denn dieser würde automatisch zur Vorbereitung eines neuen Angriffs genutzt werden. "Dieser Krieg könnte sehr, sehr lange dauern", erklärte der finnische Präsident, das bestätigten auch Einschätzungen bei der Münchener Sicherheitskonferenz.