Verlauf der Özil-Debatte Vom Erdogan-Foto bis zum Rücktritt
Dem Rücktritt Mesut Özils aus der Nationalmannschaft ist eine monatelange Debatte vorausgegangen. Auslöser waren die Fotos von Özil und Teamkollege Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Erdogan.
14. Mai: Bilder von Mesut Özil und Ilkay Gündogan kurz vor der WM-Nominierung sorgen für Wirbel. Die Nationalspieler lassen sich in London mit dem türkischen Staatschef Erdogan ablichten. Die Fotos werden von Erdogans Partei veröffentlicht. Es hagelt Kritik.
Dieses Foto vom Treffen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan in London löst am 14. Mai die Debatte aus.
15. Mai: Die beiden in Gelsenkirchen geborenen Spieler mit türkischen Wurzeln stehen im WM-Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw. Kritik gibt es weiter. DFB-Präsident Reinhard Grindel spricht von einem "Fehler" der beiden. Er mahnt aber einen maßvollen Umgang mit dem Thema an.
19. Mai: Özil und Gündogan treffen in Berlin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen. Zudem führen sie ein klärendes Gespräch mit der DFB-Spitze. Wie sich die beiden Fußballstars intern genau erklären, erfährt die Öffentlichkeit nicht.
Özil und Gündogan treffen sich am 19. Mai mit Bundespräsident Steinmeier.
2. Juni: Die Diskussion ist auch zwei Wochen nach dem Erdogan-Treffen nicht beendet. Beim Testspiel in Österreich gibt es aus dem deutschen Fanblock vereinzelt Pfiffe gegen Özil und Gündogan.
5. Juni: Özil schweigt weiter und gibt als einziger Nationalspieler am Medientag der Nationalmannschaft kein Interview. Gündogan erklärt sich hingegen: "Wir haben aufgrund unserer türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin." Özil und er hätten niemals "ein politisches Statement" setzen wollen.
7. Juni: Oliver Bierhoff versucht, eine Woche vor dem WM-Start die Debatte zu beenden. "Was hätten wir noch mehr machen sollen? Ich bin der Meinung, wir haben sehr viel gemacht - und jetzt reicht es dann auch", sagt der DFB-Teammanager.
Bierhoff versuchte die Debatte um Özil mit einer Basta-Ansage zu beenden.
8. Juni: Beim Länderspiel in Leverkusen gegen Saudi-Arabien wird Gündogan vom Publikum lautstark ausgepfiffen. "Das hat mich schon geschmerzt", sagt Löw. Auch Teamkollegen äußern sich: "Wir sagen immer, das Thema ist beendet. Anscheinend ist das nicht der Fall", stellt Sami Khedira fest.
10. Juni: Ligapräsident Reinhard Rauball kritisiert den DFB für sein Krisenmanagement. "Das Thema ist in der Tat unterschätzt worden", sagt er der "Bild am Sonntag". "Und ich glaube auch, dass man es nicht alleine mit den Maßnahmen und Erklärungen, die bisher erfolgt sind, aus der Welt schaffen kann."
13. Juni: Bundestrainer Joachim Löw sagt nach der Ankunft im WM-Quartier in Watutinki, es sei nun seine Aufgabe, Özil und Gündogan in Form zu bringen. Für ihn sei "zu diesem Thema alles gesagt".
15. Juni: Teammanager Bierhoff will die weitere Beschäftigung mit der Erdogan-Affäre vertagen: "Nach der WM ist ja auch Zeit."
17. Juni: Mannschaftskapitän Manuel Neuer sagt der "Bild am Sonntag": "Am Anfang hat das schon ein bisschen gestört in der Mannschaft, war sogar belastend." Dies sei nun aber Vergangenheit. Den WM-Auftakt verliert das deutsche Team 0:1 gegen Mexiko.
Die Niederlage gegen Südkorea am 27. Juni, die das deutsche WM-Aus besiegelte, war das letzte Länderspiel Özils.
30. Juni: Özil schreibt drei Tage nach dem WM-Aus bei Twitter: "Ich werde einige Zeit brauchen, um darüber hinweg zu kommen."
6. Juli: Oliver Bierhoff gibt der "Welt" ein Interview und sagt dabei: "Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet." Später rudert Bierhoff zurück und fühlt sich missverstanden. Es sei nicht falsch gewesen, Özil mit zur WM zu nehmen.
Grindel fordert am 8. Juli eine Entschuldigung Özils
8. Juli: DFB-Präsident Reinhard Grindel fordert im "Kicker" eine öffentliche Erklärung von Özil. Dieser solle sich "auch in seinem eigenen Interesse öffentlich äußern".
22. Juli: Özil bricht sein Schweigen. Er verteidigt seine Fotos mit Erdogan, attackiert den DFB und dessen Chef Grindel scharf und erhebt auch schwere Vorwürfe gegen deutsche Medien und einen DFB-Sponsor. "Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre", teilt er via Twitter auf Englisch mit.