
Wegen Mordes und Körperverletzung Haftbefehl nach Todesfahrt in Mannheim
Einen Tag nach der Todesfahrt in der Mannheimer Fußgängerzone mit zwei Toten hat das Amtsgericht Haftbefehl gegen den Fahrer erlassen. Ihm wird zweifacher Mord sowie fünffacher versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Nach der Amokfahrt in Mannheim hat das Amtsgericht Haftbefehl gegen den Autofahrer erlassen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Das teilten Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt (LKA) am Dienstagabend mit. Dem 40-jährigen Alexander S., der am Montag kurz nach der Tat festgenommen worden war, wird zweifacher Mord sowie fünffacher versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Er war am Montagmittag mit einem schwarzen Kleinwagen mit hohem Tempo in die Fußgängerzone in der Mannheimer Innenstadt gerast, dabei kamen zwei Menschen ums Leben, elf weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Bei den Todesopfern handelt es sich um einen 54-jährigen Mann aus Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) und eine 83-jährige Frau.
Verletzte auf mehrere Krankenhäuser in der Region verteilt
Von den Verletzten wurden am Montag drei im Universitätsklinikum Mannheim versorgt, darunter ein Kind. Zudem gab es dort eine Notfallbetreuung. Am Dienstag konnte das Kind nach SWR-Informationen entlassen werden. Mittlerweile, so das Klinikum, laufe wieder der "Normalbetrieb". Zwei Verletzte wurden vom Universitätsklinikum Heidelberg aufgenommen. Sie seien mittlerweile außer Lebensgefahr, teilte das Uniklinikum am Mittwoch mit. Ein Verletzter wird in der BG-Klinik in Ludwigshafen versorgt. Mehrere Verletzte wurden im Mannheimer Theresienkrankenhaus aufgenommen, alle seien mittlerweile entlassen worden, sagte eine Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage.
Amokfahrer wurde am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt
Bei seiner Festnahme soll sich der in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) wohnende Deutsche Alexander S. mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen haben. Er kam ins Krankenhaus und wurde dort bewacht. Am Dienstag wurde er dann aus dem Krankenhaus geholt und dem Haftrichter vorgeführt.
Alexander S. macht bislang keine Angaben zur Amokfahrt
Das Motiv der Tat ist nach wie vor unklar. Er machte nach Angaben der Behörden bislang keine Angaben. Auch aus der Durchsuchung seiner Wohnung und seines Fahrzeugs am Montag hätten sich keinerlei Hinweise auf seine Beweggründe ergeben. Allerdings gibt es Hinweise auf psychische Vorerkrankungen, die darauf hindeuteten, "dass sich der Tatverdächtige in einem psychischen Ausnahmezustand" befand. Staatsanwaltschaft und LKA gehen davon aus, dass der Mann allein handelte. Die sichergestellte Schreckschusswaffe sowie schriftliche Unterlagen und digitale Datenträger würden derzeit ausgewertet.
Nach Angaben der Polizei ist der Tatverdächtige Alexander S. mehrfach vorbestraft. Wie die Staatsanwaltschaft Mannheim bestätigte, sei gegen den Mann 2010 ein Verfahren wegen unerlaubten Führens einer Schreckschusswaffe geführt worden. Auch wegen eines Hasskommentars unter einem als rechtsextrem eingestuften Bild auf der Social-Media-Plattform Facebook musste sich S. verantworten. Ein politisches Motiv für die Tat schließt die Staatsanwaltschaft aber bislang aus.
Auch ein im Auto des Mannes entdeckter Zettel beschäftigt die Ermittler. Auf diesem sind Bleistiftskizzen zu sehen. Notiert sind demnach in etwas krakeliger Schrift Geschwindigkeit und Fahrt. Die Ermittler müssen jetzt prüfen, inwieweit diese Aufzeichnungen relevant für die Aufklärung der Tat sind.
Oberbürgermeister Specht: "Mannheim hält zusammen"
Im Interview mit SWR-Moderatorin Stephanie Haiber lobte Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) das schnelle Handeln der Polizei- und Rettungskräfte sowie den Zusammenhalt der ganzen Stadt. Mitarbeiter des Universitätsklinikums seien aus dem Urlaub zurückgekommen, um Verletzte möglichst schnell zu versorgen - die Händler vor Ort hätten den anwesenden Menschen nicht nur in ihren Läden Zuflucht gewährt, sondern teilweise sogar noch nach Hause gefahren. "Das sind hoffnungsfrohe Zeichen trotz dieser Tragödie", so der Politiker.
Wir lassen uns nicht auseinandertreiben, Mannheim hält zusammen. Christian Specht (CDU), Oberbürgermeister Mannheim
Ganz besonders hob Specht hierbei den pakistanisch-stämmigen Taxifahrer hervor, der dem Amokfahrer hinterherfuhr und dessen Auto blockierte. Nach Aussagen der Polizei habe er durch das "heldenhafte Handeln" Schlimmeres verhindert. Am Mittwoch wollen sich Oberbürgermeister und Taxifahrer persönlich treffen.
Mit Blick nach vorne kündigte Specht an, es werde in den nächsten Wochen und Monaten eine starke Polizeipräsenz geben. Man wolle den Leuten so das Gefühl von Sicherheit vermitteln. Objektiv sei man unter anderem mit der Videoüberwachung in der Stadt bereits gut aufgestellt.
Trauer in der Mannheimer Innenstadt nach tödlicher Amokfahrt
Am Morgen nach der Tat war am Paradeplatz im Herzen der Mannheimer Innenstadt nichts mehr von den Folgen der tödlichen Autofahrt zu sehen. Am Brunnen in der Mitte des Platzes hat jemand ein Grablicht aufgestellt. Auf einem Rasenstück dahinter lagen aufgereiht etwa ein Dutzend weiße Rosen. Die hatten am Montagabend unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) dort als Trauerbekundung für die Opfer abgelegt. Ein paar Meter weiter standen mehrere Mitarbeiter zweier Kamerateams. Davor fuhren Straßenbahnen, die Straßenreinigung war im Einsatz.
Der SWR hat am Morgen nach der Tat Passanten befragt:
An den städtischen Gebäuden hingen die Fahnen auf Halbmast. Die Sängerin Maite Kelly sagte aus Respekt vor den Opfern ein für Mittwoch geplantes Konzert in Mannheim ab. Auch am Buchener Rathaus gab es im Gedenken an die Todesopfer Trauerbeflaggung.

Im Mannheimer Rathaus liegt ein Kondolenzbuch aus.
Fasnachtsmarkt, Buden und einige Geschäfte geschlossen
Der Fasnachtsmarkt fand am Dienstag nicht mehr statt, auch die Straßenfasnacht in der Stadt fiel aus. Außerdem blieben laut Medienberichten drei große Innenstadt-Kaufhäuser geschlossen. "Die Bestürzung bei den Händlern ist riesengroß", sagte Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden, dem "Mannheimer Morgen". Noch am Sonntag hatten in der Innenstadt rund 250.000 Menschen den gemeinsamen Fasnachtsumzug der Städte Mannheim und Ludwigshafen besucht, der in diesem Jahr durch Mannheim führte.

Mehrere Geschäfte in der Mannheimer Innenstadt bleiben am Dienstag geschlossen.
Andacht in Citykirche Konkordien
Am frühen Dienstagabend fand in der Citykirche Konkordien in der Innenstadt eine ökumenische Andacht statt. Dort wurde gemeinsam getrauert, der Toten gedacht und für die Verletzten gebetet. Neben Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) nahmen daran unter anderem die evangelische Landesbischöfin Heike Springhart und der katholische Erzbischof von Freiburg, Stephan Burger, sowie Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) teil.
Nach Amokfahrt in Mannheim: Notfallseelsorger ansprechbar
Seit Dienstag sind bis einschließlich Freitag täglich von 11 bis 17 Uhr Notfallseelsorger in der Nähe des Wasserturms im Einsatz, in einem Container der Mannheimer Feuerwehr. Sie seien ansprechbar für alle Bürgerinnen und Bürger, die das Geschehen gemeinsam verarbeiten wollen, hieß es. Zudem laufen die Notfallseelsorger die Planken auf und ab, teilte die evangelische Kirche Mannheim weiter mit.
Mehrere Fasnachtsumzüge abgesagt
Mehrere Fasnachtsumzüge in der Rhein-Neckar-Region wurden nach dem Geschehen in Mannheim abgesagt. Darunter waren die Umzüge in Heidelberg sowie in Schwetzingen und Brühl (beide Rhein-Neckar-Kreis). Der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) teilte mit, in einer solchen Situation sei es "nicht richtig, ein fröhliches Fest zu feiern". Es waren auch kleinere Umzüge in einigen Mannheimer Stadtteilen geplant, auch diese fielen aus. Das galt auch für den Marktplatzfasching in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis). Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just (CDU) betonte, man könne jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen, Feiern passe nicht zur aktuellen Lage.
Der Umzug in Stuttgart fand dagegen am Dienstag statt, gleiches gilt für Ehingen (Alb-Donau-Kreis), Schwäbisch Gmünd und Ellwangen (beide Ostalbkreis).
Sendung am Di., 4.3.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW