picture alliance/dpa | Uwe Anspach

Amokfahrt in Mannheim Ermittler sehen weiterhin kein politisches Motiv

Stand: 05.03.2025 17:23 Uhr

Nach der Todesfahrt in Mannheim verdichten sich die Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Mannes. Laut dem LKA Baden-Württemberg gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass er ein extremistisches oder politisches Motiv hatte.

Nach der Todesfahrt von Mannheim verdichten sich die Hinweise auf eine seit Jahren herrschende psychische Erkrankung des mutmaßlichen Täters. Es gebe weiterhin keine Anhaltspunkte dafür, dass der 40-Jährige Alexander S. extremistische oder politische Beweggründe für seine Tat hatte. Das gaben die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) am Mittwochnachmittag bekannt. Bei seiner Fahrt durch die Mannheimer Fußgängerzone hatte er zwei Menschen getötet und insgesamt 14 Menschen verletzt. Die intensiven und umfangreichen Ermittlungen würden sich insbesondere auch auf die Motivlage des Tatverdächtigen richten.

Nach Amokfahrt in Mannheim: Psychische Erkrankung beim mutmaßlichen Täter

Teil der Ermittlungen seien umfangreiche ärztliche Unterlagen und eine Vielzahl sich gegenseitig bestätigender Zeugenaussagen. Deshalb sei davon auszugehen, dass bei dem Tatverdächtigen seit vielen Jahren eine psychische Erkrankung vorliege. Von Seiten des LKA heißt es weiter, Alexander S. habe sich in der Vergangenheit regelmäßig in ärztlicher beziehungsweise psychiatrischer Behandlung befunden. Zuletzt im vergangenen Jahr auch stationär.

Medienberichte: Kontakte ins rechtsextreme Milieu

Bereits am Dienstag hatte es Medienberichte gegeben, wonach der 40-Jährige mögliche Kontakte ins rechtsextreme Milieu hatte. Zuletzt im Jahr 2018. Auch darauf nehmen die Ermittler in einer Mitteilung am Mittwoch Bezug: Diese Medienberichte seien den Ermittlungsbehörden bekannt, heißt es. Sie stünden ebenfalls im Fokus der Ermittlungen. Der Mann, der zuletzt in Ludwigshafen wohnte, war wegen eines Kommentars auf einer Social Media Plattform 2018 wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen verurteilt worden. Auch das werde im Rahmen der Ermittlungen berücksichtigt.

Tote nach Amokfahrt mit Auto in Mannheim: Keine Anhaltspunkte für extremistische Gesinnung des Tatverdächtigen

Darüber hinaus soll es Abfragen bei verschiedenen Nachrichtendiensten gegeben haben. Sie hätten allerdings zu keinen "extremismusrelevanten Rückmeldungen" geführt. Gleiches gelte, so die Pressemitteilung weiter, für die von den Ermittlern gesichteten Asservate. Bislang gebe es keinerlei Anhaltspunkte für eine extremistische Gesinnung des Tatverdächtigen. Darüber hinaus werde weiterhin ausgewertet.

Im neuesten Stand zu den Ermittlungen nimmt das LKA auch Bezug auf Social-Media-Inhalte: Deren Auswertung sei seit Beginn der Ermittlungen ein weiterer Schwerpunkt. Sie liegen beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg und hier unter Federführung der vom Staatsschutz- und Anti-Terrorismuszentrums (SAT BW) geführten Ermittlungen. Dabei gehe es um die Recherche von Aktivitäten, Kontakten, Freunden und Bezügen des Tatverdächtigen innerhalb von Social Media und Messenger-Apps. Im Laufe der vergangenen Tage waren zahlreiche Fake-News zum Vorfall im Umlauf.

Rekonstruktion der Amokfahrt in Mannheim

Die Rekonstruktion des komplexen Tatablaufs dauere unterdessen weiter an, heißt es. Auch der Taxifahrer, der am Rosenmontag den 40-Jährigen gestoppt haben soll, sei vernommen worden. Er habe nach aktueller Sachlage dazu beigetragen, den Tatverdächtigen an seiner der Fahrt zu hindern. Im Fokus stand auch ein Zettel, der hinter der Windschutzscheibe des Tatfahrzeugs zu erkennen war: Dieses "Schriftstück mit verschiedenen mathematischen Formeln, das im Fahrzeuginnenraum gefunden wurde", befinde sich aktuell in der forensischen Auswertung.

Zahl der Verletzten korrigiert

Zudem korrigierte das LKA die Zahl der Verletzten von 11 auf 14, darunter befinde sich auch ein zweijähriges Kind. Nach SWR-Informationen wurden drei der Verletzten im Universitätsklinikum Mannheim versorgt, darunter ein Kind. Dieses Kind sei am Dienstag wieder entlassen worden, so das Universitätsklinikum Mannheim. Zwei Verletzte wurden vom Universitätsklinikum Heidelberg aufgenommen. Sie seien mittlerweile außer Lebensgefahr, teilte das Uniklinikum am Mittwoch mit. Ein Verletzter wird weiterhin in der BG-Klinik in Ludwigshafen versorgt. Sieben Verletzte wurden im Mannheimer Theresienkrankenhaus aufgenommen, alle seien mittlerweile wieder entlassen worden, sagte eine Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage.

Opferbeauftragte in BW und RP tauschen sich aus

Unter den Verletzten der Todesfahrt von Mannheim sind auch vier Menschen aus Rheinland-Pfalz. Ihr Wohnsitz liege in Ludwigshafen, also direkt auf der anderen Rheinseite von Mannheim, sagte der Opferbeauftragte der Landesregierung, Detlef Placzek. Es handelt sich den Angaben zufolge um drei Männer im Alter von 46, 33 und 31 Jahren sowie um eine 62-jährige Frau.

Opferbeauftragte beider Bundesländer tauschen sich aus. Er stehe in engem Austausch mit dem Opferbeauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg, Alexander Schwarz, um mit den Betroffenen in Kontakt zu treten und Unterstützung anzubieten, so Placzek. Am Dienstagabend hatte es darüber hinaus eine Andacht für die Opfer in Mannheim gegeben.

Sendung am Mi., 5.3.2025 17:00 Uhr, SWR1 BW Nachrichten

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR 1 am 05. März 2025 um 17:00 Uhr in den Nachrichten.