In Bad Schönborn wurde die derzeit größte schwimmende PV-Anlage in Deutschland eingeweiht

Baden-Württemberg Bundesweit größte schwimmende PV-Anlage in Bad Schönborn eingeweiht

Stand: 21.10.2024 15:55 Uhr

In Bad Schönborn ist am Montag eine schwimmende Photovoltaik-Anlage eingeweiht worden. Es ist die derzeit größte in Deutschland, etwa so groß wie zwölf Fußballfelder.

Deutschlands derzeit größte schwimmende Photovoltaik-Anlage ist am Montag in Bad Schönborn (Kreis Karlsruhe) eingeweiht worden. Sie schwimmt auf dem Philippsee. Der ist knapp 60 Hektar groß. Ungefähr 15 Prozent der Seefläche sind jetzt mit schwimmenden Solarmodulen bedeckt. Das sind gut acht Hektar, also etwa zwölf Fußballfelder. Bei der Eröffnung war auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit dabei.

Seit dem 1. August produziert die Anlage Strom, in Spitzenzeiten sind es 15 Megawatt. Der Strom fließt in das Kieswerk am Baggersee. Überschüssige Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist.

Schwimmende Solaranlage in Bad Schönborn geht in Betrieb

Immer größere Projekte mit schwimmender Photovoltaik

Noch im Juli lag die maximale Gesamtleistung aller schwimmenden Photovoltaik-Anlagen in Deutschland zusammengerechnet bei 21 Megawatt, so das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme. Im Ausland gibt es schon deutlich größere Anlagen und auch in Deutschland werden aktuell einige Projekte gebaut. Schon im kommenden Winter soll in Cottbus eine noch größere schwimmende Photovoltaik-Anlage ans Netz gehen.

Ursprünglich gab es größere Pläne in Bad Schönborn. Nach Vorgaben des Bundes dürfen schwimmende Solaranlagen aber nur auf maximal 15 Prozent der Seefläche entstehen. Der Grund sind Naturschutzbedenken. Der Regionalgeschäftsführer des BUND Mittlerer Oberrhein sagte gegenüber dem SWR, es brauche noch weitere Untersuchungen zum Thema. Grundsätzlich halte er aber die Vorhaben für "absolut unterstützenswert".

Ministerpräsident Kretschmann sagte bei der Eröffnung der schwimmenden PV-Anlage in Bad Schönborn, er wolle sich beim Bund dafür einsetzen, dass die 15-Prozent-Regel erweitert werde. "Bei 35 Prozent wären 900 Megawatt in Baden-Württemberg möglich, und das umweltverträglich."

Ministerpräsident Winfried Kretschmann war bei der Einweihung der schwimmenden PV-Anlage in Bad Schönborn.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann war bei der Einweihung der schwimmenden PV-Anlage in Bad Schönborn.

Man sollte das Potenzial nicht liegen lassen. Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württtemberg

LUBW sieht Potenzial für Photovoltaik-Anlagen auf Baggerseen am Oberrhein

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg LUBW sieht vor allem im Oberrheingraben großes Potenzial für sogenannte Floating PV-Anlagen. Die schwimmenden Anlagen könnten für Kieswerkbetreiber profitabel sein, da sie den Strom für den Betrieb ihrer schweren Maschinen direkt nutzen könnten.

Laut Landratsamt Karlsruhe gibt es inzwischen mehrere Anfragen von Kommunen, die grundsätzliches Interesse an dieser Energiegewinnung haben. Die Stadt Waghäusel (Kreis Karlsruhe) habe bereits einen Antrag gestellt, um eine entsprechende Anlage auf einem Baggersee in Wiesental einrichten zu dürfen. In Baden-Württemberg sind schwimmende Solaranlagen bereits in Renchen (Ortenaukreis) und in Ostrach (Kreis Sigmaringen) in Betrieb.

Vor- und Nachteile von schwimmenden PV-Anlagen

Schwimmende PV-Anlagen nutzen Flächen, die sonst ungenutzt bleiben. Außerdem zeigen erste Studien, dass die Verdunstung eines Sees offenbar verringert wird. Dazu kommt, dass PV-Module vor allem dann viel Strom produzieren, wenn sie nicht zu warm beziehungsweise heiß werden. Das heißt, ihre Effizienz ist über kühlerem Seewasser höher als auf einem von der Sonne erhitzten Dach oder einer heißen Agrarfläche. Die Auswirkungen auf die Lebewesen im See sind noch nicht besonders gut erforscht. Da die großen, floßartigen Gebilde die Lichtverhältnisse im Wasser ändern, könnte das die Photosynthese von Wasserpflanzen einschränken. Außerdem gibt es Bedenken, dass die Module sich negativ auf die Wasserqualität auswirken könnten, weil der Wind das Wasser so nicht mehr richtig durchmischen kann. Um mögliche Nachteile zu minimieren, dürfen in Deutschland maximal 15 Prozent der Wasserfläche mit PV-Anlagen bedeckt werden. Außerdem muss ein Mindestabstand zum Ufer eingehalten werden.

Sendung am Mo., 21.10.2024 6:30 Uhr, SWR4 BW Studio Karlsruhe

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