Kasernengelände mit Trümmern für Erdbeben-Übung in Mosbach

Baden-Württemberg Einsatzkräfte proben Ernstfall: Große Erdbeben-Übung in Mosbach und Mannheim

Stand: 22.10.2024 16:49 Uhr

Bei einer internationalen Katastrophenschutz-Übung in Mosbach und Mannheim bereiten sich hunderte Einsatzkräfte auf den Ernstfall vor. Das Szenario: Ein Erdbeben sorgt für Chaos.

Bei der internationalen Großübung "Magnitude" wird der Ernstfall eines Erdbebens am Oberrhein geprobt - 36 Stunden lang, von Donnerstag bis Samstag. Die Annahme: ein Erdbeben zwischen Mannheim und Karlsruhe. Knapp 1.000 Menschen sind an der Übung im Neckar-Odenwald-Kreis und Mannheim beteiligt.

Geübt wird beispielsweise, wie Menschen aus eingestürzten Gebäuden gerettet werden können - aber auch, wie man mit beschädigter Infrastruktur umgeht. Dabei wird unter anderem ein großflächiger Stromausfall, der Austritt von Gefahrenstoffen oder verseuchtes Trinkwasser simuliert. Es geht darum, wie gut Rettungskräfte auf einen solchen Fall vorbereitet wären.

Magnitude-Großübung in Mosbach

Die "Magnitude" ist die erste Großübung in dieser Dimension in Deutschland. Mit dabei sind Katastrophen- und Bevölkerungsschützer, Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Sie kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Griechenland. Das Land Baden-Württemberg hatte sich bereits im Jahr 2023 um die Katastrophenschutz-Übung beworben. Organisiert hat sie das Innenministerium in Stuttgart - geplant wird sie seit langer Zeit.

Wir müssen das Unvorstellbare denken, um die Menschen bestmöglich zu schützen." Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU)

Einsatzkräfte üben auf ehemaligem Kasernengelände in Mosbach

Das Szenario: ein Erdbeben der Stärke 6,9, eingestürzte Wohnhäuser und Tote, die aus Trümmern geborgen werden. Aber auch Verletzte, die versorgt werden müssen und vermisste Menschen. Einsätze werden an mehreren Orten geübt, unter anderem am Donnerstag in Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis). Dort gibt es ein großes ehemaliges Kasernengelände, auf dem Arbeiten mit schwerem Gerät trainiert werden. Es gibt Ruinen, Schuttberge und zerstörte Straßen - perfekt, um den Erdbeben-Ernstfall zu üben. 15 Hunde sollen dabei helfen, Menschen aus den Trümmern zu bergen.

Am Freitag soll dann in Schwarzach ein Gebäude der Johannes-Diakonie für Menschen mit Behinderungen evakuiert werden. In Mosbach-Neckarelz wurde eine komplette Zeltstadt aufgebaut, als Rückzugsort für die Einsatzkräfte, die in mehreren Schichten arbeiten.

Szenario: Ölunfall im Mannheimer Hafen

Ab Freitag geht die Übung in Mannheim weiter. Die Stadt hat nicht nur den zweitgrößten Rangierbahnhof Europas, sondern auch den zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands. Genau dort wird der Ernstfall geprobt. Im Hafen werden Havarien von Schiffen und Unfälle bei Gefahrguttransporten simuliert. Konkret geht es um einen großen Ölunfall. Auch wenn ein solches Ereignis unwahrscheinlich ist, sei es unerlässlich, sich darauf vorzubereiten, so Mannheims Sicherheitsdezernent Volker Proffen (CDU). Es wäre unverantwortlich, sich erst im Ereignisfall zu überlegen, wie die erforderlichen Schritte aussehen könnten, so Proffen weiter.

Fast 1.000 Menschen an Erdbeben-Großübung beteiligt

Das Innenministerium rechnet mit mehr als 750 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Rund 100 Menschen sind für die Leitung und Koordination der Übung zuständig. Dazu kommen nochmal etwa 100 Rollenspieler. Im Einsatz sind außerdem 160 Fahrzeuge und drei Hubschrauber. Das Projekt kostet rund 1,3 Millionen Euro, zum Teil finanziert von der Europäischen Kommission. Das Land Baden-Würrtemberg erhofft sich aus der Großübung Erkenntnisse, wie Koordination und Kommunikation im Ernstfall laufen und verbessert werden können.

Erdbeben sind am Oberrhein kein unwahrscheinliches Ereignis. In Baden-Württemberg sind vor allem der Oberrheingraben, die Zollernalb und die Region rund um den Bodensee betroffen. Leichte Beben werden hier häufig gemessen, so der Landeserdbebendienst (LED). Die meisten werden kaum bemerkt. Eine Vorhersage ist aber nicht möglich. Starke Erdbeben mit katastrophalen Auswirkungen sind zwar selten, aber dennoch nicht ausgeschlossen.

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