Baden-Württemberg Keine Nachfolge für Unternehmen? Dieses Portal in BW soll helfen
Dass jemand aus der Familie das eigene Unternehmen weiterführt, wird in BW immer seltener. Es muss für tausende Unternehmen eine Nachfolge her, aber wie? Das Wirtschaftsministerium will mit einem neuen Angebot unterstützen.
Ein Informationsportal des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums soll Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern unterstützen. Die Webseite "NachfolgeBW.de" soll am 18. November freigeschaltet werden und über die vorhandenen Unterstützungsangebote informieren.
Man wolle den Mittelstand im Land beim Generationswechsel unterstützen, so BW-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) in Stuttgart: "Wir beobachten (...) seit Jahren rückläufige Zahlen bei der familieninternen Übergabe, sodass die aufwendigere Suche von externen Übernehmern immer häufiger notwendig wird."
Warum finden Firmen keine Nachfolge
Warum Familienunternehmen immer schwieriger eine Nachfolge finden, erklärt Wissenschaftlerin Sidney Hribersek, die zum Thema Familienunternehmen am Heilbronner Bildungscampus der Technischen Universität München (TUM) forscht: "Früher hatten wir den Standardfall: Wir haben ein Familienunternehmen, es gibt Kinder und es ist total logisch, diese Kinder werden das Unternehmen weiterführen. Heute ist das nicht mehr unbedingt so."
Wissenschaftlerin Sidney Hribersek erklärte dem SWR im März 2024, wie sich das Thema Nachfolge in Familienbetrieben verändert hat:
Es gebe zunehmend den Trend, einen eigenen Karriereweg einzuschlagen, um Selbstverwirklichung außerhalb der Familie zu suchen. Das Bekleidungsunternehmen Trigema aus Burladingen (Zollernalbkreis), wo Tochter und Sohn das Unternehmen übernommen haben, ist Hrisbersek zufolge ein Positiv-Beispiel, da die Kinder sehr früh mit ins Unternehmen eingebunden wurden. Im Laufe der Zeit hatten sie immer mehr Verantwortung bekommen und konnten so in die Rolle hineinwachsen.
Das Familienunternehmen Trumpf aus Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) beschäftigt die Nachfolgerfrage ebenfalls. Nicola Leibinger-Kammüller ist Trumpf-Chefin in zweiter Generation und leitet die Staffelstabübergabe für ihren Nachfolger gerade in die Wege. Für ihre Kinder als dritte Generation sei die Chef-Position noch zu früh, sagte Leibinger-Kammüller dem "Handelsblatt" im vergangenen Jahr. Deshalb die Zwischenlösung: Ein familienexterner Chef aus den eigenen Trumpf-Reihen wird das Unternehmen vorerst führen.
So viele Unternehmen in BW brauchen eine Nachfolge
Und es stehen nicht bloß ein paar wenige Unternehmensnachfolgen an: Tausende Unternehmen werden in den nächsten Jahren übergeben. Das Institut für Mittelstandsforschung erwartet in Baden-Württemberg gut 5.400 Übergaben pro Jahr, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. Im vergangenen Jahr wurden in Baden-Württemberg nach Angaben des Statistischen Landesamtes rund 7.000 Nachfolgen angetreten.
Wegen der Altersstruktur der Gesellschaft in Deutschland ist weiter mit einer Zunahme an Übergaben zu rechnen. Die Landeskampagne sei ein Schritt auf dem Weg, wieder mehr Nachfolgende für Unternehmen im Land zu gewinnen, erklärt der Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), Christian Erbe. Es brauche aber auch konkrete Unterstützung durch Beratungsförderung für die Übergabe von Unternehmen.