Hertha-Spielerinnen Lotte Reimold und Senanur Yavuz klatschen ab (Bild: Imago Images/Matthias Koch)

Berlin Hertha-Frauen vor Pokalspiel gegen Wolfsburg: "Die Hürde fürs Weiterkommen ist utopisch hoch"

Stand: 05.09.2024 14:27 Uhr

Ein viel schwereres Los hätten die Hertha-Frauen im DFB-Pokal nicht ziehen können. Am Freitagabend empfängt der Regionalligist den Seriensieger VfL Wolfsburg im Amateurstadion. Trainer Manuel Meister gibt Einblicke vor der 2. Pokal-Runde.

rbb|24: Herr Meister, Ihre Mannschaft ist sehr gut in die Saison gestartet: wettbewerbsübergreifend drei Siege aus drei Spielen und ein Torverhältnis von 14:3. Damit sind Sie vermutlich zufrieden, oder?
 
Manuel Meister: Ja, viel mehr geht nicht. Natürlich hätte man alle drei Spiele auch zu Null gewinnen können. Aber wir ziehen auch den Vergleich, wie wir letztes Jahr gestartet sind und wie schwer es ist, in so eine Saison reinzukommen. Es ist immer schwer, aus so einer langen Pause zu kommen und wir sind natürlich zufrieden, dass wir diese drei Siege eingefahren haben. Aber wir wissen auch, dass noch einiges zu tun ist, um dauerhaft auf diesem Level zu spielen.

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Am Freitagabend (18:30 Uhr) geht es für die Hertha-Frauen in der 2. Pokal-Runde gegen den VfL Wolfsburg. Überwiegt die Vorfreude über den großen Namen oder der Frust, dass in der zweiten Runde voraussichtlich schon Schluss ist?
 
Ehrlicherweise muss man sagen, dass nach dem Los klar war, dass die Hürde fürs Weiterkommen utopisch hoch ist. Wir schätzen das auch ganz realistisch ein. Daher ist es viel mehr Vorfreude. Ob man eine Runde weiterkommt, ist nie garantiert - auch nicht bei einem anderen Gegner.
 
Bayern und Wolfsburg sind wahrscheinlich die attraktivsten Lose im Topf. Da ist die Vorfreude natürlich riesig. Viele dürfen dann plötzlich gegen ihre Idole oder gegen Spielerinnen, die sie selbst im Fernsehen gesehen haben, spielen. Ich glaube, was Besseres kann man als Fußballerin nicht erleben, wenn man sich mit diesen Spielerinnen messen darf - und das auch noch in einem Pflichtspiel.

Die Wolfsburgerinnen sind seit einem Jahrzehnt im Pokal ungeschlagen. Für viele Ihrer Spielerinnen geht es gegen die eigenen Idole. Wie viel Respekt hat das Team vor den Gegnerinnen?
 
Es muss für jede Spielerin individuell einen Lösungsweg geben, um das abzuschütteln. Ich glaube, dass die Gegnerinnen - also ihre Vorbilder - sie am meisten respektieren, wenn sie alles geben und schauen, wie weit und wie sehr sie damit die Gegner vor Probleme stellen können.

Sie spielen gegen Schülerinnen, Studentinnen und Arbeitnehmerinnen, die nach der Arbeit und nach dem Studium am Freitag in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals antreten.

Der Kader der Wölfinnen hält einige große Namen bereit. Gab es beim Training schon Diskussionen darüber, wer nach dem Spiel versucht, welches Trikot zu tauschen? Ich könnte mich als Spielerin nicht entscheiden, ob es das Trikot von Merle Frohms, Jule Brand oder Alexandra Popp sein soll.
 
Ich könnte mich auch nicht entscheiden, da bin ich ganz ehrlich. Im Team habe ich es noch nicht bewusst mitbekommen. Marleen Rohde und Jule Brand haben beispielsweise relativ lange zusammengespielt und waren zusammen auf der Sportschule. Ich gehe davon aus: Wenn morgen Trikots getauscht werden, tauschen die beiden.

Volksparkstadion Mariendorf (Quelle: Imago / Matthias Koch)
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Freitagabend, Länderspielpause, erstklassige Gegnerinnen - und das Amateurstadion ist bereits fast ausverkauft. Auf was für eine Atmosphäre stellen Sie sich ein?
 
Ich habe die Hoffnung, dass jedem Fan, der kommt, bewusst ist, in welchen Relationen wir da spielen. Also wie weit Wolfsburg mit jahrelang erfahrenen Vollprofis von uns weg sein muss. Sie spielen gegen Schülerinnen, Studentinnen und Arbeitnehmerinnen, die nach der Arbeit und nach dem Studium am Freitag in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals antreten.
 
Ich hoffe, dass die Fans 90 Minuten lang 100 Prozent für sie geben und sie unterstützen, unabhängig vom Verlauf des Spiels. Und dass es bei dem bleibt, was den Frauenfußball auszeichnet: ausschließlich positive Stimmung, ausschließlich Respekt vor den Leistungen beider Teams und maximaler Support. Und dass die Mädels natürlich, egal wie es ausgeht, am Ende dann auch von ihnen gefeiert werden.
 
Flutlichtspiele sind immer sehr besonders. Für uns wird es ein Riesenerlebnis in dem hoffentlich lauten, vollen Stadion mit einer großen Heimspielatmosphäre.

Auf was für ein Spiel kann sich das Publikum denn am Freitag einstellen: Erstmal hinten zumachen und möglichst lange das Tor sauber halten oder vielleicht sogar ein bisschen Risiko mit der Hoffnung auf den Überraschungseffekt?
 
Wir haben den Mädels im Vorfeld gesagt, dass sie sich untereinander austauschen sollen: Was sind unabhängig vom Weiterkommen, das natürlich immer bei allen das Überziel sein sollte, andere Ziele, die man sich setzen kann? Kleine Ziele innerhalb des Spiels können auch helfen und die individuelle Weiterentwicklung jeder Spielerin fördern.
 
Wir haben eine Mannschaft, die zu 100 Prozent mit Leidenschaft Fußball spielt. Wir werden rennen, wir werden alles reinwerfen, was wir haben. Ob das genügt, werden wir rausfinden. Die fußballerische Qualität von Wolfsburg ist natürlich nicht zu unterschätzen. Aber auch wir haben Spielerinnen, die sehr gut Fußball spielen können und sicherlich einiges probieren werden.
 
Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lynn Kraemer, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 05.09.2024, 21:45 Uhr