Berlin Hertha gegen Braunschweig: Heimschwäche trifft auf Auswärtsschwäche in der 2. Bundesliga
Nach der Länderspielpause empfängt Hertha am Freitagabend Eintracht Braunschweig. Hertha will den ersten Sieg zuhause seit dem dritten Spieltag, Braunschweig den ersten Dreier in der Ferne.
Fakten zum Spiel
- Mit sechs Punkten aus den letzten drei Spielen hat Braunschweig die Abstiegsplätze verlassen
- Hertha hat seit 1991 kein Ligaspiel mehr gegen Eintracht Braunschweig verloren (acht Spiele seitdem)
- 2020 und 2022 setzte sich Braunschweig allerdings jeweils spektakulär in der ersten DFB-Pokalrunde durch
So läuft es sportlich bei Braunschweig
Eintracht Braunschweig steht nach acht Spielen in der 2. Fußball-Bundesliga mit sieben Punkten auf Platz 15 - also knapp vor der Abstiegszone. Der BTSV ist sehr schwach in die Saison gestartet. Zuletzt zeigte die Formkurve der Niedersachsen aber klar nach oben. Aus den letzten drei Spielen holte die Mannschaft von Daniel Scherning zwei Siege - gegen Erzrivale Hannover 96 und gegen Fürth. Auf fremdem Platz fühlt sich Braunschweig bislang aber offenbar sehr unwohl - ein möglicher Vorteil für Hertha, die die Eintracht im Olympiastadion empfängt.
"Wir hatten einen schweren Start – deutlicher schwerer als wir Fans erwartet haben", sagt Thomas Löwe, Host des Braunschweiger Fan-Podcast "Gegengerade". "Vor allem die vielen Gegentore waren besorgniserregend. Das wurde sukzessive stabilisiert und die Formkurve scheint nach oben zu gehen." Löwe ist mit seiner Einschätzung allerdings vorsichtig: "Ich bin mir nicht ganz sicher, wie groß der Anteil der Eintracht im Verhältnis zu dem der Gegner bei unseren Siegen war", sagt er. Das Spiel bei der Hertha sieht er deswegen als weiteren Gradmesser.
Das bewegt die Braunschweiger Fans
Auch zwei Wochen nach dem Spiel bewegt die Braunschweiger Fans weiterhin das Derby gegen Hannover. Zwar gewann die Eintracht die Partie, auf den Tribünen gab es allerdings wegen Ausschreitungen in der Vergangenheit starke Einschränkungen. "Die Politik hat sich für einen Teilausschuss der Gästefans entschieden. Die Hannoveraner Ultras haben dagegen protestiert, in dem sie dem Spiel komplett ferngeblieben sind. Die Braunschweiger Ultras waren zwar im Stadion, haben aber nicht supportet, es hingen auch keine Zaunfahnen", blickt Löwe zurück.
In der Fanszene würde auch weiterhin über die Verhältnismäßigkeit einer solchen Kollektivstrafe gesprochen – insbesondere im Hinblick auf zukünftige Derbys. Mit Auswirkungen für das Spiel bei Hertha BSC rechnet er allerdings nicht. "Von den 4.000 Tickets waren zuletzt schon 3.500 verkauft. Da wird mit Sicherheit die übliche Stimmung herrschen."
Auf diese Spieler sollte Hertha besonders achten
Über die Frage nach den Leistungsträgern bei Eintracht Braunschweig muss Löwe nicht lange nachdenken. "Das ist ganz klar Rayan Philippe. Wie die gesamte Mannschaft hatte auch er etwas Anlaufschwierigkeiten, zuletzt gegen Hannover hatte er aber einen Gala-Auftritt. Auch in den letzten Spielen war zu sehen, dass er vermehrt von den Abwehrspielern gedoppelt wurde", sagt Löwe. "Er ist sehr antrittstark, hat eine sehr gute Technik und ist sehr dribbelstark."
Vier Tore hat der französische Stürmer bislang schon geschossen, hinzu kommt eine Vorlage. "Wenn er die Chance bekommt, mit seiner hohen Geschwindigkeit in die Tiefe zu sprinten, wird es sehr schwierig für den Gegner", warnt Löwe.
Mitte Oktober kommen Politik, DFB und DFL zusammen, um über schärfere Sicherheitsmaßnahmen in deutschen Fußballstadien zu beraten. Fans sind zu dem Gipfeltreffen nicht eingeladen und beklagen fehlende Partizipation. Von Lukas Wittemehr
Das sagen die Trainer
Christian Fiél (Hertha BSC): "Abendspiele sind was Besonderes. Keine Ahnung wieso, ich kann es nicht sagen, aber schon als Spieler habe ich es geliebt, abends zu spielen. Das hat sich jetzt als Trainer nicht geändert und in meinem neuen Wohnzimmer freue ich mich jetzt sehr darauf."
Daniel Scherninger (Eintracht Braunschweig): "Letztes Jahr haben wir es auch hinbekommen, uns nach anfänglichen Problemen auswärts zu steigern. Es ist auch immer die Frage: Wie viel traust du dir auswärts zu, wie viel traust du dir zu, wenn eine Mannschaft ihr Heimspiel so angeht, dass sie mit dem klaren Ziel reingeht drei Punkte zu holen und wenn 40.000 Zuschauer gegen dich sind. Wir wollen zeigen, dass wir anders als auf Schalke und in Köln einen Schritt weiter sind. Wenn wir das schaffen, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir auswärts den ersten Dreier holen."
Organisatorisches zum Spieltag
Nicht nur Eintracht Braunschweig ist zu Besuch in Berlin, sondern auch US-Präsident Joe Biden. Wegen des Staatsbesuchs ist mit erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen im Stadtgebiet zu rechnen. Hertha weist daher alle Fans darauf hin, nach Möglichkeit mehr Zeit für den Weg zum Stadion einzuplanen. Zwei Stunden vor Spielbeginn ist das Stadion geöffnet, der Verein rechnet mit rund 45.000 Zuschauerinnen und Zuschauern.
So könnte Hertha spielen
Herthas Aufstellung wird sich im Vergleich zum Remis bei Schalke 04 vor der Länderspielpause auf mindestens einer Position verändern. Cristian Fiél muss auf jeden Fall den gelbgesperrten Deyovaisio Zeefuik ersetzen. Ein Kandidat ist Michal Karbownik, der nach überstandener Verletzung diese Woche wieder auf dem Trainingsplatz stand. Bis auf die langzeitverletzten Linus Gechter, John Brooks und Fabian Reese kann Fiél sonst auf alle Spieler zurückgreifen.
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Karbownik, M. Dardai, Leistner, Kenny – Klemens, Maza, Sessa – Thorsteinsson, Scherhant, Cuisance
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Traditionell tun wir uns bei der Hertha immer schwer", sagt er. "Erstaunlicherweise ist Berlin im Moment aber nicht besonders heimstark". Deswegen glaubt Löwe an eine Chance für sein Team und tippt ein 1:1-Unentschieden.
Der Redaktionstipp: Heimschwache Hertha trifft auf auswärtsschwache Braunschweiger: Die Berliner drehen den Trend und gewinnen zuhause mit 3:1 gegen die Niedersachsen.
Sendung: DER TAG, 17.10.24, 18 Uhr