Berlin Täglich gibt es im Schnitt zwei Angriffe auf Rettungskräfte in Berlin
Die Zahl der Angriffe auf Rettungssanitäter, Krankenpfleger oder Feuerwehrleute bleibt hoch. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sank die Zahl leicht, ist dennoch deutlich höher als 2022. In den meisten Fällen ging es um Körperverletzung.
Gewalt gegen Rettungskräfte bleibt in Berlin ein großes Problem. Das zeigen Zahlen der Innenverwaltung auf Anfrage des SPD-Abgeordneten Jan Lehmann.
Bis Ende August gab es in diesem Jahr 513 Übergriffe, die meisten auf Pflegepersonal (315), wie aus Informationen hervorgeht, die dem rbb vorliegen. In 104 Fällen waren Einsatzkräfte der Feuerwehr betroffen, 94-mal Mitarbeitende anderer Rettungsdienste. In mehr als der Hälfte der Fälle ging es um Körperverletzung, an zweiter Stelle folgten Bedrohungen.
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SPD-Abgeordneter fordert Präventionsstrategie
Was die durchschnittlichen Übergriffe pro Monat angeht, liegt das laufende Jahr bisher leicht unter den Zahlen von 2023. Damals wurden insgesamt 808 Übergriffe registriert. Im Vergleich zu 2022 war dies ein Anstieg um fast 20 Prozent.
Der SPD-Abgeordnete Jan Lehmann fordert Konsequenzen. "Drohungen oder gar Gewalt gegen diejenigen Menschen, die im Ernstfall unser oder das Leben von uns nahestehenden Personen retten, darf in keinem Falle toleriert werden." Lehmann hält eine berlinweite Präventionsstrategie oder einen Sicherheits-Leitfaden für Krankenhäuser und Rettungskräfte für "dringend erforderlich".
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Die Berliner Polizei war in den vergangenen fünf Jahren immer häufiger im Einsatz vor Kliniken. Die Zahl der Einsätze stieg demnach um 40 Prozent, wie die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) im Januar mitteilte.
Neben Angriffen auf Krankenhauspersonal würden sich auch andere Berufsgruppen mit zunehmender Gewalt konfrontiert sehen: Lehrer, Polizisten, Feuerwehrleute und Mitarbeiter von Verkehrsbetrieben und Ordnungsämtern, so Spranger weiter.
Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte, Angriffe in Krankenhäusern seien leider nicht nur zu Silvester ein Problem, sondern ganzjährig. Die Kliniken seien sehr unterschiedlich betroffen. "Da gibt es eine große Streuung. Viele sind gar nicht betroffen, andere sehr stark." Lösungen und Prävention müssten daher sehr individuell sein.
Sendung: rbb24, 16.10.2024, 16:00 Uhr