Fahnen auf der IFA (Bild: K-H Spremberg/Shotshop/picture alliance)

Berlin Vom roten Knopf zum Putzroboter: Elektronik-Messe IFA öffnet für Privatbesucher

Stand: 06.09.2024 07:36 Uhr

Hier wurde das Farbfernsehen in Deutschland angeknipst und die CD vorgestellt: Die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin hatte ihre glorreichen Momente - aber auch Tiefpunkte. Am Freitag öffnet sie wieder für Privatbesucher.

Europas größte Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltstechnik, die IFA Berlin, öffnet am Freitag ihre Tore für Privatbesucher. Die Messe feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Rund 1.800 Aussteller beteiligen sich.

Im Rückblick hatte die Internationale Funkausstellung unter dem Funkturm herausragende - aber auch ernüchternde Momente. Willy Brandt knipste das Farbfernsehen an - und tat es doch nicht. Die CD wurde hier der großen Öffentlichkeit präsentiert - und der Beginn des Mobilfunks wurde grandios verschlafen.
 
Nach den Zeiten des Zweiten Weltkriegs rückte das Fernsehen mehr und mehr in den Mittelpunkt der Funkausstellung. Die Zeiten des Volksempfängers waren lange vorbei - aber neue Techniken brachten auch unfreiwillige Pannen mit sich.

Glanzvolle Panne

Die wohl berühmteste Panne gab es bei der Premiere des Farbfernsehens auf der IFA am 25. August 1967: Als der damalige Vizekanzler Willy Brandt unter dem Berliner Funkturm vor laufenden Kameras auf einen großen roten Knopf drückte, um von Schwarzweiß auf Farbfernsehen umzustellen, war das Bild längst farbig.

Der schöne Knopf war nur eine Attrappe und ein Techniker hatte einige Sekunden vorher aus Versehen schon das Farbbild aktiviert.

Willy Brandt schaltet am 25. August 1967 das Farbfernsehen an (Bild: dpa / Willi Gutberlet)

willy brandt farbfernsehen

Propaganda für die Nazis

Im Jahr 1924 war die IFA als "Große Deutsche Funkausstellung" gestartet. In den 30er-Jahren wurde die Ausstellung dann zunehmend politisch instrumentalisiert. Eine der damals größten Neuheiten wurde von Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels persönlich in Auftrag gegeben: Der auf der Funkausstellung 1933 vorgestellte "Volksempfänger VE 301" diente dem nationalsozialistischen Regime als wichtiges Propaganda-Werkzeug.

Volksempfänger VE 301 aus dem Jahre 1933 im deutschen Rundfunkmuseum in Potsdam-Babelsberg (Bild: dpa / Nestor Bachmann)

volksempfaenger

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs war es zunächst vorbei mit der IFA. Erst 1950 startete sie wieder - jedoch als Wanderausstellung mit den Stationen Düsseldorf, Frankfurt, Berlin und Stuttgart. Erst 1971 kehrte die Messe dauerhaft auf das Gelände unter dem Berliner Funkturm als "Internationale Funkausstellung" (IFA) zurück.

Technik-Highlights durch Internationale Hersteller

Die wachsende Präsenz internationaler Aussteller sorgte für neue Höhepiunkte auf der IFA. So stellte der niederländische Philips-Konzern zusammen mit dem japanischen Elektronikriesen Sony im Jahr 1981 erstmals die Compact Disc (CD) der breiten Öffentlichkeit vor. Die CD revolutionierte die Musikindustrie. Sie leitete die Wende zu digitalen Abspieltechnologien ein. Zwei Jahre später wurden auf der IFA auch die ersten Digital-Fernsehgeräte vorgestellt.

Ein CD-Player wird am 04.09.1981 auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin vorgestellt (Bild: dpa / Chris Hoffmann)

cd player

Die wohl größte technische Revolution der letzten 30 Jahre hat die IFA allerdings komplett verpasst: den Beginn des Mobilfunks in Deutschland. Die ersten beiden digitalen Mobilfunknetze in Deutschland und das erste massentaugliche Mobiltelefon von Nokia wurden 1992 vorgestellt. In dem Jahr gab es aber gar keine Funkausstellung.

Auch die wichtigen Themen der letzten Jahre - Elektromobilität und autonomes Fahren - sind an der IFA weitgehend vorbeigegangen. Dafür rückten Haushaltsgeräte wie Kaffeevollautomaten oder Putzroboter in den Fokus.