Eine Gruppe um die Preisträger des Marion-Dönhoff-Preises 2024 steht auf der Bühne im Schauspielhaus in Hamburg.

Hamburg Marion-Dönhoff-Preis für israelischen Schriftsteller Grossman

Stand: 08.12.2024 15:02 Uhr

In Hamburg ist am Sonntag der Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung verliehen worden. Der Hauptpreis ging in diesem Jahr an den israelischen Schriftsteller David Grossman.

Grossman werde für seinen unermüdlichen Einsatz für die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern geehrt, sagte die Schauspielerin Iris Berben in ihrer Laudatio auf den 70-Jährigen bei der Preisverleihung im Deutschen Schauspielhaus. In Grossmans Romanen spiegele sich "die ganze Zerrissenheit einer Generation, die von Gewalt bedroht ist und selbst Gewalt ausübt", sagte die 74-Jährige, die sich seit Jahrzehnten für die Beziehungen zu Israel und gegen Antisemitismus einsetzt.

"Grossman hat das Streben nach Dialog nicht aufgegeben"

Der Schriftsteller wisse um "die Verletzungen auf beiden Seiten und wie die Herzen hart werden", so Berben weiter. Dabei sei er stets auf der Suche nach einer gemeinsamen Grundlage. "Es gibt etwas, das David Grossman nicht tut. Und das ist schweigen", sagte Berben. Von der Jury hieß es: "Obwohl Fundamentalismus und Radikalismus auf beiden Seiten, in Israel und unter den Palästinensern, zunehmen, hat David Grossman das Streben nach Dialog nicht aufgegeben."

Grossman wurde 1954 in Jerusalem geboren und gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der israelischen Gegenwartsliteratur. Im Hanser Verlag sind unter anderem "Diesen Krieg kann keiner gewinnen" (2003), "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" (2009) und "Kommt ein Pferd in die Bar" (2016) erschienen.

Förderpreis für World Central Kitchen

Der Förderpreis ging in diesem Jahr an die internationale Organisation World Central Kitchen, die im Zusammenwirken mit lokalen Gemeinschaften Menschen nach Naturkatastrophen und in Krisen- und Kriegsgebieten mit Nahrungsmitteln versorgt - derzeit etwa in der Ukraine und im Gazastreifen.

"Essen zu teilen ist das, was uns zusammenwachsen lässt"

"Für mich fängt alles mit dem Essen an - und der Rest kommt hernach", sagte Laudatorin Sarah Wiener. "Das meint, dass man erst über ethische Werte, über das, was die Gesellschaft zusammenhält, nachdenken kann, wenn man einen vollen Bauch hat", sagte die Köchin und Politikerin, die bis vor Kurzem noch für die österreichischen Grünen im Europaparlament saß. Und hier setze World Central Kitchen an: Spende Menschen in Not Trost und Hoffnung durch frisch zubereitete Mahlzeiten. Damit werde den Hilfsbedürftigen Würde und Achtung gezollt. "Essen zu teilen ist das, was uns zusammenwachsen lässt", sagte Wiener.

Preis nach ehemaliger "Zeit"-Herausgeberin benannt

Die von der "Zeit" und der "Zeit"-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Marion Dönhoff Stiftung verliehenen und mit 20.000 Euro dotierten Auszeichnungen werden seit 2003 vergeben. Sie sind nach der ehemaligen "Zeit"-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff benannt. Sie hatte die Nachkriegszeit als Publizistin geprägt und sich Zeit ihres Lebens sozial engagiert.

Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 08.12.2024 | 14:00 Uhr