Hessen Brand in Stadtallendorf: Ausgerechnet die Feuerwehr hat keine Brandmelder
Über 20 Millionen Euro soll der Schaden nach dem Brand der Feuerwache in Stadtallendorf betragen. Sie wurde erst im Januar eröffnet und galt als modernste im Landkreis. Doch ausgerechnet hier wurde an Brandmeldern gespart. Vorgeschrieben sind sie nicht.
Bei der offiziellen Einweihung des neuen Feuerwehrhauses in Stadtallendorf (Marburg-Biedenkopf) im Januar dieses Jahres wurde es als "modern, innovativ und auf dem neusten Stand" gefeiert. Ausgestattet mit einem 23 Meter hohen Übungsturm, eigener Wäscherei, Schlauchpflegeanlage und Fitnessraum. Doch ausgerechnet in der Fahrzeughalle einer Feuerwehr gibt es keine Brand- oder Sprinkleranlage.
Nur wenige Monate später ist "das modernste Feuerwehrhaus im ganzen Landkreis" in Schutt und Asche gelegt. Kurz nach 4 Uhr am Mittwochmorgen war offenbar eines der im Gerätehaus parkenden Fahrzeuge in Brand geraten.
"Gründlich über Brandmelder nachdenken"
Gesetzlich vorgeschrieben sei eine Brandmeldeanlage nicht, sagt Kreisbrandinspektor Lars Schäfer. Es liege im Ermessen der Kommune, inwieweit sie ihre kritische Infrastruktur schütze. "Haben ist besser als brauchen, das gilt auch für Brandmeldeanlagen", sagt Schäfer. Die aktuelle Situation werde wohl "dazu anregen, darüber mal gründlich nachzudenken".
Ob eine Rauchmeldeanlage und eine frühere Alarmierung tatsächlich die Zerstörung des Feuerwehrhauses hätten verhindern können, ist allerdings unklar. Denn das Feuer in Stadtallendorf scheint sich besonders schnell ausgebreitet zu haben. "Innerhalb von drei Minuten war die Feuerwehr da", bestätigt Bürgermeister Christian Somogyi (SPD) dem hr.
Rauchmelder müssen in Wohn-, Schlafzimmern und Fluren angebracht werden. Zum Schutz von schlafenden Personen müssen in Hessen seit 2016 auch außerhalb von Wohnungen in allen Aufenthaltsräumen, in denen Personen schlafen, jeweils mindestens ein Rauchwarnmelder installiert sein.
Schnell holten die Feuerwehrleute daraufhin ihre Schutzkleidung aus einem noch zugänglichen Gebäudeteil und nahmen die Brandbekämpfung auf. Zeitweise seien die Flammen 10 bis 15 Meter hoch aus dem Dach der Gerätehalle geschlagen. Ein knappes Dutzend Feuerwehrautos verbrannte darin. Verletzt wurde laut Kreisbrandinspektor Schäfer niemand.
Das hessische Innenministerium weist auf hr-Anfrage darauf hin, dass noch nicht klar sei, ob eine Brandmeldeanlage Schlimmeres hätte verhindern können. Dies herauszufinden "bleibt den weiteren Brandermittlungen vorbehalten". Die Entscheidung ob eine solche Anlage verbaut werde, müsse "aus eigener Verantwortung" vor Ort getroffen werden.
Als vorbildlich gilt in Feuerwehrkreisen in Sachen vorbeugender Brandschutz die Feuerwache in Bad Homburg, die 2007 erbaut wurde. Dort ist in der Fahrzeughalle auch eine Brandmeldeanlage installiert, sagt Daniel Guischard, Leiter der dortigen Feuerwehr.
Dies sei aber auch notwendig, da sich die Aufenthaltsräume in Bad Homburg direkt über der Fahrzeughalle befinden würden. Das war in der Feuerwache in Stadtallendorf nicht der Fall.
"Riesenfiasko für die Feuerwehr"
Der Brand in Stadtallendorf ist ein "Riesenfiasko für die Feuerwehr", so Norbert Fischer, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Hessen und führe sicherlich zum Umdenken. Auch weil in den Stützpunkten unter anderem viele Akkus geladen würden.
Allerdings seien Sprinkler- und Brandmeldeanlagen teuer. Und besonders bei der Verwendung öffentlicher Gelder werde sehr auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis geschaut, sagt Fischer. Ein Gutachten soll vor dem Bau in Stadtallendorf bestätigt haben, dass keine Notwendigkeit für eine Brandmeldeanlage vorliege.
Bis zu 24 Millionen Euro Schaden
Rückblickend hätte mehr Investition in vorbeugenden Brandschutz womöglich viel Geld sparen können. Kreisbrandinspektor Schäfer schätzt den Gesamtschaden am Mittwochmorgen auf 20 bis 24 Millionen Euro.
"Wir werden sicherlich eine Brandmeldeanlage einbauen", sagt Thomas Groll (CDU), der Bürgermeister der Nachbargemeinde Neustadt. Dort sei ein neues Feuerwehrhaus geplant.