Hessen Übergabe in Frankfurt: Australische Ureinwohner erhalten Kulturgüter zurück
Im Senckenberg Museum Frankfurt erhalten Abgeordnete der Warlpiri aus Australien kulturell bedeutende Artefakte ihres Stammes zurück. Der Forscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt brachte sie vor 52 Jahren nach Deutschland.
1972 unternahm der Humanethologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt für die Max-Planck-Gesellschaft eine Expedition nach Australien. Dort führte er Studien bei den Warlpiri durch, einem Stamm in Zentralaustralien. Von zwei Vertretern der Warlpiri erhielt Eibl-Eibesfeldt den exklusiven Zugang zu deren Gemeinschaft, ihren Bräuchen und ihrer Kultur, wie die Senckenberg-Gesellschaft mitteilte.
Durch Tausch und Handel gelangten dabei auch kulturelle Objekte der Warlpiri-Gemeinschaft in den Besitz des Forschers. Diese kehren nun zurück ins Land ihrer Herkunft.
Rückgabe nach 52 Jahren
Bernolf Eibl-Eibesfeldt, der Sohn des Forschers, erklärte sich bereit, die 24 Alltagsgegenstände und heilige Objekte wie Bumerangs, Messer, Speerschleudern, Schilde und andere traditionelle Stücke zurückzugeben.
"Es ist mir eine große Freude und Erleichterung, Stücke aus der Sammlung meines Vaters an ihre ursprünglichen Erschaffer zurückzugeben. Zu Hause bei der Warlpiri-Gemeinschaft bedeuten sie so viel mehr", so Bernolf Eibl-Eibesfeldt, der seinen Vater bei der Expedition 1972 als 18-Jähriger begleitet hatte.
Irenäus Eibl-Eibesfeldt auf seiner Australien-Expedition.
Warlpiri-Älteste nahmen die Objekte entgegen
Eine Gruppe von Warlpiri-Ältesten flog dafür extra nach Frankfurt, um an der offiziellen Übergabezeremonie am Donnerstag im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum teilzunehmen. In dem Institut befindet sich heute das Humanethologische Filmarchiv von Irenäus Eibl-Eibesfeldt.
Wurlampi (Messer) der Warlpiri mit einer Klinge aus weißem Hornstein und einem Griff aus Spinifex-Harz
Ned Jampitjinpa Hargraves, Leitender Warlpiri-Lore-Mann und Ältester des Warlpiri-Projekts, sagte: "Ich danke Senckenberg und Dr. Eibl-Eibesfeldt für die Bewahrung unserer Geschichte, für Ihren Respekt und für Ihr Engagement, uns das zurückzugeben, was zu uns gehört. Dieser Tag wird nicht nur als Übergabe von Objekten in Erinnerung bleiben, sondern auch als bedeutender Schritt zum Aufbau von Verständnis und Respekt zwischen den Kulturen."
Große Bedeutung für Australiens Indigene
Das Warlpiri-Projekt hat es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, Objekte dieser Gemeinschaft aus Museen und Kultureinrichtungen auf der ganzen Welt in die Heimat zurückzuführen und das Wissen darüber an die jüngeren Generationen weiterzugeben.
Auch die australische Botschafterin Natasha Smith nahm an der Zeremonie teil. Sie betonte die große Bedeutung, die diese Rückgabe für die indigene Bevölkerung Australiens hat.
Die Warlpiri-Ältesten und weitere Vertreter des Warlpiri-Projekts werden bei ihrem einwöchigen Aufenthalt in Frankfurt auch bisher unveröffentlichte Filmaufnahmen sehen können, die Professor Eibl-Eibesfeldt während seiner Zeit in Australien erstellte.
Kulturzentrum in Warlpiri-Heimat geplant
Die inzwischen digitalisierten Aufnahmen ermöglichen der Warlpiri-Gemeinschaft einen neuen Zugang zu vergangenen Generationen und einen Austausch von kulturellem Wissen.
Kurdiji (Schild) der Warlpiri mit der Zeichnung einer Schlangenrebe.
Nach ihrer Rückkehr nach Down Under werden die Kulturobjekte zunächst im South Australian Museum in Adelaide unter der Obhut des Warlpiri-Projekts aufbewahrt. Danach werden sie in ein geplantes Kulturzentrum in die Stadt Yuendumu überführt – dem Mittelpunkt der Warlpiri-Kultur.
Der Rückgabe der Gegenstände ging ein zweijähriges Forschungsprojekt des Warlpiri-Rückführungsbeauftragten des South Australian Museums, Jamie Hampton, voraus. Untersützt wurde es auch vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.