Hessen Wein aus Hessen: So haben die Winzer im Rheingau den 2024er Jahrgang gerettet
Die Weinlese im Rheingau ist weitgehend abgeschlossen - der Most gärt in den Kellern. Es war ein schwieriges Jahr mit viel Regen und Arbeit im Weinberg. Die Winzer ziehen trotzdem eine positive Bilanz.
Täglich kontrolliert Winzer Ralf Bengel derzeit auf Schloss Vollrads in Oestrich-Winkel (Rheingau-Taunus) den Most in seinen Weintanks. Noch ist die Gärung in vollem Gange. Doch schon jetzt lasse sich sagen, dass der Jahrgang sehr reife Trauben gebracht habe, sagt sich Bengel, dessen Weingut seit 2019 nach ökologischen Richtlinien arbeitet.
Doch dieses Jahr sei richtig herausfordernd gewesen. Insgesamt 13-mal mussten seine Mitarbeiter gegen den drohenden Pilzbefall der Trauben spritzen - was bei der oft wechselhaften Witterung mit ergiebigen Niederschlägen nicht immer einfach gewesen sei. "Die Maßnahmen wirken nur, wenn die Blätter trocken sind. Da mussten wir Zeitfenster finden und sehr schlagkräftig sein, auch zu ungewöhnlichen Zeiten", erklärt Bengel.
Ähnlich war es auch ein paar Kilometer weiter in Geisenheim. "Es ist ein schwieriges Jahr gewesen, das intensiven Pflanzenschutz erforderte", sagt Johannes Groß vom Weingut Goldatzel. Die Riesling-Ernte sei unter starken Regenfällen erfolgt - alles per Hand.
Frost wie seit 100 Jahren nicht mehr
Doch nicht nur der ausgiebige Regen stellte die Winzer vor Herausforderungen. Schon im April setzte Spätfrost den Reben zu. "Da hat es die ganzen Lagen unten am Rhein erwischt", sagt Dominik Russler vom Rheingauer Weinbauverband. Betroffen sei auch eine Lage in Lorch gewesen, in der es seit 100 Jahren keinen Frost mehr gegeben habe. Das sei ein ganz ungewöhnliches Ereignis gewesen.
- An dieser Stelle befindet sich externer Inhalt, der hier nicht dargestellt werden kann. Hier gelangen Sie zum Original-Beitrag auf hessenschau.de.
"Insgesamt betrachtet war der Jahrgang 2024 für die Weinbaubetriebe enorm arbeitsintensiv", bestätigt auch Christoph Süß vom Regierungspräsidium (RP) Darmstadt. Wegen der nassen Witterung sei es oft nicht möglich gewesen, mit dem Schlepper im Weinberg zu arbeiten, was zu Staunässe und Bodenverdichtung führte und die Nährstoffaufnahme über die Wurzeln behinderte.
Besonders der Befallsdruck durch den Falschen Mehltau (Rebenperonospora) sei aufgrund der vielen Niederschläge außergewöhnlich hoch gewesen.
Von Spätfrost zu Beginn der Vegetationsperiode seien auch die Winzer an der Bergstraße betroffen gewesen, was zu erheblichen Ertragseinbußen geführt habe. Besonders betroffen seien Rebflächen in Groß-Umstadt (Darmstadt-Dieburg) gewesen. Die Bergstraße ist mit 449 Hektar das zweitgrößte Weinanbaugebiet in Hessen. Im Rheingau beträgt die Anbaufläche rund 3.190 Hektar.
Trotz der schwierigen Witterungsbedingungen liegen die Erträge aber laut ersten Schätzungen des RP auf dem Niveau der Vorjahre. Lediglich beim Spätburgunder wird mit unterdurchschnittlichen Erträgen gerechnet, dafür stimmt offenbar die Qualität.
"Können uns freuen auf den 2024er Jahrgang"
"Beim Spätburgunder wurden gute Mostqualitäten mit Mostgewichten im Prädikatsweinbereich und etwas erhöhten Säurewerten und einem zufriedenstellenden Aromaprofil erzielt", sagt Christoph Süß vom RP in Darmstadt. Der Riesling zeige in diesem Jahr eine ausgeprägte Säurestruktur und moderate Mostgewichte - was auf einen knackigen Rieslingsjahrgang mit viel Frische und Ausdruckskraft hindeutet.
"Wir können uns auf einen sehr guten 2024er Jahrgang freuen", sagt Winzer Ralf Bengel. "Ich glaube, dass die Qualität gut sein wird", meint auch Johannes Groß vom Weingut Goldatzel.
Der Höhepunkt zum Schluss
Und das große Finale könnte noch bevorstehen: Der Nebel am Morgen und die Sonne am Nachmittag lassen die Beeren derzeit eintrocknen - beste Voraussetzungen für die Trockenbeerenauslese, sagt Bengel. Denn in den Rosinen seien Aromen, Zucker und Säure maximal konzentriert. "In den kommenden Tagen werden wir mit der Lese der Beeren beginnen. Das ist das i-Tüpfelchen, das man sich von einem Jahrgang erhofft", erklärt er.