Niedersachsen Hamburg Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern Umfrage: Mehrheit fühlt sich schlecht auf KI-Inhalte vorbereitet
Die Mehrheit einer #NDRfragt-Umfrage fühlt sich nicht ausreichend gewappnet, um KI-Inhalte als solche zu erkennen. Fast alle fordern daher eine Kennzeichnungspflicht. Viele sehen aber auch Chancen beim Thema Künstliche Intelligenz.
Erst Texte, dann Bilder - zuletzt verstärkt Videos und Audios: Im Internet begegnen uns immer mehr Inhalte, die mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurden. Die Programme werden stetig besser, wodurch das Erkennen der KI-Inhalte vielen mittlerweile schwerfällt: In einer aktuellen #NDRfragt-Umfrage gab ein Großteil der Befragten an, sich nicht ausreichend gewappnet zu fühlen, KI-erzeugte Inhalte als solche zu erkennen. Fast alle Teilnehmer fordern daher eine generelle Kennzeichnungspflicht, sobald KI zum Einsatz kommt. Doch die Befragten sehen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen in der Technologie.
Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage mit mehr als 15.000 Teilnehmern gibt es als PDF zum Herunterladen.
Die meisten KI-Nutzer verwenden ChatGPT
Knapp 40 Prozent der Befragten haben bereits eine KI genutzt - mit großem Abstand ist das ChatGPT, dahinter folgen die Chatbots von Microsoft und Google. Die meisten nutzen die KI-Programme, um sie auszuprobieren. Der Hälfte dienen sie zudem als Ideengeber, fast vier von zehn Befragten lassen die KI kreative Texte schreiben oder erzeugen damit Bilder.
Bei #NDRfragt-Mitglied Ritva (70) aus Niedersachsen kommt ChatGPT bei vielen Szenarien zum Einsatz, etwa als Entscheidungshilfe im Alltag oder für Kochrezepte. Dem 31-jährigen Marvin aus Hamburg hat KI vor allem beim Programmieren geholfen - obwohl er eigentlich wenig Kenntnisse in dem Bereich hat. "Ich denke, dass die KI die Schwelle beim Erlernen neuer Themen senken kann und als eine Art persönlicher Nachhilfelehrer extrem nützlich ist."
Die führenden KI-Firmen kommen vor allem aus den USA (OpenAI und Google) und aus China (Baidu und Alibaba). In Deutschland entwickelt sich der KI-Markt nur langsam - die größten Unternehmen in Europa stammen bislang aus Frankreich. Auf einem Digital-Gipfel hat die Bundesregierung in der vergangenen Woche zumindest angekündigt, das ändern zu wollen - etwa durch eine bessere Verfügbarkeit von Trainingsdaten für Start-ups.
Chancen und Risiken halten sich die Waage
Bei der Frage nach den Chancen und Risiken von KI gibt es unter den #NDRfragt-Mitgliedern kein eindeutiges Votum. Für die Hälfte überwiegen die Risiken, etwas weniger (47 Prozent) sehen eher die Chancen von KI. Befragte, die bereits KI-Programme genutzt haben, tendieren deutlich stärker zu den Chancen. Umgekehrt stimmten Teilnehmer ohne KI-Erfahrung eher für die Risiken.
Wo sehen die #NDRfragt-Mitglieder die Chancen und Risiken von KI?
Pro Umfrage erreichen uns Tausende von Zitaten - in dieser Anwendung bereiten wir einige für Sie auf. Um das ganze Zitat zu sehen, tippen Sie auf die jeweilige Kachel. Mit den Buttons können Sie die Zitate nach Chancen und Risiken filtern. Neue Zitate laden Sie über das Pfeilsymbol.
Zunahme von Desinformationen als größtes Risiko betrachtet
Das größte Risiko bei KI sieht die Mehrheit in der Zunahme von Desinformationen in der Öffentlichkeit. #NDRfragt-Mitglied Jörn (70) aus Schleswig-Holstein schreibt: "Viele Nutzer nehmen Infos ungefiltert auf." Extreme Gruppierungen könnten sich das zunutze machen und KI verstärkt für Meinungsmache missbrauchen. Laut Paul aus Niedersachsen wird das Internet jetzt schon mit KI-generierten Inhalten "zugemüllt". "Echte Originalität und Kreativität wird dadurch weiter ins Abseits gedrängt", meint der 41-Jährige. Gut acht von zehn Befragten sprechen sich vor diesem Hintergrund für eine strenge Regulierung von KI durch die EU aus.
Im August hatte die EU einheitliche Regeln für den Einsatz von künstlicher Intelligenz verabschiedet. Das Gesetz sieht vor, KI-Anwendungen in verschiedene Risikogruppen einzustufen. Systeme, die als besonders risikoreich gelten und beispielsweise in kritischen Infrastrukturen oder im Bildungs- und Gesundheitswesen eingesetzt werden, müssen strenge Anforderungen erfüllen. Anwendungen mit einem geringeren Risiko unterliegen weniger Verpflichtungen.
Das Bild wurde mit dem KI-Bildgenerator "Midjourney" erstellt. In der Umfrage hielten es 70 Prozent der Befragten für echt.
Das Gesetz soll Verbraucher besser schützen: Gesichtserkennung im öffentlichen Raum - etwa durch Videoüberwachung - ist grundsätzlich nicht erlaubt. Auch eine Emotionserkennung am Arbeitsplatz und in Bildungseinrichtungen ist mit dem Gesetz in der EU verboten. Die Mitgliedsstaaten haben nun zwei Jahre Zeit, die Vorgaben in nationales Recht umzusetzen.
Mitarbeit: Anna Luca Kirchhoff, Ranin Odeh
Die Antworten stammen aus der Umfrage "Künstliche Intelligenz: Eher Chance oder Risiko?", an der sich 15.340 Norddeutsche beteiligt haben.
Für die Ergebnisse wurden Antworten ausgewertet, die vom 17. bis 21. Oktober 2024 um 9 Uhr abgegeben wurden. An den Umfragen von #NDRfragt nehmen Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen teil. Die Umfragen werden online ausgefüllt.
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings nach den statistischen Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland und Schulabschluss gewichtet. Das heißt: Antworten von Bevölkerungsgruppen, die unter den Befragten seltener vertreten sind als in der norddeutschen Bevölkerung, fließen stärker gewichtet in die Umfrage-Ergebnisse ein. Und die Antworten von in der Befragung überrepräsentierten Gruppen werden schwächer gewichtet. Insgesamt verteilen sich die Antworten dann am Ende eher so, wie es der tatsächlichen Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland entspricht.
Wachsende #NDRfragt-Community: Mehr als 46.000 Norddeutsche machen mit
#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich mehr als 46.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen.
Dieses Thema im Programm:
NDR Info | 30.10.2024 | 07:14 Uhr