Köln/Nordrhein-Westfalen: Eine dunkle Gewitterwolke zieht über dem Dom in Köln auf

Bandengewalt in Köln Schlüsselfigur hinter Explosionen festgenommen?

Stand: 05.10.2024 09:19 Uhr

Im Fall der Explosionsserie in Köln hat die Polizei in Paris einen 22-Jährigen festgenommen. Ermittler vermuten, dass er eine Schlüsselfigur im Krieg der Drogenbanden sein könnte.

Das teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Es handle sich um einen mit internationalem Haftbefehl gesuchten 22-Jährigen. Er sei bereits am Dienstag am Pariser Flughafen Roissy aufgegriffen worden. Die Staatsanwaltschaft habe ein Verfahren zur Auslieferung eingeleitet und stehe mit den französischen Justizbehörden im engen Kontakt. Es handle sich aber noch um ein laufendes Rechtshilfeverfahren - vor Mitte nächster Woche sei nicht mit neuen Informationen zu rechnen.

22-Jähriger war untergetaucht

Die Ermittler halten den 22-Jährigen für eine "Schlüsselfigur" im mutmaßlichen Drogengeschäft, das Ausgangspunkt für die Explosionsserie gewesen sein soll, die in den vergangenen Monaten Köln und andere Orte erschüttert hat. Mehrere Spreng- und Brandsätze waren nachts vor Häusern ausgelöst worden. Auch zwei Geiselnahmen im Juni und Juli werden dem Komplex zugerechnet. Der 22-Jährige soll sich Ende Juni abgesetzt haben. Daraufhin sei er zur Fahndung ausgeschrieben worden.

Raub aus Lagerhalle

Der Diebstahl einer großen Menge Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth soll dabei Auslöser für die Gewaltspirale gewesen sein. Dort lagerten 700 Kilogramm Marihuana, das aus den Niederlanden gekommen war. Bei einem Überfall hatte eine andere Drogenbande aus Köln 300 Kilo der Drogen erbeutet.

Eine Gruppierung, die um die Drogen geprellt worden sei, versuche seitdem, das Cannabis zurückzubekommen oder Schadenersatz zu kassieren, hatten die Ermittler kürzlich erläutert. Dabei handelt es sich wohl um die "Mocro-Mafia", also Drogenbanden aus den Niederlanden. Das Slangwort "Mocro" steht für Marokkaner.

Der 22-Jährige soll mit dem Fall in Verbindung stehen. Wie genau, hat die Polizei bisher nicht mitgeteilt. Auch nicht, ob er an den Anschlägen im Rheinland beteiligt war oder selbst vor ihnen geflüchtet ist.

Zehn Personen in U-Haft

Die Anschläge werden der "Mocro-Mafia" zugeschrieben. Mehr als zehn Personen sitzen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits in Untersuchungshaft. Der nun in Paris Festgenommene wird allerdings als besonders wichtige Figur eingestuft. Die zu den Fällen eingerichtete Ermittlungskommission bei der Kölner Polizei trägt den Namen "Sattla" (arabisch: Haschisch).

Hinweis der Redaktion zum Begriff "Mocro-Mafia": Auch wir verwenden diese Bezeichnung, weil sie weit verbreitet ist. Da die Bezeichnung umstritten ist, setzen wir sie in Anführungszeichen. Denn anders als der Name suggeriert, besteht das Netzwerk den Daten zufolge nicht ausschließlich aus Mitgliedern mit marokkanischen Wurzeln. Vielmehr handelt es sich um multinationale Banden, die etwa Kontakt zu spanischen Kriminellen halten und vor allem Geschäfte mit Kokain und Cannabis machen.

Unsere Quellen:


  • Polizei und Staatswaltschaft Köln
  • WDR-Informationen aus Ermittlerkreisen
  • Deutsche Presse Agentur

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 04.10.2024 auch im Hörfunk: WDR 2, 17 Uhr.