Ein Stetoskop liegt auf mehreren Euro-Scheinen

Nordrhein-Westfalen Geplatzte Arzttermine: Strafgebühr für Patienten?

Stand: 11.09.2024 11:27 Uhr

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung fordert Strafgebühren für Patienten, die Arzttermine nicht einhalten. Eine umstrittene Idee.

Von Moritz Börner

Besonders Facharztpraxen müssen laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wegen nicht eingehaltener Termine finanzielle Verluste hinnehmen. Der Plan der KBV sieht darum vor, dass Krankenversicherungen eine Strafgebühr zahlen müssen, wenn Patienten einen Termin platzen lassen. 

Die No-Show-Gebühr: Wenn Kund:innen und Patient:innen Termine sausen lassen

Schon jetzt gibt es Strafgebühren in vielen Praxen

Ganz neu ist die Idee nicht. Tatsächlich gibt es schon jetzt in vielen Arztpraxen Strafgebühren für versäumte Termine. Vor allem Fachärztinnen und Fachärzte in Bereichen wie Orthopädie oder Radiologie verlangen Geld, wenn Patienten einen Termin nicht einhalten. Das wird meist vorher in einem Vertrag festgelegt, der bei der Terminvereinbarung unterschrieben wird. In den meisten Fällen muss spätestens einen Tag vorher abgesagt werden. 

Kritik von Patientenvertretern

Die kassenärztliche Bundesvereinigung fordert nun, dass die Krankenkassen diese Strafgebühr zahlen sollen. Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz befürchtet, dass dann doppelt abkassiert wird. "Es kommt ja dann eine zweite Gebühr dazu, und die bedeutet, dass dann auch die Versichertenbeiträge dafür angefordert werden. Tatsächlich ist das Abzocke." Müssen die Krankenversicherungen zahlen, werden über die Versicherungsbeiträge indirekt auch die Patienten belastet. 

Auch die Gebühren, die schon jetzt von einigen Ärzten verlangt werden, halten Patientenschützer für umstritten. Sie fordern, dass per Gesetz klar geregelt wird, in welchen Fällen Gebühren für versäumte Arzttermine verlangt werden dürfen und in welcher Höhe. 

Nicht alle Ärzte halten eine Strafgebühr für richtig

Unter der Ärzteschaft herrscht Uneinigkeit, es gibt Befürworter und Gegner einer Strafgebühr. Dem Hausärzteverband NRW zum Beispiel geht die Forderung, eine Strafzahlung einzuführen, zu weit. Es gebe auch andere Möglichkeiten, Patienten dazu zu bewegen, Termine einzuhalten. 

Verbandssprecherin Monika Baaken berichtet, dass viele Arztpraxen bereits mit Terminerinnerungen arbeiten: "Patienten werden vorab per E-Mail an den Termin erinnert. Und da merken wir auch, dass die Patienten das sehr positiv aufnehmen und dankbar sind." 

Fachärzte sind stärker betroffen

Allerdings: Hausärzte haben viele offene Sprechstunden, für sie spielen nicht eingehaltene Termine keine so große Rolle wie für die Fachärzte. Denen entgehen Einnahmen, wenn Patienten nicht kommen. Darum befürworten durchaus viele Fachärzte Strafgebühren für Patienten. 

Unsere Quellen:

  • Kassenärztliche Bundesvereinigung
  • Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
  • Deutsche Patientenstiftung
  • Interview mit Eugen Brysch, Stiftung Patientenschutz
  • Interview mit Monika Baaken, Hausärzteverband NRW

Über dieses Thema berichtete der WDR am 10.09.2024 auch im Hörfunk und im Fernsehen, u. a. in der Aktuellen Stunde.