
Rheinland-Pfalz Dreifachmord im Westerwald: Über 700 Hinweise aus der Bevölkerung
Nach dem Mord an einer dreiköpfigen Familie in Weitefeld im Westerwald fahndet die Polizei weiterhin europaweit nach einem 61-jährigen Mann. Mehr als 700 Hinweise sind bislang bei der Polizei eingegangen.
Auch eine Woche nach dem Verbrechen mit drei Toten im Westerwald fahndet die Polizei nach einem flüchtigen Tatverdächtigen. "Die Ermittlungen dauern noch an. Wir haben mittlerweile über 760 Hinweise bekommen, die wir priorisiert abarbeiten", so ein Polizeisprecher gegenüber dem WDR. Es seien auch sehr wertvolle Hinweise dabei gewesen. Es wurde eine 100-köpfige Sonderkommission eingerichtet. Laut Polizei wird dem Gesuchten die Tötung dreier Menschen vorgeworfen. Er halte sich derzeit versteckt und sei möglicherweise bewaffnet.
Suche nach dem Mörder aus Westerwald | Aktuelle Stunde
Drei Leichen in Einfamilienhaus gefunden
In einem Einfamilienhaus in einem kleinen Ort im Westerwald waren am Sonntag (06.04.2025) drei Leichen gefunden worden: ein 47-jähriger Mann, eine 44-jährige Frau und deren 16-jähriger Sohn.
Schreiend hatte die zu dem Zeitpunkt noch lebende Frau um 3.45 Uhr einen Notruf abgesetzt. Die drei Opfer waren beim Eintreffen der Beamten bereits tot. Nach den vorläufigen Ergebnissen der rechtsmedizinischen Untersuchung starben sie an Schuss- und Stichverletzungen. Das teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz mit.
An den Leichen des Ehepaars seien jeweils sowohl Schuss- als auch Messer- und Stichverletzungen nachgewiesen worden, woran beide letztlich verblutet seien. Bei dem 16 Jahre alten Sohn sei eine tödliche Schussverletzung festgestellt worden. Der leitende Oberstaatsanwalt in Koblenz, Mario Mannweiler, sagte zum SWR: "Es war eine brutale und rohe Tat."
Mutmaßlicher Dreifachmörder aus Westerwald vorbestraft

Tatverdächtiger Alexander Meisner
Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 61 Jahre alten Mann aus einem Nachbarort von Weitefeld handelt. Sein Name soll Alexander Meisner sein, wie die Polizei bekannt gab. Laut Personenbeschreibung ist er 1,74 Meter groß, wiegt etwa 74 Kilogramm, hat braune Haare und blau-graue Augen. Am rechten Oberarm, am linken Unterarm und an der Augenbraue soll er Narben haben. Auf seinem Handrücken hat er sich den Namen "Катя" (Katja) tätowiert.
Der gesuchte Tatverdächtige ist schon einmal wegen versuchten Totschlags verurteilt worden. Er sei 2011 wegen der Tat an seiner damaligen Ehefrau vom Landgericht Koblenz zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und neun Monaten verurteilt worden, teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz mit. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Das Amtsgericht Betzdorf habe ihn daraufhin zu einer Strafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.
Motiv unklar - Polizei geht Hunderten Hinweisen nach
Die Hintergründe der Tat oder ein etwaiges Motiv sind nach wie vor unklar. "Unklar ist auch, in welchem psychischen Zustand er sich befunden hat oder jetzt befindet, beziehungsweise welche Gewalt-, Sucht- oder möglicherweise sexuell motivierten Neigungen ihn treiben", heißt es seitens der Polizei. Um den mutmaßlichen Täter möglichst schnell zu finden und festzunehmen, hat die Polizei eine öffentliche Fahndung eingeleitet.

Der Tatort in Weitefeld
"Die Hinweise kommen von überall und müssen jetzt abgearbeitet werden", so der Sprecher weiter. Die Fahndung sei - "wie bei solchen Fällen üblich" - europaweit ausgeschrieben. Schon am Montag war ein Haftbefehl wegen des Verdachts des dreifachen Mordes erwirkt worden. Wie der SWR berichtet, sei laut Oberstaatsanwalt aber keine konkrete Verbindung erkennbar zwischen dem mutmaßlichem Täter und den Opfern.
Das Polizeipräsidium Koblenz arbeite mit allen Polizeistationen zusammen. Welchen Hinweisen die Ermittler aktuell nachgehen und wie viele Polizisten im Einsatz sind, sagte der Sprecher aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.
Anwohner haben Angst
Der SWR berichtet, viele Anwohner in Weitefeld im Westerwald hätten nach der Tat Angst, weil der mutmaßliche Täter noch immer nicht gefasst sei.

Polizisten suchen im Wald um weitefeld nach Hinweisen
In einigen Medien meldete sich mittlerweile auch die Mutter des füchtigen Tatverdächigen zu Wort und zeigte sich fassungslos. Dem Sender RTL sagte sie, sie habe selbst Angst, dass er komme. Die Polizei durchsuchte unter anderem das Haus des mutmaßlichen Täters sowie ein Waldgebiet.
Polizei ist weiter vor Ort
Die Polizei nimmt die Ängste der Menschen sehr ernst und ist weiter als Ansprechpartner vor Ort. Außerdem hat sie auch spezielle Hinweise an die Bevölkerung:
Bleiben Sie vorsichtig und verständigen Sie die Polizei über den Notruf, wenn Sie den Tatverdächtigen sehen. Treten Sie nicht an ihn heran, sprechen Sie ihn nicht an.
Polizei Koblenz
Jeder Hinweis und jede Warnung sei wichtig.
Ganzer Ort war abgeriegelt
Noch Stunden nach dem Verbrechen vom Sonntag war der gesamte Ort abgeriegelt gewesen, die Polizei kontrollierte die Zufahrtsstraßen. Die Suche nach dem Täter lief unter anderem mit einem Helikopter über dem an Weitefeld angrenzenden Wald. Weitefeld ist eine Ortsgemeinde in der etwa 2.400 Menschen leben.
Altenkirchen liegt in Rheinland-Pfalz, aber nur wenige Kilometer von der NRW-Landesgrenze entfernt. Angrenzend liegen der Kreis Siegen-Wittgenstein, der Kreis Olpe, der Oberbergische Kreis und der Rhein-Sieg-Kreis.
Versteck im Wald?
Ein mögliches Szenario ist, dass sich der mutmaßliche Täter noch im Wald versteckt halte. Wie man dort wochenlang überleben könne, hat der WDR den Survival-Eperten Sven Gerbeth gefragt: Man müsse genug Wasser haben, sich mit essbaren Pflanzen auskennen und die kalten Nächte überstehen. Und ein Mensch auf der Flucht müsse dazu noch auf viele Dinge aufpassen, er könne ja zum Beispiel nicht einfach Feuer machen. "Man muss mental im Kopf ziemlich stark sein, um die Sache durchzuziehen." Für immer könne er sich im Wald nicht verstecken.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Anfrage Polizeipräsidium Koblenz
- Pressemitteilung Polizeipräsidium Koblenz
- Website der Verbandsgemeindeverwaltung Daaden-Herdorf - Weitefeld
- WDR-Verkehrsnachrichten
- Interner Polizeibericht
- Interview mit Survival-Eperte Sven Gerbeth