Nordrhein-Westfalen Vorsicht! Vergiftungsgefahr: Wie man gefährliche Pilze erkennen kann
Jetzt im Herbst haben Pilze Hauptsaison. Manche sind essbar, andere jedoch hochgiftig. Eine Verwechslung kann tödlich enden. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
In der Essener Uniklinik werden gerade drei Kinder und ein Erwachsener wegen einer schweren Pilzvergiftung behandelt. Die Kinder schweben nach Angaben der Ärzte in Lebensgefahr. Die Universitätsmediziner in Essen warnen vor lebensbedrohlichen Gefahren insbesondere durch Knollenblätterpilze.
Die Giftinformationszentren der Länder beantworten über 3.000 Anfragen zu Pilzen pro Jahr. Das Problem: In Deutschland gibt es sehr giftige Pilze, die den essbaren Exemplaren ähneln.
Hier kommen die wichtigsten Fragen und Antworten:
Welche Pilze sind essbar?
Zur Sicherheit: Pilzkurse mit Profis
In Deutschland gibt es mehrere Tausend Pilzarten. Und obwohl viele von ihnen lecker aussehen, kann ihr Genuss lebensgefährlich sein. Um sicherzugehen, sollte man sich vor dem Pilzesammeln gut informieren, welche Arten essbar sind. Dafür könnte man zum Beispiel an einer Pilz-Lehrwanderung teilnehmen. Die gibt es zum Beispiel auch im Bergischen Land, im Ruhrgebiet oder in Westfalen.
Längst gibt es auch Apps, mit deren Hilfe man Pilze bestimmen kann – die Deutsche Gesellschaft für Mykologie rät unerfahrenen Pilzsuchern aber dringend davon ab, sich allein auf eine App zu verlassen. Um zu überprüfen, ob ein Pilz genießbar ist oder nicht, könnten auch Geruch und Konsistenz Indizien liefern.
Woran erkennt man, welche Pilze giftig sind?
Viele Pilze ähneln sich auf den ersten Blick
Das ist manchmal gar nicht so einfach. Der Pantherpilz zum Beispiel ist hochgiftig und leicht mit dem schmackhaften Perlpilz zu verwechseln. Das zu erkennen, ist etwas für Experten. Auch unter den Egerlingen, besser bekannt als Champignons, gibt es sowohl essbare als auch giftige Arten. Karbol-Champignons etwa werden gelb, wenn man an ihnen reibt – nur eines von mehreren Erkennungszeichen.
Die giftige Art sieht essbaren Champignons sehr ähnlich, kann aber Erbrechen und Durchfall auslösen. Knifflig wir es auch beim aromatischen Graublättrigen Schwefelkopf, der kaum vom giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf zu unterscheiden ist.
Welcher Pilz ist besonders giftig?
Besonders giftig: Grüner Knollenblätterpilz
Am gefährlichsten ist der grüne Knollenblätterpilz. Und das Tückische daran ist, dass der - zumindest für den Laien - genauso aussieht wie der Wiesenchampignon. Auch deswegen gehen die meisten der tödlichen Pilzvergiftungen (mehr als 80 Prozent) in Deutschland auf das Konto des Knollenblätterpilzes.
Der Giftpilz hat unten eine deutlich abgesetzte Knolle. Er hat aber vor allem - und das ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal - weiße Lamellen. Der Champignon dagegen hat in der Regel rosafarbene und später bräunliche Lamellen. Achtung: Einem Teil der Knollenblätterpilze fehlt das typische Grün der Hutfärbung. Sie sind eher cremeweiß und daher besonders leicht mit essbaren Pilzen wie dem Birkenpilz oder Perlpilz zu verwechseln. Etwa ein Drittel aller Vergiftungen mit dem Knollenblätterpilz verläuft tödlich.
Im Zweifel hilft auch eine App nicht weiter
Grundsätzlich gilt: Im Zweifel sollte man einen Pilz einfach stehen lassen, oder wer es wirklich wissen will, der kann einen Pilzsachverständigen zu Rate ziehen. Den findet man, geordnet nach Region, auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie.
Woran erkennt man eine Knollenblätterpilz-Vergiftung?
Für mehr als 80 Prozent der tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen ist der Knollenblätterpilz verantwortlich. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Mykologie kann schon der Verzehr von 50 Gramm eines Pilzfruchtkörpers tödlich enden. Denn die darin enthaltenen lebergiftigen Amatoxine verursachten ohne medizinische Versorgung ein mehrfaches Organversagen.
Die Gifte des Knollenblätterpilzes, die Amatoxine, zerstören die Leber. Erste Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und Halluzinationen treten in der Regel erst sechs bis zwölf Stunden nach dem Verzehr auf. Und obwohl die Beschwerden dann zunächst zurückgehen, beginnen die Gifte bereits etwa 24 Stunden nach dem Verzehr die Leber zu zerstören. Im schlimmsten Fall kann eine Knollenblätterpilz-Vergiftung zum Leberversagen führen.
Was tun bei Vergiftungserscheinungen?
Wer glaubt, sich durch den Verzehr von Pilzen vergiftet zu haben, sollte schnell ärztliche Hilfe suchen - sofort den Notruf wählen oder eine der Giftnotrufzentralen kontaktieren. Die Giftzentrale Bonn ist zum Beispiel rund um die Uhr erreichbar unter 0228 - 19240. Symptome können übrigens sehr kurz nach der Mahlzeit beginnen oder auch erst nach Tagen auftreten. Der Naturschutzbund rät, Erbrochenes und noch vorhandene Speisereste zur Identifizierung der Gifte mit zum Arzt nehmen.
Warum sind zu alte Pilze gefährlich?
Viele Pilze sind zwar nicht giftig, aber trotzdem ungenießbar – vor allem, wenn sie "zu alt" sind. Hier spricht man von sogenannten unechten Pilzvergiftungen. Erkennen lassen sich diese ungenießbaren Pilze daran, dass sie zum Beispiel Maden haben oder sie gammeln. Alte, durchnässte und zerfressene Pilze sollte man am besten stehen lassen. Wichtig dabei ist auch, den Zustand der Pilze unter dem Hut zu überprüfen. Das gelingt zum Beispiel mit einem Zahnarztspiegel.
Auch bei der Zubereitung essbarer Pilze kann man schwerwiegende Fehler machen. Grundsätzlich sollten Pilze außer Champignons nur gekocht oder gebraten verzehrt werden. Die Garzeit liegt bei mindestens 15 Minuten.
Tipp: Erst mal nur Röhrlinge sammeln. Die erkannt man am Schwamm und den Röhren unter dem Hut, Steinpilze zum Beispiel. Röhrlinge schmecken vielleicht mal muffig, sind aber nicht hochgiftig.
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