Rheinland-Pfalz Banken sichern Geldautomaten vor Sprengungen: Kunden in der Eifel sind sauer
Nach vielen Sprengungen von Geldautomaten in der Region Trier haben die Banken vorgesorgt, um Kriminelle fern zu halten. Zum Nachteil vieler Kunden.
Irmburg Schaus arbeitet seit 60 Jahren in der Tankstelle in Waxweiler im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Die 80-Jährige führt den Familienbetrieb. Früher gab es in Waxweiler zwei Banken: Die Kreisparkasse Bitburg-Prüm und die Raiffeisenbank. Beide Filialen schlossen 2020.
Für deren Kunden wurde im Gebäude der ehemaligen Kreissparkasse ein Schalterraum mit Geldautomaten eingerichtet. Auszüge, Abhebungen und Bargeldeinzahlungen waren dort für jedermann möglich.
Ich kam abends und wollte mein Geld einzahlen. Der Automat war weg. Irmburg Schaus, Tankstellenbetreiberin aus Waxweiler
Nach mehr als 20 Sprengungen von Geldautomaten in der Region Trier in den vergangenen zwei Jahren galt auch der Standort in Waxweiler als zu gefährlich. Die Kreissparkasse Bitburg-Prüm baute die Automaten deshalb Anfang des Jahres kurzerhand ab. Für die Tankstellenbesitzerin, die dort immer ihre Tageseinnahmen eingezahlt hat, ein Schock: "Ich kam abends und wollte mein Geld einzahlen. Der Automat war weg. Nur ein Schild: zu."
Container nach Sprengung von Geldautomaten
Die Sorge der Kreissparkasse war berechtigt. Denn nur zwei Orte weiter wurde in Pronsfeld der Geldautomat einer anderen Bank gesprengt. Es war der dritte gesprengte Automat der Raiffeisenbank Westeifel innerhalb weniger Monate. Seitdem steht in Pronsfeld ein Container neben dem eigentlichen Bankgebäude. Aber nur vorrübergehend, bis die Filiale wieder renoviert ist, sagt Vorstand Jan Brandenburg gegenüber dem SWR.
Gemeinde gegen Geldautomat im Gebäude
Ein anderes Problem für die Banken ist, dass einige Standorte nach Geldautomatensprengungen nicht mehr genutzt werden können. Wie in Waxweiler will auch die Gemeinde Daleiden in der Eifel kein Risiko mehr eingehen. In Daleiden war der Geldautomat in einem öffentlichen Gebäude untergebracht, nach der Automatensprengung ist das für die Einwohner keine Option mehr. Zu groß sei die Angst, dass das noch einmal passiert.
Insgesamt gab es nach Angaben der Polizei in der Region Trier in diesem Jahr sechs Sprengungen von Geldautomaten. Das sind halb so viele wie im vergangenen Jahr. Laut einer SWR Umfrage bei Banken in der Region Trier gibt es verschiedene Ansätze: Verneblungstechniken, die Ausstattung der Automaten mit Farbpatronen und das Abschließen von Räumen in der Nacht, in denen die Geldautomaten stehen. Mehrere Sparkassen setzen inzwischen auch auf sprengstoffgeschützte Pavillons, die außerhalb von Gebäuden errichtet werden. Zudem wurden aus Sicherheitsgründen Standorte aufgegeben. Hauptursache hierfür sind Kündigungen der Mietverträge durch Immobilienbesitzer, die Sorge um ihre Gebäude haben.
Die Raiffeisenbank überlege deshalb, dass Kunden an den Raiffeisen-Tankstellen Geld abheben können, erklärt Jan Brandenburg. Diese seien länger geöffnet. Zusätzlich arbeiten Banken in der Region Trier zusammen, damit zum Beispiel Kunden der Sparkassen auch an Geldautomaten anderer Banken kostenfrei Geld abheben können.
Dörfer werden unattraktiver
In Waxweiler wurde in Absprache mit der Ortsgemeinde inzwischen ein neuer Geldautomat neben der Bushaltestelle im Ort aufgestellt. Eine Einzahlung für Bargeld ist nicht mehr möglich. Deswegen fährt Tankstellenbetreiberin Irmagard Schaus ihre Einnahmen jeden Tag nach Schönecken oder nach Arzfeld in die dortigen Filialen. Es ist nicht nur die Zeit, die das kostet. Vor allem im Winter ist das kritisch, wenn die Straßen glatt und vereist sind.
Schaus ärgert sich, dass aus den Dörfern immer mehr verschwindet. Supermärkte, Apotheken und eben Banken. Ihr größter Wunsch ist die Wiedereröffnung einer Bankfiliale in Waxweiler. Auch wenn das sicher utopisch sei. Aber zumindest wieder eine Einzahlungsmöglichkeit für die Unternehmen im Ort. Das würde schon helfen.
Sendung am Mi., 30.10.2024 5:00 Uhr, Guten Morgen RLP, SWR1 Rheinland-Pfalz