Spielerkreis beim 1. FC Kaiserslautern nach der 0:1-Niederlage in Elversberg

Rheinland-Pfalz Der FCK ist auf der Suche nach dem Resetknopf

Stand: 16.10.2024 12:07 Uhr

In der Länderspielpause zieht SWR Sport bei seinen Fußballklubs eine erste Zwischenbilanz: Dem 1. FC Kaiserslautern droht nach passablem Start jetzt wieder eine schwierige Saison.

So lief der Saisonstart

Nach acht Spieltagen steht der 1. FC Kaiserslautern auf Tabellenplatz 12 und hat seit fünf Spielen nicht mehr gewonnen. Das ist alles andere als ein gelungener Saisonstart. Bis zum dritten Spieltag lag die Mannschaft noch im Soll. Zwei Siege, allerdings gegen die Aufsteiger aus Ulm und Münster, dazu ein Unentschieden gegen Greuther Fürth. Tabellenplatz fünf fühlte sich gut an. Aber dann kam die 3:4-Heimniederlage gegen Hertha BSC und es scheint fast, als hätte dieses Spiel Spuren hinterlassen. Seither wirkt die Mannschaft wieder unsicherer, sie schafft es nicht über 90 Minuten auf konstant hohem Level zu spielen. Der späte Ausgleich im Spiel gegen den HSV, der den Sieg gekostet hat, steht dafür sinnbildlich. Es fehlt an Effektivität in der Chancenverwertung, an Stabilität in der Defensive, vielleicht auch am letzten Biss Einzelner, der Bereitschaft, bis zum Schluss an und über die Grenzen zu gehen.

Gute Ansätze allein reichen nicht. Zwar hätte der FCK in jedem Spiel auch die Chance gehabt zu gewinnen. Aber er hat eben nicht gewonnen. Torhüter Julian Krahl hat jüngst als Studiogast bei SWR Sport zugegeben, dass die Stimmung nicht gut ist. Kein Wunder, denn der Trend spricht eben gegen den FCK. Das 0:1 zuletzt in Elversberg war schmerzhaft. Noch aber ist erst rund ein Viertel der Saison gespielt. Ein Selbstgänger wird diese Spielzeit nicht, so viel scheint klar. Es wird höchste Zeit, dass der FCK wieder zu seiner Form findet.

So lief es für die Neuzugänge

Eines haben alle Neuzugänge gemeinsam. Sie fühlen sich wohl in Kaiserslautern und sind nach eigener Aussage gut integriert worden in die Mannschaft. Der Teamgeist scheint zu stimmen. Und die Neuzugänge sind sicherlich nicht der Grund, warum es beim FCK zuletzt nicht optimal gelaufen ist. Fakt ist aber auch, dass die neuen Spieler noch keinen Wow-Effekt ausgelöst haben.

Abwehrspieler Jannis Heuer, vom kommenden Gegner SC Paderborn gekommen, stand in allen Spielen in der Startelf. Das darf man als Vertrauensbeweis von Trainer Markus Anfang werten. Auch Verteidiger Erik Wekesser, vom 1. FC Nürnberg gekommen, aber mit Stallgeruch aus der FCK-Jugend, gehörte in allen Spielen zur Startelf und konnte sogar ein Tor (gegen HSV) erzielen. Jan Gyamerah, auch von Nürnberg gekommen, stand in sieben von acht Ligaspielen auf dem Platz, davon 5 Mal in Startelf. Die drei Verteidiger können sich also nicht über fehlende Einsatzzeiten beschweren. Trotzdem ist die Defensive, als Ganzes betrachtet, eine Schwachstelle in der Mannschaft.

Daisuke Yokota, der von KAA Gent ausgeliehene Japaner, stand dagegen nur dreimal im Kader, davon zweimal Startelf, hatte zwischenzeitlich Knieprobleme und konnte noch keine größeren Akzente setzen. Und Stürmer Jannik Mause, der bei seinen sieben Einsätzen sechsmal eingewechselt wurde, hat in der Liga noch kein Tor erzielt. Dafür sorgte er für beide Tore beim 2:1-Sieg in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Ingolstadt. Alle Neuzugänge haben also ihr Potential angedeutet, aber noch zeigen sie sich nicht als sichtbare Verstärkung.

So wirkt der Trainer

Markus Anfang war bei seiner Verpflichtung nicht der Lieblingstrainer der Fans. Aber der Frust der Fans, die Pfiffe nach der Niederlage in Elversberg, galten nicht ihm persönlich, sondern der gesamten Mannschaft. Im Moment spürt er noch genügend Rückhalt, auch bei der Vereinsführung. Es war klar, dass er Zeit braucht, um seine Stammelf zu finden und eine neue Spielphilosophie zu etablieren. Die lautet: mehr Ballbesitz, mehr Dominanz. Das klappt noch nicht so wie gewünscht.

Anfang attestiert seiner Mannschaft immer wieder den guten Willen, sieht gute Halbzeiten. Doch die Ergebniskrise stellt auch sein Konzept irgendwann in Frage. Sicherlich spielt ihm auch die hohe Anzahl an verletzten Spielern nicht gerade in die Karten, aber irgendwann muss die Handschrift des Trainers noch deutlicher sichtbar werden und Früchte tragen. Da steht der Trainer und die Mannschaft jetzt am Scheideweg. Wenn die Ergebnisse weiter ausbleiben, dann kann die Luft auf dem Betzenberg relativ schnell dünn werden.

Ausblick

Nach acht Spieltagen ist noch genügend Zeit, wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Geduld ist jetzt gefragt, die Ruhe bewahren, auch wenn es schwerfällt. Mit sieben Punkten Rückstand zu den Aufstiegsrängen, aber nur drei Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone ist allerdings klar, dass der FCK jetzt nach der Länderspielpause zulegen muss. Das Flutlichtspiel am Samstagabend gegen den Tabellen-Dritten Paderborn wird gleich eine echte Bewährungsprobe. Kann die Mannschaft den Heimvorteil nutzen und eine aktuelle Topmannschaft besiegen? Das wäre Balsam für die Seele und würde möglicherweise dem Team neues Selbstbewusstsein einhauchen.

Im Misserfolgsfall wäre es aber auch genau umgekehrt. Die Krise würde sich verfestigen. Nach der aufregenden Vorsaison mit einem nervenzehrenden Abstiegskampf und dem emotionalen Kick eines Pokalfinales, war die Hoffnung groß, dass diese Saison in ruhigerem Fahrwasser verläuft. So wie es aktuell aussieht, könnte es aber wieder genauso eine Zitterpartie werden wie zuletzt. Deshalb ist es wichtig, dass die negativen Gedanken nicht zu groß werden. Die nächsten Wochen sind daher auch ein Charaktertest für die Mannschaft.