Rheinland-Pfalz Tödlicher Familienstreit in der Eifel: Bewährungsstrafe für Mutter und Tochter
Ein Streit im Dezember 2017 endet mit dem Tod eines Mannes. Das Landgericht Trier hat eine Mutter und ihre Tochter dafür zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.
Das Landgericht Trier hat Mittwoch zwei Frauen wegen Totschlags zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Bei der Tat war der Ehemann bzw. Vater der Frauen ums Leben gekommen. Die beiden Frauen hatten zum Prozessauftakt über ihre Verteidiger gestanden.
Die Tat ereignete sich laut Anklage kurz vor Weihnachten 2017 im Einfamilienhaus der Familie in einem kleinen Ort in der Verbandsgemeinde Kelberg (Vulkaneifelkreis). Oberstaatsanwalt Benjamin Gehlen hatte bei der Verlesung der Anklage von einem "brutalen Kampf" zwischen dem späteren Todesopfer, seiner Ehefrau und seiner Tochter gesprochen.
Die Frau habe mit einem Windlicht und einer Holzlatte auf den Mann eingeschlagen. Die Tochter habe ihren Vater getreten und geschlagen. Der Kampf habe sich über mehrere Stunden gezogen. Bei dem Mann soll Alkohol im Spiel gewesen sein. Motiv für den Streit seien immer wiederkehrende Meinungsverschiedenheiten in der Familie gewesen.
Notarzt kann nicht mehr helfen
Im Verlauf der Auseinandersetzungen sei der Ehemann am Kopf schwer verletzt worden und schließlich eine Treppe hinuntergestürzt. Mutter und Tochter hatten noch den Notarzt alarmiert, der hätte aber nur noch den Tod des Mannes feststellen können, heißt es in der Anklage.
Anwalt: Tochter ist ein gebrochener Mensch
Der Anwalt der 31-jährigen Tochter sagte, seine Mandantin sei vollumfänglich geständig. Die Angeklagte sei in psychotherapeutischer Behandlung und habe Albträume. Sie sei ein gebrochener Mensch.
Er hatte kein Interesse an mir. Angeklagte Tochter zum Verhältnis zu ihrem Vater
Auf die Frage der Richterin, welches Verhältnis sie zu ihrem Vater gehabt habe, sagte die Tochter mit zitternder Stimme: "Es gab kein Verhältnis." Er sei oft betrunken gewesen. "Er hatte kein Interesse an mir." Außerdem erzählte sie, dass der Vater ihr früher mehrfach ins Gesicht geschlagen habe.
Ehefrau bezeichnet Mann als "kühl und distanziert"
Auch die 61-jährige Ehefrau räumte den Tathergang über ihren Anwalt ein. Sie bezeichnte ihren Ehemann als "kühl und distanziert". Ihr Mann sei zuletzt arbeitslos gewesen und habe vor allem am Wochenende viel Bier getrunken. Er sei ihr gegenüber aber nie körperlich übergriffig gewesen.
Prozess nach sieben Jahren
Die beiden Frauen waren bis zum Prozess auf freiem Fuß, weil zunächst auch geprüft wurde, ob möglicherweise eine Notwehrsituation vorgelegen hatte.
Dass der Prozess erst nach rund sieben Jahren verhandelt wurde, hat auch damit zu tun, dass die beiden angeklagten Frauen nicht in Untersuchungshaft saßen. Ein Sprecher sagte dem SWR: Verfahren, bei denen die Angeklagten in Untersuchungshaft sitzen, würden grundsätzlich immer vorrangig verhandelt.
Sendung am Do., 14.11.2024 10:30 Uhr, SWR4 RP Studio Trier