Rheinland-Pfalz Neuwied: Erstmals Nachweise über Fischfangtechniken in der Steinzeit
Archäologen haben in Neuwied erstmals über 15.000 Jahre alte Gravuren in Schieferplatten gefunden, die Fische in Fallen zeigen sollen.
Auf den Schieferplatten aus dem eiszeitlichen Fundplatz Gönnersdorf in Neuwied finden sich laut der Archäologen detaillreiche Gravierungen von Fischen, die von gitterähnlichen Mustern überlagert sind. Diese ließen sich am besten als Darstellungen von Netzen oder Fischfallen interpretieren, was erstmals einen archäologischen Hinweis auf frühe Fischfangtechniken in der jüngeren Altsteinzeit bedeuten würde.
So interpretieren die Archäologen die mehr als 15.000 Jahre alten Gravuren auf Schieferplatten aus Neuwied: Fische in einem Netz oder einer Falle.
Unbekannt war, wie die Steinzeitmenschen Fische gefangen haben
Zwar ist bekannt, dass Fische zur Nahrung altsteinzeitlicher Jäger und Sammler gehörten, doch fehlten bislang Nachweise darüber, wie die Fische gefangen wurden. Diese Funde ändern das und machen laut Leibniz-Institut deutlich, dass solche Technologien deutlich älter sind, als allgemein angenommen.
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Teil von Kunst und Kultur: Fischfang hatte soziale Komponente
Solche Alltagstechniken würden nur selten dargestellt und blieben deswegen auch selten erhalten, so die Archäologen. Die Fischgravuren zeigen demnach auch, dass die Fischerei nicht nur einen praktischen Sinn hat um Nahrung zu beschaffen, sondern dass sie auch eine soziale Rolle hatte. Neu ist der Fischfang also auch als Thema, das in der steinzeitlichen Kunst verarbeitet wurde.
Die Archäologin Alexandra Güth untersucht am 21.11.2012 am Forschungszentrum für menschliche Verhaltensevolution Schloss Monrepos in Neuwied Schieferplatten mit Tiergravuren und Frauendarstellungen.
Schiefertafeln wurden bereits in den 1970er Jahren gefunden
Die neuen Erkenntnisse sind nach Angaben der Wissenschaftler deswegen entstanden, weil man alte Funde mit neuen Techniken wie Laser-Scans untersuchen konnte. So seien die Schiefertafeln mit den Fischtechniken bereits in den 1970er-Jahren in Neuwied ausgegraben worden. Die Erkenntnisse seien aber erst rund 50 Jahre später möglich gewesen.
Fundplatz in Neuwied sehr wichtig für die Steinzeitarchäologie
Der eiszeitliche Fundplatz Gönnersdorf in Neuwied gehört laut der Archäologen zu den bedeutendsten und reichsten späteiszeitlichen Fundstellen Europas und birgt laut Leibniz-Institut künstlerische Schätze aus der Vorzeit.
Hunderte, meist kleine, flache Schieferplatten zeigen Bilder von Beutetieren wie Wildpferden, Wollnashörnern, Rentieren und Mammut, Tiere, die für das Überleben der späteiszeitlichen Menschen, die den Lagerplatz vor 15.800 Jahren bewohnten, von entscheidender Bedeutung waren. Zusätzlich zu diesen detaillierten Abbildungen hätten mehrere Hundert Gravuren von stark stilisierten Frauenfiguren die Fundstelle weltberühmt gemacht.
Sendung am Fr., 8.11.2024 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4