Saarland Nach Trainer-Kritik: FCS-Präsident steht hinter Ziehl
Die Kritik an FCS-Trainer Ziehl reißt nicht ab – und das, obwohl der 1. FC Saarbrücken in der Tabelle nicht schlecht dasteht. Wohl deshalb reagiert Ziehl bislang auch gelassen auf Rufe nach seiner Entlassung. Zudem stärken FCS-Präsident Ostermann und Spieler Neudecker dem Coach den Rücken.
Frank Grundhever / Onlinefassung: Martina Kind
Seit Wochen fordern große Teile der Fans die Entlassung von Trainer und Manager Rüdiger Ziehl – und das, obwohl das Team aktuell nur drei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz liegt. Doch es geht hier augenscheinlich nicht nur um den Platz in der Tabelle. Ziehl schafft es offenbar nicht, spielerische Begeisterung zu entfachen.
Denn auch nach neun Spieltagen hat sich noch keine echte Stammelf herauskristallisiert. Markante Leader auf dem Feld: Fehlanzeige. Vor allem die Heimspielauftritte: enttäuschend. Der Kader gehört zu den teuersten der Liga – doch fußballerischen Glanz zaubern Trainer und Team nicht auf den Rasen.
Das sieht auch Sportdirektor Jürgen Luginger so: "Es ist ein bisschen enttäuschend, was wir zuhause spielen. Die Fans wollen uns siegen sehen. Da fehlt bei uns aktuell noch die spielerische Klasse, das auf den Platz zu bringen und die Fans auch mitzunehmen."
FCS-Spieler Neudecker zu Kritik an Ziehl: "Nicht förderlich"
Die Vorwürfe vieler Fans: Ziehl mache die Spieler nicht besser, die Mannschaft entwickele sich nicht weiter, ein richtiges Spielsystem sei auch nicht zu erkennen, nach vorne fehle die Wucht. Und was sagen die Spieler und Ziehl selbst zu der Kritik? "Natürlich ist es nicht förderlich, es hilft uns nicht, es hilft ihm nicht, es hilft auch den Fans am Ende nicht", meint FCS-Spieler Richard Neudecker.
Ziehl geht dagegen gelassen mit der Kritik um. "Wir haben ja 80 Millionen Bundestrainer, jeder weiß es besser, jeder hat seine Meinung, die muss man so akzeptieren. Im Grunde ist es in der Emotionalität im Stadion schon ein Stück drüber. Aber am Ende leben wir auch von dieser Emotionalität."
Präsident Ostermann sieht keinen Handlungsbedarf
In Sachen Ziehl zieht der Club eine Mauer hoch. Der Aufsichtsrat lehnt eine Interviewanfrage des SR ab. FCS-Präsident Hartmut Ostermann wiegelt ab, sagt nur: "Angesichts der Tabellensituation sehe ich keinen akuten Handlungsbedarf" und "Man sollte dem neuen Team noch Zeit geben!".
Dem stimmen Teile der Mannschaft zu: "Das muss sich alles mit der Zeit einspielen, das ist nicht so einfach", sagt Neudecker. Das Team müsse sich noch besser kennenlernen, es seien in der neuen Saison auch neue Spieler dazugekommen, man übe ein neues System ein – das umzusetzen brauche Zeit. Man sei aber auf dem richtigen Weg. "Wir trainieren hart und geben alles. Es wird alles kommen".
Sportdirektor Luginger scheint allerdings nicht mehr so lange warten zu wollen. "Wir sind nach neun Spieltagen noch in der Findungsphase. Aber die Findungsphase muss in den nächsten Spielen dann auch mal zu Ende sein." Den Tausenden Fans, die regelmäßig ins Stadion kommen, müsse etwas geboten werden.
Ziehl will Krise annehmen
Ziehl gibt sich zuversichtlich, das Publikum wieder auf seine Seite zu reißen. "Wir haben drei Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Ich glaube, viele Mannschaften würden gerne mit uns tauschen."
Wenn drei Punkte Rückstand die "Krise" seien, in der viele Fans den FCS aktuell wähnten, dann nehme er diese gerne an. "Weil ich weiß, dass andere Mannschaften auch eine Krise haben werden – und dann werden wir am Ende ganz oben dabei sein."
Über dieses Thema hat auch die sportarena im SR Fernsehen am 13.10.2024 berichtet.