Ein Mitarbeiter stellt Bauteile für lwannen für die Weiterverarbeitung in der Handtmann Leichtmetallgießerei Annaberg GmbH bereit.

Sachsen-Anhalt Autozulieferer in der Krise: Eine Chronologie für Sachsen-Anhalt

Stand: 18.10.2024 20:04 Uhr

Die Zeiten für Zuliefererbetriebe der Automobilbranche sind derzeit nicht optimal. Um Kosten zu sparen, setzen viele Unternehmen in Sachsen-Anhalt auf den Abbau von Stellen. Aber es gibt auch positive Beispiele. Eine Übersicht.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

16. Oktober 2024: Bohai Trimet baut Stellen in Harzgerode ab

Der Automobilzulieferer Bohai Trimet will in seinem Werk in Harzgerode im Landkreis Harz 100 Stellen abbauen. Das bestätigte Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU) im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT am 16. Oktober. Zuvor hatten Mitteldeutsche Zeitung und Volksstimme darüber berichtet.

Weise sagte, der Stellenabbau sei bitter, aber nicht verwunderlich. Die hohen Energiekosten und der mangelnde Absatz – beispielsweise bei E-Autos – würden der Branche zusetzen. Deswegen forderte der CDU-Politiker von der Bundespolitik, "unbedingt Auflagen und Kosten" zu reduzieren. Man müsse sich fragen, ob es eine CO2-Steuer wirklich brauche. Auch die Netzentgelte seien sehr hoch. "All das sind Belastungen, die andere Unternehmen in Asien und Amerika nicht haben, und insofern ist es schwer, wettbewerbsfähig zu sein", erklärte der Bürgermeister.

Bohai Trimet beschäftigt in Harzgerode eigenen Angaben zufolge etwa 850 Mitarbeitende sowie etwa 60 Auszubildende. Das Werk produziert unter anderem Getriebe, Fahrwerke und Karosserien, unter anderem für E-Autos. Der Automobilzulieferer hat auch im thüringischen Sömmerda ein Werk, in dem laut Weise weitere 50 Stellen abgebaut werden sollen.

3. September 2024: IFA streicht Stellen in Haldensleben

Der Automobilzulieferer IFA streicht weitere Stellen in der Unternehmenszentrale in Haldensleben (Landkreis Börde). Das teilten die Geschäftsführung und der Betriebsrat Anfang September mit. Demnach will das Unternehmen einen Teil der Produktion nach China auslagern. Hintergrund sei Kostendruck innerhalb der Branche. War zunächst noch von 100 der rund 1.000 Stellen in Haldensleben die Rede, spricht die Geschäftsleitung nun von einem geringeren Stellenabbau, ohne aber genaue Zahlen zu nennen. Trotz des geplanten Stellenabbaus soll der Standort Haldensleben aber weiter Dreh- und Angelpunkt bei IFA bleiben. Der DDR-Traditionsbetrieb feiert in diesem Jahr 65-jähriges Bestehen.

26. Juli 2024: Kein Stellenabbau bei ZF in Magdeburg

Am Magdeburger Standort des Autozulieferers ZF werden vorerst keine Stellen gestrichen. Das bestätigte der Werkstattleiter MDR SACHSEN-ANHALT im Juli. ZF hat im Norden Magdeburgs 15 Beschäftigte. Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen hatte angekündigt, in Deutschland bis zu 14.000 Jobs zu streichen. Wie der Konzern mitteilte, soll der Abbau bis Ende 2028 erfolgen.

Als Gründe nannte das Unternehmen unter anderem hohe Ausgaben und eine schwachen Entwicklung der E-Autos. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen 54.000 Menschen. Das Unternehmen fertigt nach eigenen Angaben unter anderem Getriebe, Achsen, Kupplungen, Bremsen sowie Lenkungs- und Fahrwerkteile für Busse, Autos und Lkw.

18. Juli 2024: Demo gegen Werksschließung in Bad Dürrenberg

Mit einer Betriebsversammlung vor dem Werkstor haben Mitarbeiter des Autozulieferers Adler Pelzer Clion (APC) Mitte Juli in Bad Dürrenberg gegen die geplante Schließung ihres Standortes protestiert. Der Autozulieferer hatte im Juni angekündigt, das Werk wegen fehlender Wirtschaftlichkeit schließen zu wollen. 120 Mitarbeiter würden ihren Job verlieren. Adler Pelzer Clion stellt in Bad Dürrenberg Tür- und Innenverkleidung unter anderem für Porsche und BMW her.

17. April 2024: Magna-Werk in Roitzsch wird geschlossen

Der Autozulieferer Magna wird sein Werk in Roitzsch im Kreis Anhalt-Bitterfeld wie geplant zum Jahresende aufgeben. Wie Betriebsrat Thomas Friedrich im April erklärte, verlieren damit etwa 250 gut ausgebildete Mitarbeiter ihren Job. Für diese sei eine finanzielle Abfindung ausgehandelt worden. Ein Käufer für das Werk wurde demnach nicht gefunden. Ende Oktober 2024 wird das Magna-Werk abgewickelt; zum Jahresende sollen die Fabrikhallen leer geräumt sein.

Magna will die Produktion von Roitzsch laut Betriebsrat Friedrich an den Stammsitz nach Österreich verlagern. Der Automobilzulieferer hat 24 Jahre lang in Roitzsch Allradgetriebe für Verbrenner-Luxusautos hergestellt. Für Elektroautos werden diese Bauteile nicht mehr gebraucht.

Über den Sozialplan für die Mitarbeiter in Roitzsch hatten Arbeitnehmervertreter und der Magna-Konzern monatelang verhandelt. Die Gewerkschaft IG Metall hatte nach eigenen Angaben Vorschläge zum Erhalt des Werkes erarbeitet.

12. Januar 2024: Zulieferer aus Hoym mit mehr Beschäftigten

Beim Autozulieferer LMG Manufacturing GmbH am Ortsrand von Hoym in der Stadt Seeland im Salzlandkreis wird Anfang des Jahres eine neue Produktionshalle eröffnet. Zuvor war innerhalb von neun Monaten die Zahl der Beschäftigten des Unternehmens von 140 auf 240 gestiegen. Das Unternehmen produziert Bauteile für Elektromotoren für BMW. Im Jahr 2020 stand das Werk noch vor dem Aus, dann sanierte ein Investor die Firma.

Zulieferer in Sachsen-Anhalt

  • Aleris Extruded Products Germany GmbH in Bitterfeld
  • Ambulanz Mobile GmbH & Co. KG in Schönebeck
  • Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH in Gardelegen
  • Constellium Extrusions Burg GmbH in Burg
  • HKR Automotive GmbH in Bitterfeld-Wolfen
  • IFA Rotorion – Holding GmbH in Haldensleben
  • Magna Powertrain Germany GmbH in Roitzsch
  • Muhr und Bender KG in Attendorn
  • Nemak Wernigerode GmbH in Wernigerode
  • Novelis Deutschland GmbH in Nachterstedt
  • PILKINGTON Automotive Deutschland GmbH in Aken
  • Recticel Automobilsysteme GmbH in Schönebeck
  • Salzgitter Hydroforming GmbH & Co. KG in Brumby
  • ThyssenKrupp Presta Ilsenburg GmbH in Ilsenburg
  • ThyssenKrupp Presta SteerTec Schönebeck GmbH in Schönebeck
  • TRIMET ALUMINIUM AG in Harzgerode
  • Woodward Aken GmbH in Aken

MDR (Cynthia Seidel, Moritz Arand)