Sachsen-Anhalt Bildungsministerium senkt Anforderungen für Schulleiter
Die Anforderungen an Schulleiterinnen und Schulleiter in Sachsen-Anhalt sind vor einigen Wochen gesenkt worden. Publik wurde das erst jetzt. Während der Grundschulverband empört reagiert, sieht die Gewerkschaft sogar Vorteile in der neuen Regelung – sofern bestimmte Bedingungen erfüllt werden.
In Sachsen-Anhalt ist eine Diskussion über Schulleiter im Seiteneinstieg entbrannt. Der Grundschulverband Sachsen-Anhalt hat empört auf den Vorstoß des Landes reagiert, die Anforderungen an Schulleiter herabzusetzen. In einer Mitteilung am Donnerstag (21.11.) kritisiert der Verband hauptsächlich, dass auch Leute ohne Studienabschluss oder Abitur eingestellt werden könnten.
Ministerium weist Kritik zurück
Das Bildungsministerium weist die Kritik des Fachverbandes entschieden zurück. In einer Stellungnahme an MDR SACHSEN-ANHALT heißt es, das Ministerium wähle Kandidatinnen und Kandidaten sehr sorgsam aus. Zudem werde die Führungskräfte-Qualifizierung neu ausgerichtet. Die Fort- und Weiterbildung werde am Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) gebündelt und mit Hilfe von außen betreut.
Ein Sprecher des Ministeriums sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Donnerstag, die möglichen Kandidatinnen und Kandidaten brächten teilweise Qualifikationen aus ihrem bisherigen Berufsleben mit, die für den Job als Schulleiter wichtig seien.
GEW fordert verpflichtende Fortbildungen
Eva Gerth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kann sich Schulleiter im Seiteneinstieg unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen. Sie sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Donnerstag, der Job verlange Führungsfähigkeiten auf dem pädagogischen Gebiet. Es müssten Entscheidungen getroffen werden, die vor allem im Studium vermittelt werden. Sie wünsche sich für Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger möglichst verpflichtende Fortbildungen und eine genaue Prüfung der Kandidaten.
Auch das Kollegium solle in die Entscheidung einbezogen werden. Dem Mangel an Fachkräften könne aus Sicht der GEW auch anders begegnet werden. Die Position müsse attraktiver gestaltet werden - beispielsweise, indem Schulleiter nicht gleichzeitig Klassenlehrer sein sollten. Auch eine bessere Bezahlung sei förderlich.
Die Anforderungen an Schulleiter waren offenbar schon im Oktober gesenkt worden. Darüber hatte zuerst die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet. In Sachsen-Anhalt fehlen dem Bildungsministerium zufolge Schulleiter an 55 öffentlichen Schulen, vor allem Grundschulen. Das entspreche einem Anteil von sieben Prozent.
MDR (Anja Höhne, Oliver Leiste)