Sachsen-Anhalt Magdeburger Weihnachtsmarkt 2025: Alter Markt richtiger Standort oder nicht?
Der Magdeburger Stadtrat hat entschieden: Der Weihnachtsmarkt findet wieder auf dem Alten Markt statt. Das Thema spaltet nicht nur die Menschen in Magdeburg. Ein Pro und Contra.
Dass der Magdeburger Weihnachtsmarkt auch in diesem Jahr wie gewohnt auf dem Alten Markt stattfinden soll, hat der Stadtrat bereits entschieden. Ob der Ort nach dem Anschlag im Dezember 2024 noch geeignet ist für Schmaus und Weihnachtsfreude, darüber werden die Diskussionen jedoch weitergehen. Auch unter in der MDR-Redaktion gehen die Meinungen auseinander.
Ulrich Wittstock: "Attentäter nicht nachgeben"
Ja, es ist eine schwierige Entscheidung, dort Weihnachtsstimmung zu verbreiten, wo sechs Menschen ihr Leben verloren haben und hunderte verletzt worden sind. Ich persönlich bin nicht betroffen. Aber dem Attentäter nachzugeben, das wäre aus meiner Sicht falsch. Ja, er hat es geschafft, ein friedliches Weihnachtsfest in sein Gegenteil zu verkehren. Aber deshalb mit einer Tradition zu brechen, hielte ich für falsch.
Vielmehr scheint es mir wichtig zu sein, ein würdiges Erinnern auf dem Weihnachtsmarkt zu ermöglichen. Dass Betroffene das vielleicht anders sehen, kann ich nachvollziehen. Sie sollten in jedem Fall in alle weiteren Planungen einbezogen werden. Weihnachten ist ein Fest des Miteinanders – das sollte auch für die Vorbereitung gelten.
Der Alte Markt in Magdeburg im zum Jahresende 2024
Katja Luniak: "Da wird mir flau im Magen"
Als Magdeburgerin bin ich schon im Kinderwagen zur Weihnachtszeit über den Alten Markt gerollt. Doch die Entscheidung, den Weihnachtsmarkt auch in diesem Jahr dort stattfinden zu lassen, halte ich für falsch. Schon jetzt wird mir flau im Magen, wenn ich mir vorstelle, im Dezember durch fröhliches Menschengewimmel, Lichteffekte und Karussellmusik durch Budengassen zu laufen. Und das, obwohl ich niemanden der sechs Todesopfer kannte und auch von den hunderten Verletzten nur einige über zwei Ecken. Der erste Jahrestag des Anschlags wird für Magdeburg eine traurige Herausforderung.
Ein Gedenken auf einem Alten Markt, auf dem gerade der Weihnachtsmarkt aufgebaut ist, halte ich für unmöglich. Ich hätte mir, zumindest in diesem ersten Jahr, einen besinnlichen, kleineren Markt auf dem Domplatz gewünscht. Und so werde ich auf meine heißgeliebten Schmalzkuchen verzichten und nach Jahrzehnten zum ersten Mal den Alten Markt zur Weihnachtszeit nicht betreten.
Das sagen Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter
Auch in den sozialen Netzwerken wird die Standort-Entscheidung für den Magdeburger Weihnachtsmarkt viel diskutiert.
Unter dem Facebook-Post von MDR SACHSEN-ANHALT spricht sich Userin Neyda de Liontes für den Alten Markt aus: "Endlich mal ein Entscheidung mit Rückgrad. Es ist vollkommen egal ob er an diesem Ort, oder an einem anderen statt findet oder garnicht. Terror findet immer einen Weg. Darum befürworte ich diese Entscheidung. Ob jemand hingeht oder nicht ist dann ja seine Entscheidung. Es gibt ja genügend alternativen in der Umgebung die man nutzen kann oder eben auch nicht."
Alter Markt ja, aber der Weihnachtsmarkt müsse komplett umgestaltet werden, findet User Appel Fcm: "Es gab schon länger bei Einigen die Überlegungen, den WM auf den Domplatz zu verlegen. Das ist aber nicht so schnell zu realisieren (auch nicht in 9 Monaten = im Januar dachte man darüber nach, im Oktober beginnt bereits der Aufbau). Man streicht auch nicht die Segel vor dem Terror, sondern zeigt Stärke ! A B E R !!!!!! Der WM muss unbedingt komplett umgestaltet, die Buden anders ausgerichtet werden ! Dahingegen ist eine Veränderung unumgänglich !"
So sieht es auch Userin anja_ha_burg bei Instagram: "Richtige Entscheidung. Auch wenn es Narben hinterlassen hat, dürfen wir uns von dem Ereignis, nicht das Leben bestimmen lassen. Vielleicht wäre eine Gedenkstelle auf dem Weihnachtsmarkt gut,so daß wir respektvoll mit den Erinnerungen umgehen können. Auch sollte man überlegen, ob man die Häuschen/Buden etwas anderes aufstellt, damit sich das Erscheinungsbild ändert und Erinnerungen nicht hoch kommen. Stände anders anordnen hilft bestimmt etwas."
Für Userin Nadine Isabel Liane hingegen ist der Weihnachtsmarkt-Besuch auf dem Alten Markt nach dem Attentat undenkbar: "Nö kein Bedarf ! Ich laufe nicht da lang wo so viele Menschen gestorben und schwer verletzt wurden und mache ein auf Friede Freude Eierkuchen ,Pustekuchen !!!"
Userin Vroni Reis hätte sich einen anderen Standort für den Weihnachtsmarkt gewünscht: "Ich versteh seit Jahren nicht,warum das alles auf dem alten Markt stattfinden lässt, viel zu klein,an den Wochenenden viel zu überfüllt,man kommt kaum vorran,schwer irgendwo ran,es machte dort keinen Spaß,einfach mal rüber zu schlendern. Warum kann man dies nicht in der Innenstadt(vorm Karstadt) und auf dem Domplatz(Lichterwelt nimmt nur die Hälfte des Platzes ein) verteilen? So hätten Gäste der Stadt auch gleich die Möglichkeit die Stadt zu erkunden."
Userin Amanda Nadine Müller hat den Anschlag selbst miterlebt und empfindet einen Weihnachtsmarkt-Besuch auf dem Alten Markt traumatisch: "Für mich, als Betroffene die auch viele Opfer gesehen hat, ist dies nicht zumutbar! Mich hat es psychisch schwer mitgenommen. Ich bin auf dem Weg der Besserung, aber wenn ich daran denke, dort dann wieder langzulaufen, wäre das für mich ein herber Rückschlag auch gesundheitlich. Alle Bilder wären schlagartig wieder komplett da."
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MDR (Oliver Leiste, Daniela Schulze) | Erstmals veröffentlicht am 06.04.2025
