Eine Seniorin mit Einkaufstrolley

Sachsen-Anhalt Mehr Rentner in Sachsen-Anhalt erhalten Wohngeld

Stand: 11.11.2024 15:48 Uhr

Bei vielen Senioren in Sachsen-Anhalt reicht die Rente nicht, um die Miete bezahlen zu können. Deshalb waren im vergangenen Jahr rund 30.000 Rentner auf Wohngeld angewiesen. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Große Anfrage der Linken im Landtag hervor.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

In Sachsen-Anhalt sind deutlich mehr Rentnerinnen und Rentner auf Wohngeld angewiesen. Im Jahr 2015 lag der Anteil an Rentnern unter den Wohngeldempfängern noch bei 47,5 Prozent, 2022 waren es 64 Prozent. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Große Anfrage der Linken im Landtag hervor. Der Anstieg sei besorgniserregend, sagte Fraktionsvize Monika Hohmann.

Im vergangenen Jahr erhielten laut Hohmann etwa 29.500 Rentnerinnen und Rentner in Sachsen-Anhalt Wohngeld. Dies bilde aber nur einen Teil der Anspruchsberechtigten ab, sagte sie. Das Dunkelfeld sei hingegen viel größer. Hohmann schätzt, dass weniger als die Hälfte aller Rentner, die Anspruch auf staatliche Hilfe hätten, diese auch beantragen würden.

Scham vorm Antrag beim Amt

Viele würden sich schlichtweg schämen, zum Amt zu gehen, bei anderen sei es Unwissenheit. Hinzu komme zudem, dass die Anträge sehr kompliziert seien. In der Folge würden die Menschen vereinsamen, da sie für Unternehmungen oder Veranstaltungen kein Geld übrig hätten.

Wie aus der Antwort der Landesregierung außerdem hervorgeht, ist auch die Zahl der Rentnerinnen und Rentner gestiegen, deren Einkommen nicht zum Leben reicht und die daher Grundsicherung beziehen. Im Jahr 2023 erhielten in Sachsen-Anhalt rund 10.000 Rentner Grundsicherung – 2020 waren es noch rund 7.000.

Linke für "armutsfeste Mindestrente"

Den Angaben zufolge erhalten in Sachsen-Anhalt rund 40 Prozent der Rentner nach mindestens 45 Beitragsjahren höchstens 1.200 Euro Rente, ein Viertel sogar nur höchstens 1.000 Euro. Zwar ist die Durchschnittsrente nach Berechnung der Linken in den vergangenen vier Jahren um etwa elf Prozent gestiegen, die Inflationsraten lägen jedoch bei rund 16 Prozent.

Die Linke fordert daher eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung hin zu einer Bürgerversicherung "mit armutsfester Mindestrente". Fraktionschefin Eva von Angern sagte, Rentner gehörten zu den Verlierern der Krisen. Sie forderte einen Inflationsausgleich auch für Rentnerinnen und Rentner. Die Fraktion will das Thema auch in der kommenden Woche im Landtag auf die Tagesordnung setzen.

dpa, MDR (Hannes Leonard, Daniel Salpius)