Schleswig-Holstein Olympia 2036 oder 2040: Kiel bewirbt sich um Segelwettkämpfe
Olympia 1936, Olympia 1972 - und dann wieder Olympia 2036 oder 2040? Kiel will zum dritten Mal die Segelregatten der Olympischen Spiele ausrichten. Lübeck-Travemünde ist aus dem Rennen.
Nach 1936 und 1972 könnte in einigen Jahren wieder das olympische Feuer in Kiel brennen. Auf einer Pressekonferenz haben das Land Schleswig-Holstein und die Stadt Kiel am Donnerstag bekanntgegeben, dass sie sich als Austragungsort um die olympischen und paralympischen Segelwettkämpfe 2036 oder 2040 bewerben. Der Standort Travemünde ist als schleswig-holsteinische Alternative damit aus dem Rennen. Der Landtag hatte einstimmig einen entsprechenden Antrag der Fraktionen CDU, Grüne, SPD, FDP und SSW beschlossen. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) erklärte: "Wir wollen den olympischen Geist ein drittes Mal nach Schleswig-Holstein holen." Die Landesregierung unterstütze die Bewerbung nach Kräften.
Traum von Olymischen Dorf und sozialem Wohnraum
Die Kieler Ratsversammlung stimmte am Donnerstagabend ebenfalls zu. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) erklärte auf der Pressekonferenz die aus Sicht der Landesregierung ausschlaggebenden Gründe für Kiel als Olympia-Stätte.
Wir sind immer noch ein herausragender Segelstandort, wir haben die organisatorische Kompetenz, wir haben die Segelreviere, wir haben die weltweite Bekanntheit, wir sind auch der Stützpunkt für die Nationalmannschaft - wir wollen ja nicht nur Olympia ausrichten, sondern auch Medaillen gewinnen!"
— Ulf Kämpfer, Kieler Oberbürgermeister (SPD)
Man könne "aus dem Stand heraus olympische Segelwettbewerbe in Kiel organisieren", sagte Kämpfer weiter. "Wir könnten uns vorstellen, ein olympisches Dorf zu bauen", sagte Kämpfer. Dieses könne später sozialer Wohnraum werden. Denkbar sei aber auch der Einsatz von Hausbooten, die Studentinnen und Studenten nutzen könnten nach den Spielen.
Autobahn A7, Schilksee, Kiellinie: Olympia soll helfen
Eine Autobahnanbindung an die A7, die Olympiabauten im Schilkseer Hafen und der Ausbau der Kiellinie - noch heute prägen die olympischen Spiele von 1972 das Kieler Stadtbild. So einen Impuls für Kiels Infrastruktur erhofft sich Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) wieder.
Unsere Landeshauptstadt ist ein hervorragender Austragungsort und es wird ganz viele positive Effekte auf unser Land haben. Wenn Sie überlegen, was in '72, was da alles passiert ist, was sich auch für Schleswig-Holstein Positives entwickelt hat... insofern glaube ich, dass das eine richtig gute Sache wird - unsere Bewerbung um die Olympischen Spiele."
— Sabine Sütterlin-Waack, Innenministerin SH (CDU)
Das Revier sei weltweit bekannt für seine vielfältigen Wind- und Wetterverhältnisse, die es Athleten und Athletinnen ermöglichten, ihr ganzes Können unter Beweis zu stellen. "Wir haben immer wieder bewiesen, dass wir in der Lage sind, Wassersport auf höchstem Niveau zu organisieren und zu präsentieren", sagte Sütterlin-Waack. Die Olympischen Spiele in Kiel sollen laut Sütterlin-Waack aber auch ein Meilenstein für nachhaltigen Sport sein.
Der olympische Segelsport wandelt sich
Anders als bei Olympia 1972 wird der Hafen von Schilksee als Austragungsort der Wettkämpfe jedoch nicht reichen. Denn die olympischen Segelwettkämpfe haben sich seitdem stark gewandelt. Dirk Ramhorst hat die Regattaleitung bei der Kieler Woche und ist mit dem Kieler Yachtclub auch in die Olympiabewerbung eingebunden. "1972 hatten wir sechs olympische Segeldisziplinen, 2024 in Marseille waren es jetzt schon zehn", erkärt Ramhorst. Dazu gehörten inzwischen Disziplinen wie Kite Foiling oder iQFOiL Windsurfen, die es in den siebziger Jahren noch gar nicht gegeben habe. "Aktuell ist sehr schwer vorherzusagen, welche Segel-Disziplinen 2036 oder 2040 olympisch sein werden, aber Foils und Boards werden ziemlich sicher eine Rolle spielen", so Dirk Ramhorst. Für das empfindliche Material dieser Disziplinen sei das steinige Revier vor Schilksee und Strande (Kreis Rendsburg-Eckernförde) nicht geeignet. Deswegen soll bei der neuen Bewerbung mit Laboe jetzt auch an Standort am sandigen Ostufer dazukommen.
Flachwasser und viel Wind in Laboe
Bei einer möglichen Bewerbung wollen auch Sportler und Sportlerinnen die Stadt mit ihren Olympia-Erfahrungen unterstützen. Dazu gehört zum Beispiel die Kielerin Alica Stuhlemmer, die in Tokio und Marseille im Nacra 17 an den Start gegangen ist. Jetzt hat sie die Diszplin gewechselt und will zukünftig im iQFOiL Windsurfen unterwegs sein. "Die Bedingungen in Laboe wären für uns ziemlich ideal. Es gibt gute Windchancen und wir können viele Wettkämpfe im Flachwasser austragen. Ohne Wellen entfalten die Foiling-Klassen erst ihr ganzes Potential", befürwortet die Sportlerin das Laboer Revier (Kreis Plön). Und auch die Gemeinde am Ostufer selbst sieht eine mögliche Olympia-Bewerbung positiv. "Die Teilnahme an der Kampagne ist schon eine absolute Aufwertung für unseren Standort. Wir werden uns Gedanken machen, wie wir das Event in unserer Landschaft nachhaltig gestalten können", so Laboes Bürgermeister Heiko Voß.
Landtag steht geschlossen hinter der Kieler Bewerbung
Der Landtag hatte sich am Donnerstag mit dem geschlossenen Appell aller Fraktionen der Bewerbungsinitiative angeschlossen. Kiel wäre der perfekte Austragungsort für mehrere Disziplinen der Olympischen Spiele 2036 oder 2040 - sind sich die Abgeordneten im Landtag einig. Neben Segeln könnten das auch Küstenrudern und das Freiwasserschwimmen sein. Und die Abgeordneten sehen große Chancen für die Region: Olympische Spiele könnten den Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur voranbringen und die benötigten Sportlerunterkünfte hätten möglicherweise eine Zukunft als bezahlbarer Wohnraum.
Hoffen auf Olympische Spiele in Kiel: Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD), Stadtpräsidentin Bettina Aust (Grüne), Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) und Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU).
Olympische Sommerspiele: Rostock auch noch im Rennen
Ob Kiel allerdings wirklich Teil einer offiziellen deutschen olympischen Bewerbung wird, steht noch nicht fest. Denn aktuell gibt es noch viele Unklarheiten. So will man sich zum Beispiel auch in Rostock um die Austragung der olympischen Segelwettbewerbe bemühen. Aktuell ist zudem noch nicht klar, welche Stadt oder Metropolregion bei einer deutschen Olympiabewerbung als Hauptaustragungsort ins Rennen gehen würde.
Ob sich Deutschland als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2036 und 2040 bewerben wird, will der Deutsche Olympische Sportbund im nächsten Jahr entscheiden
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 21.11.2024 | 19:30 Uhr