Einige Hundewelpen in einer Kiste.

Schleswig-Holstein Rellinger Tierschutzverein kämpft gegen illegalen Welpenhandel

Stand: 04.11.2024 09:18 Uhr

Sina Hanke vom Rellinger Tierschutzverein "Animal Care" kämpft gegen das Geschäft mit illegal gehandelten Welpen. Das ist nicht nur aufwendig, sondern auch riskant.

Von Lena Haamann

"Süße Toypudel-Welpen", "kleine Chihuahuas" oder "traumhafte Maltipoos" - Sina Hanke sitzt am Laptop und durchforstet die größten Verkaufsportale für Hunde nach verdächtigen Anzeigen. Für den Rellinger Verein "Animal Care", den sie vor zwölf Jahren gegründet hat, macht sie das täglich - zusammen mit ihren drei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen. Laut Tierrechtsorganisation PETA werden jeden Monat rund 17.000 Hunde online zum Verkauf angeboten.

"Unseriöse Onlineanzeigen zu finden, ist auf den ersten Blick fast unmöglich geworden", erzählt sie. "Die sind mittlerweile so professionell aufgezogen, dass wir oft über Wochen, Monate, manchmal Jahre recherchieren müssen, um zu erkennen, wer dahintersteckt." Im Fall von zwei Zwergpudeln zum Beispiel fiel ihr auf, dass die gleiche Verkäuferin über ein Jahr hinweg immer wieder den angeblich ersten Wurf derselben Hündin anbot.

Einsätze teils gefährlich

Wenn der Verdacht besteht, dass illegale Händler hinter einer Anzeige stecken, gibt sich Hanke als Käuferin aus und vereinbart einen Besuchstermin. "Das machen wir immer nur im Team", erzählt sie. "Weil wir wissen, wie unvorhersehbar schnell es gefährlich werden kann. Und es ist immer eine gehörige Portion Respekt und Aufregung dabei." Denn für das kriminelle Netz aus Händlern, Transporteuren und Vermehrern geht es um viel Geld - bei Preisen zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Welpe.

Auch vor Ort wirke auf den ersten Blick oft alles professionell. Aber die Tierschützerin weiß, worauf sie achten muss. "Beim Verkaufsgespräch bei den Zwergpudeln war auffällig, dass die Tiere viel jünger aussahen als zehn Wochen", erinnert sie sich. "Das angebliche Muttertier hatte kein Gesäuge und keine Bindung zu den Welpen. Und die beiden Welpen hatten verklebte Augen und kotverschmiertes Fell."

Hinter den Annoncen steckt oft massives Tierleid

Oft kommen die Welpen der illegalen Händler aus Osteuropa. Sie werden hergeschmuggelt und mit gefälschten Papieren den Käufern präsentiert. "Die Produktion verlagert sich auch mehr und mehr nach Deutschland", berichtet Sina Hanke. "Um Grenzkontrollen aus dem Weg zu gehen. Wir haben Hunde gesehen, die in Kaninchenkäfigen gehalten wurden, übereinander gestapelt. Und Welpen, die nicht mehr am Leben waren." In solchen Fällen zieht sie die Behörden hinzu.

Eine Frau sitzt an einem Laptop

Sina Hanke ist Tierschützerin und sucht täglich nach unseriösen Tierannoncen im Internet.

Polizei sollte frühzeitig involviert werden

"Die Polizei ist bei der Verfolgung von Straftaten auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen", sagt Dennis Schneider von der Landespolizei Schleswig-Holstein. "Allerdings ist die Strafverfolgung Aufgabe des Staates. Es ist nicht kalkulierbar, wie betroffenen Personen reagieren. Wir empfehlen daher ganz deutlich, uns als Polizei frühzeitig bei dem Verdacht von Straftaten zu informieren."

Genaue Zahlen kann die Landespolizei laut Schneider nicht liefern: "Das Phänomen des 'illegalen Welpenhandels' ist der Polizei Schleswig-Holstein in Einzelfällen bekannt geworden, bildet aber keinen Kriminalitätsschwerpunkt. Leider ist die polizeiliche Kriminalstatistik nach dieser Tatbegehung nicht auswertbar."

Sina Hanke hat mit ihrer Arbeit nach eigenen Angaben seit 2016 schon geholfen, insgesamt rund 400 Fälle in Hamburg und Schleswig-Holstein aufzudecken. Und auch andere Tierschutzorganisationen, wie zum Beispiel "Vier Pfoten" mit Sitz in Hamburg, gehen ähnlich vor, um Tätern auf die Spur zu kommen. Für die gibt es oft aber nur Geldbußen oder Bewährungsstrafen.

Happy End für zwei Zwergpudel

Auch die Zwergpudel konnte Hanke gemeinsam mit der Polizei retten - und an liebevolle Familien vermitteln. Einer der beiden, Teddy, musste aber wochenlang in Quarantäne, bevor er in sein neues Zuhause in Rellingen (Kreis Pinneberg) einziehen konnte, denn er war schwer krank.

"Fälle wie Teddy zeigen, dass es sich lohnt, zu kämpfen", sagt Sina Hanke. "Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er gar nicht mehr leben würde, wenn er nicht aus dem Welpenhandel befreit worden wäre." Die Tierschützerin kann einzelne Welpen befreien. Die Strukturen des illegalen Welpenhandels durchbrechen könne sie aber nicht. Sie appelliert an potenzielle Käufer sehr wachsam zu sein, und am besten gar nicht über das Internet zu kaufen.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 29.10.2024 | 19:30 Uhr