Schleswig-Holstein Segebergs jüngster Busfahrer: Was den 19-Jährigen antreibt
Als Kind träumte er davon: Mittlerweile fährt der 19-jährige Lino Fenneberg Linienbusse durch Südholstein. Er brennt für eine Arbeit, die viele nicht mehr machen wollen.
Eigentlich, so sagen manche, gibt es schönere Jobs, als die ganze Zeit auf der Straße unterwegs zu sein. Jobs, bei denen man nicht so früh aufstehen muss und so spät nach Hause kommt. Jobs, bei denen die Bezahlung besser ist.
Lino Fenneberg liebt seine Arbeit trotzdem. Er ist Busfahrer im Kreis Segeberg und steht am Ende seiner dreijährigen Ausbildung bei einem mittelständischen Reiseunternehmen. Mit 19 Jahren ist er einer der jüngsten Busfahrer im ganzen Land.
Am Anfang wunderten sich die Fahrgäste
"Das macht mich unheimlich stolz, dass ich das durchgezogen habe", sagt er. Schon seit der fünften Klasse, so erzählt er, träumte er davon, Busfahrer zu werden. "Das Fahren macht mir Spaß. Und man ist immer schick gekleidet - gerade Krawatte und Schlips mag ich sehr gerne." Dazu komme der lebendige Austausch mit Stamm-Fahrgästen. "Da sind viele schöne Momente dabei", sagt Fenneberg.
Den Busführerschein hat er seit einigen Monaten in der Tasche. Mittlerweile darf er ohne Begleitung Linienbusse fahren, ist zum Beispiel auf der Strecke zwischen Bad Bramstedt und Bad Segeberg unterwegs. Anfangs hätten sich manche Fahrgäste gewundert, berichtet er, dass so ein junger Mann hinterm Steuer sitzt. "Aber mittlerweile haben sich viele Leute dran gewöhnt. Die Leute erkennen mich und freuen sich."
Die ganze Branche ächzt unter Fachkräftemangel
Dass einer wie Lino Fenneberg so sehr fürs Busfahren brennt, ist eine Ausnahme. Die Busbranche ist vom Fachkräftemangel geplagt. Laut Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) fehlen im ganzen Land rund 800 Busfahrerinnen und Busfahrer. Die Unternehmen greifen deshalb zu teils ungewöhnlichen Maßnahmen, um Nachwuchs zu finden: Aktiv Bus in Flensburg etwa sorgte vor kurzem für Schlagzeilen, weil der Betrieb fünf neue Busfahrer aus Kenia rekrutiert hat.
Auch Fennebergs Ausbilder, Felix Pätzel vom Bad Segeberger Unternehmen mit-reisen Touristik, berichtet von Personalengpässen: "Wir könnten zehn bis 15 neue Busfahrer gebrauchen", sagt Pätzel. Viele Kollegen würden Überstunden machen. Wenn jemand krank ausfalle, reiße das schnell ein Loch in den Dienstplan. Der 19-jährige Lino Fenneberg sei aktuell sein einziger Auszubildender - und ein Glücksfall für die Firma: "Er bringt frischen Wind rein. Und das merkt man ganz doll. Wir freuen uns jeden Tag, wenn wir Lino sehen."
Sein Bus trägt einen besonderen Namen
Klar, sagt Fenneberg, sei der Job als Busfahrer hart. In anderen Branchen hätte er weniger anstrengende Arbeitszeiten und könnte mehr Geld verdienen. 890 Euro netto bekommt er aktuell nach eigenen Angaben pro Monat. Für den Busführerschein musste er nichts bezahlen. Der wurde ihm dank der Ausbildung finanziert, erklärt er. "Mir ist wichtig: Ich möchte etwas machen, worauf ich Bock habe. Wo ich Spaß an der Arbeit habe."
Den Bus, mit dem er meistens unterwegs ist, haben seine Kollegen vor einiger Zeit "Cindy" getauft - zufällig der Name seiner Mutter. Ein weiteres Markenzeichen, das Lino auf seinen Fahrten begleitet: ein Strauß roter Plastikrosen neben seiner Fahrerkabine. Damit komme er insbesondere bei älteren Fahrgästen gut an, erzählt er, aber auch Schulkinder würden sich freuen, ihn zu sehen. "Ich bin der Blümchen-Busfahrer", sagt Fenneberg und lacht.
Im kommenden Sommer wird er seine Ausbildung abgeschlossen haben. Wenn er nochmal vor der Wahl stünde, Busfahrer zu werden - er würde es wieder machen, sagt er.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 10.10.2024 | 19:30 Uhr