Schleswig-Holstein Zukunft der Werften Flensburg und Rendsburg bleibt ungewiss
In Amsterdam sollten Aktien von Firmen versteigert werden, die der umstrittene Investor Windhorst kontrollierte. Darunter auch von der Muttergesellschaft der Werften Flensburg und Rendsburg - doch deren Zukunft bleibt weiter offen.
Am Mittwoch hätte sich für die Mitarbeiter der Werften in Rendsburg und Flensburg viel verändern können. Möglicherweise hätten die Werften und damit auch die Beschäftigten eine neue Perspektive bekommen. Denn in Amsterdam sollten die Aktien von 22 Unternehmen zwangsversteigert werden, die bislang zum Firmenimperium des umstrittenen Investors Lars Windhorst gehörten. Darunter war auch die Tennor Maritime Holding, zu der die FSG-Nobiskrug Holding und mit ihr die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft und die Nobiskrug-Werft in Rendsburg gehören.
Keine Käufer für mehrere Aktienpakete
Doch der zuständige Gerichtsvollzieher Henk Oude Elferink konnte lediglich die Aktien von 15 Unternehmen an einen bislang unbekannten Käufer versteigern. Für die Tennor Maritime Holding fand sich indes kein Käufer.
Ebenfalls nicht verkauft wurden mehrere Firmen, die mit der italienischen Dessousmarke La Perla in Verbindung stehen. Dieses Unternehmen befindet sich ebenfalls in massiven Schwierigkeiten. Nach Auskunft des Gerichtsvollziehers soll die Versteigerung dieser Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, wenn Windhorst seine Schulden nicht zwischenzeitlich begleichen sollte. Ob später mit einem Käufer für die Aktien dieser Unternehmen zu rechnen ist, bleibt unklar.
US-Unternehmer verklagte Windhorst-Holding
Die Zwangsversteigerung ist die Folge eines jahrelangen Rechtsstreits, den das amerikanische Unternehmen McCourt Global gegen die Tennor Holding führt. Das niederländische Unternehmen wird von Windhorst kontrolliert und bündelt die Beteiligungen an vielen anderen Firmen. Aktien an vielen dieser Tochterunternehmen hat McCourt Global zunächst pfänden und nun zwangsversteigern lassen.
Hinter McCourt Global steht der US-Unternehmer Frank McCourt, dem jahrelang unter anderem das Baseballteam Los Angeles Dodgers gehörte.
McCourt Global verlangt von Windhorst eine Entschädigung für ein geplatztes Geschäft. Bereits 2022 wurde Windhorsts Tennor Holding von einem niederländischen Gericht zu einer Zahlung von 46 Millionen Euro an McCourt Global verurteilt. Offenabr wurde diese Summe bisher nicht vollständig beglichen. Die niederländischen Anwälte von McCourt Global antworteten kurzfristig nicht auf Fragen zum Verfahren.
Unsicherheit für Beschäftigte hält an
Warum ausgerechnet die Aktien der Werftenmuttergesellschaft Tennor Martime Holding nicht verkauft wurden, ist noch unklar. "Ich kann mir da keinen Reim darauf machen", sagt Nobiskrug-Betriebsrat Marcus Stöcken. Die Stimmung in der Werft ist weiter angespannt, eine Lösung für die Probleme der Werftengruppe FSG-Nobiskrug scheint nicht in Sicht.
Noch immer warteten 80 Mitarbeiter auf ihren ausstehenden Lohn. "Wenn Lars Windhorst die Werften wirklich weiter halten will, muss er hier viel Geld investieren. Ich sehe allerdings momentan nicht, wo das Geld herkommen soll", sagt Stöcken. Für die Beschäftigten sei die Lage "schwer erträglich". Aus der Werft ist zu vernehmen, dass nun sogar Manager, die lange loyal zu Windhorst gestanden haben, das Unternehmen verlassen haben sollen. Weder von FSG-Nobiskrug noch von einem Sprecher Windhorsts und Tennor wurden Fragen zum Verkauf oder den Gerüchten um die Manager kurzfristig beantwortet.
FSG-Tochterfirma vorläufig insolvent
Bereits vergangene Woche war auf Druck einer Krankenkasse die Würzburger Interieur Manufaktur vom Amtsgericht Würzburg für vorläufig insolvent erklärt worden. Die Firma aus dem fränkischen Leinach ist spezialisiert auf Inneneinrichtung von Yachten und war erst Anfang 2023 von der FSG-Nobiskrug Holding mehrheitlich übernommen worden. Rund 30 Beschäftigte wissen dort momentan nicht, wie es weitergeht. Bereits vor der vorläufigen Insolvenz warteten sie seit Monaten auf ausstehende Löhne.
Investor Windhorst scheint durch gescheiterten Verkauf der Aktien von Tennor Maritime Holding wieder etwas Zeit gewonnen zu haben, doch für die Beschäftigten in Flensburg und Rendsburg fehlt weiterhin eine Perspektive.