Thüringen Rund 9.000 Teilnehmer bei Demonstration gegen Rechtsextremismus in Erfurt
In Thüringen haben zwei größere Demonstrationen gegen rechts stattgefunden. In Erfurt protestierten am Samstag 9.000 Menschen - in Jena am Freitag etwa 3.000. Die Demos sind eine Reaktion auf das bekanntgewordene rechte Geheimtreffen und das derzeitige Erstarken der AfD.
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In Erfurt hat am Samstag eine Demonstration gegen rechts stattgefunden, an der laut Polizeiangaben 9.000 Menschen teilnahmen. Das waren dreimal mal so viele wie erwartet wurde.
Deshalb wurde auch die geplante Demo-Route durch die Innenstadt geändert. Nach der Auftaktveranstaltung auf dem Domplatz zog ein etwa anderthalb Kilometer langer Demonstrationszug an der Staatskanzlei vorbei und wieder zum Domplatz zurück. Kurz vor 16 Uhr war die Demonstration offiziell beendet.
Demonstration verlief friedlich
Sie fand statt unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt - Antifaschismus muss man selber machen". Nach Angaben der Polizei ist sie friedlich verlaufen ohne nennenswerte Störungen.
Innenminister Maier betont Fokus auf AfD als gemeinsamen Gegner
Trotz des großen Zuspruchs gab es auch Kritik an der Veranstaltung. So fühlten sich nach Umfrage von MDR THÜRINGEN einige Demo-Teilnehmer nicht von allen Reden auf der Bühne angesprochen. Die Sprache sei teils zu einseitig gewesen. Stattdessen sollte für alle gesprochen werden. Ähnlich äußerte sich Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD). Er sprach von einer guten Demonstration auf X.
Er schrieb dort aber auch über "spalterische Reden" auf dem Domplatz. Er verstehe nicht, warum man auf einer antifaschistischen Demonstration, nicht auf das Beschimpfen von Demokraten und Demokratinnen verzichten könne. Der gemeinsame Gegner sei die AfD, schrieb Maier auf X.
Die Demonstranten wollen vom Domplatz zum Fischmarkt weiterziehen.
Evag: Unregelmäßigkeiten auf allen Erfurter Stadtbahnlinien
Am Bahnhof ist in Folge der Demo mit kurzzeitigen Sperrungen zu rechnen. In der Zeit von 12 bis 18 Uhr kann es laut der Evag zu Beeinträchtigungen auf allen Stadtbahn-Linien sowie auf den Bus-Linien 9, 51 und 60 kommen.
Bundesweit über 100.000 Teilnehmer bei Protesten
Am vergangenen Montag hatten in Leipzig bereits mehrere Tausend Menschen gegen die AfD, die erzkonservative Werteunion und Rechtsextremismus demonstriert. In den nächsten Tagen sollen deutschlandweit noch einmal Zehntausende Menschen gegen rechts protestieren. Allein in München wird mit 10.000 bis 20.000 Teilnehmern gerechnet, in Hamburg mit weiteren rund 10.000 Demonstrierenden. Weitere Kundgebungen sind bis Sonntag unter anderem in Hannover, Bremen, Braunschweig, Dortmund, Berlin, München und Dresden geplant. Deutschlandweit wurden am Samstag rund 90 Kundgebungen angemeldet.
Auch in Thüringen hatte sich vermehrt Widerstand geformt. Bereits am Donnerstagabend gab es in Gera einen Protest gegen rechts mit rund 250 Menschen am Rande eines AfD-Treffens. Am Freitag demonstrierten über 3.000 Menschen in Jena unter dem Motto "Demokratie verteidigen". In der Jenaer Innenstadt kam es dabei zu Sperrungen.
Demonstration sind Reaktion auf rechtes Geheimtreffen
Anlass der Proteste ist ein geheimes Treffen von AfD- und CDU-Politikern mit Unternehmern und Rechtsextremen in Brandenburg, bei dem Massendeportationen aus Deutschland geplant wurden. Ans Tageslicht kamen die Pläne vergangene Woche durch eine investigative Recherche des Journalisten-Netzwerks Correctiv. Die Veranstalter der Jenaer Demonstration riefen laut Pressemitteilung dazu auf, nicht vor den Plänen der AfD wegzusehen, sondern sich für die Demokratie einzusetzen.
MDR (ost/ls)