Corona-Krise Reisen - aber sicher?
Das grenzenlose Reisen innerhalb Europas ist wieder möglich. Damit wird es allerdings auch wieder enger in Bus, Bahn und Flugzeug. Wie sicher ist das eigentlich?
Ist die Frage nach dem "Wohin" erst geklärt, stellt sich dem Reiselustigen sogleich die nächste: Die nach dem "Wie" nämlich. Bahn, Bus, Flugzeug - oder doch lieber mit dem eigenen Auto, um zu vermeiden, in einem komplett ausgebuchten Flieger zu sitzen?
"Wenn man direkt nebeneinander sitzt in einer engen Kabine und jemand hustet, dann ist es einfach nicht zu vermeiden, dass man sich infiziert. Und deswegen finde ich: Es muss mindestens der Mittelsitz freigelassen werden", erklärt der CDU-Abgeordnete im EU-Parlament, Peter Liese, der gleichzeitig Arzt ist, im Interview mit dem ARD-Bericht aus Berlin.
Die Deutsche Bahn versucht, Plätze in den Zügen zwischen Reisenden freizuhalten.
Maskenpflicht an Bord
Liese beklagt, die Fluglinien würden die Leitlinien der zuständigen EU-Agenturen nicht umsetzen. Die (wie zum Beispiel die EU-Behörde für Luftfahrtsicherheit EASA) empfehlen genau das: "Wenn möglich" einen Sitz pro Reihe freizulassen. Nicht nötig, findet man nicht nur bei der Lufthansa. Auch TUIfly-Sprecher Aage Dünhaupt sagt, die Luft im Flieger sei so sauber wie in einem Operationssaal: "Die Luftzirkulation geht von oben nach unten in der Kabine. Und dann wird das alles zusätzlich nochmal über die Filter geleitet. Innerhalb von 2 Minuten ist die gesamte Luft im Flugzeug ausgetauscht und gereinigt."
Zusätzlich, sagt Dünnhaupt dem ARD-Hauptstadtstudio, gebe es ja noch Maskenpflicht an Bord. Die gilt für alle Flüge - und zwar sowohl für die Passagiere als auch für das Personal. Halte sich jemand nicht daran, werde zwischengelandet und der Regelbrecher aus der Maschine geleitet.
TUIfly lehnt wie viele andere Airlines die strenge Auslegung der Abstandsregeln im Flieger auch aus wirtschaftlichen Gründen ab. "Wenn man’s in einer Milchmädchen-Rechnung umrechnet, würde das heißen, dass wir die Ticketpreise um 20 bis 30 Prozent erhöhen würden, wenn man auf die freien Sitze eingehen würde."
Busunternehmen in der Krise
Während die Fluglinien ächzen, starrt ein Busunternehmen wie Wörlitz Tourist in den finanziellen Abgrund. Sämtliche Fahrten der letzten 3 Monate habe er stornieren, 32.000 Reisenden absagen müssen, erzählt Geschäftsführer Ulrich Basteck. Jetzt fährt er wieder erste Touren. Dort, wo die Regularien das zulassen, auch ohne Mindestabstand: "Das ist jetzt schon ein Ritt auf der Rasierklinge. Wenn wir jetzt nicht in Normalität zurückfinden, überleben die meisten Firmen in der Branche nicht mehr", sagt er.
Auf Gleichberechtigung pocht der Busunternehmer. Schließlich würden die Passagiere ja im Flieger und der Bahn auch dicht an dicht sitzen dürfen: "Wir wissen ja, dass man im Innenraum sich 20 Mal so schnell infiziert wie draußen. Ein voller Bus, eine lange Reise - ich würds nicht machen", so lautet die ganz persönliche Reisewarnung des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Nun kann es einem mit etwas Pech passieren, dass man auch in einem Zug der Deutschen Bahn einen Sitznachbarn direkt neben sich hat - und eben nicht in 1,50 Meter Entfernung.
Rest-Risiko bleibt
"Tragen Sie ihre Mund-Nasen-Bedeckung und nutzen Sie die gesamte Länge des Zuges zum Ein- und Aussteigen" - mit regelmäßigen Durchsagen wie diesen auf Bahnhöfen wird versucht, alle Reisenden gleichmäßig im Zug zu verteilen. Maskenpflicht gilt ohnehin auf allen Fahrten. In der Bahn-App erscheint ein roter Warnhinweis, sobald ein Zug bereits zur Hälfte ausgebucht ist.
"Die Bahn hat das sehr gut gemacht. Die haben das Angebot nicht ausgedünnt, sind zum Teil mit hohem Verlust gefahren. Im Herbst kann das anders sein, aber bis jetzt war das Bahnfahren sicherer", lobt der Bundestagsabgeordnete Lauterbach. Doch 'in vollen Zügen' genießen das Bahnfahren in Corona-Zeiten wohl die wenigsten. Egal, für welches Fortbewegungsmittel man sich also entscheidet: Ein Reise-Rest-Risiko lässt sich wohl kaum vermeiden.