Zahlen des RKI Noch keine Entspannung
Trotz weniger Neuinfektionen - das RKI rechnet mit mehr Todesfällen, besonders unter älteren Menschen. Um die Verbreitung von Krankheitssymptomen besser verfolgen zu können, hat das Institut eine App entwickelt.
In der Corona-Pressekonferenz des Robert Koch-Instituts hat RKI-Präsident Lothar Wieler davor gewarnt, zu früh von einer Entspannung der Lage zu sprechen. Trotz der rückläufigen Zahl der Neuinfektionen könne von einer Entspannung noch nicht ausgegangen werden. "Wir müssen die nächsten Tage abwarten, ob sich bei den Meldungen ein Trend abzeichnet." Schwankungen bei der Übermittlung der Zahlen von den Gesundheitsämtern seien immer möglich. Zudem habe die Ansteckungsrate zuletzt zwischen 1,2 und 1,5 gelegen. Das bedeutet, dass statistisch ein Infizierter 1,2 bis 1,5 weitere Menschen ansteckt. Am Freitag hatte das RKI noch von einer Rate von eins gesprochen, die in den kommenden Tagen sogar unter eins sinken sollte.
RKI rechnet mit mehr Todesfällen
Die Zahl der Infektionen stieg um gut 3800 und liegt insgesamt nun bei knapp 100.000. 33.300 infizierte Menschen seien mittlerweile wieder genesen. Das sei eine "erfreuliche Zahl", sagte Wieler. Allerdings müsse mit zahlreichen weiteren Toten gerechnet werden. Die Mortalitätsrate sei gestiegen und liege derzeit bei 1,6 Prozent. Besonders in Alten- und Pflegeheimen habe die Zahl der Infizierten und der Todesfälle zugenommen. Das Durchschnittsalter der 1607 Verstorbenen liege bei 80 Jahren.
Neue App "Corona-Datenspende"
Um die Verbreitung von Krankheitssymptomen unter der Bevölkerung zu erfassen, hat das RKI eine neue App präsentiert. Die App "Corona-Datenspende" stehe nun kostenlos zum Download in den Stores zur Verfügung, so Wieler, und sei vom RKI zusammen mit einem E-Health-Unternehmen entwickelt worden.
Die App dient nicht der Nachverfolgung von Kontaktpersonen. Sie ist anonym. Lediglich die Postleitzahl muss der Nutzer eingeben. Sie könne auf Fitnessarmbändern oder Smartwatches freiwillig installiert werden und zeichne Vitaldaten auf, sagte Wieler. Diese änderten sich bei akuten Atemswegserkrankungen, Beispiele seien eine höhere Körpertemperatur oder schlechterer Schlaf. Die App könne Covid-19 nicht nachweisen, betonte Wieler, ersetze also keine Tests. Seiner Auffassung nach sei die App nur eine Ergänzung, aber eine wichtige.
Pseudonymisierte Daten für Symptom-Karte
Das RKI hofft auf mindestens 10.000 interessierte Nutzer, um eine möglichst breite Datengrundlage zu schaffen. Diese Daten würden pseudonymisiert verarbeitet, so Wieler. Das RKI kenne zu keinem Zeitpunkt persönliche Daten wie Name oder Anschrift der App-Nutzer. Man müsse lediglich einmalig die Postleitzahl eingeben. Ortungs- und Standortdaten aus den Geräten würden nicht abgefragt. Die Daten sollen in eine Karte fließen, die mittelfristig über die Website des RKI zugänglich gemacht werde. Daraus könne die regionale Verbreitung von Krankheitssymptomen ersichtlich werden, sagte Wieler.