Dennis Schmidt-Bordemann zum Wahlkampf im Social Web "Jeder kann sich mit einem Klick kundig machen"
Dennis Schmidt-Bordemann, zuständig für die Wahlkampagnen bei der FDP (@fdp_de), setzt auf die Multiplikatoren in der eigenen Partei, die über die sozialen Netzwerke erreicht werden können und wiederum andere ansprechen.
tagesschau.de: Wie sieht Ihre Strategie für den Wahlkampf im Social Web aus? Bitte benennen Sie die Schwerpunkte.
Dennis Schmidt-Bordemann: Wir konzentrieren uns - anders als im Wahlkampf 2009 - auf die populären Kanäle, auf Facebook, YouTube und Twitter. Das sind die Hauptkanäle neben den Kandidatenseiten. Außerdem haben wir noch eine interne Plattform, "meinefreiheit", das ist eine Art internes soziales Netzwerk. Der Schwerpunkt liegt bei uns auf Facebook. Die Twitter-Präsenz läuft bei uns vor allem über Personen - Patrick Döring twittert zum Beispiel viel und persönlich.
tagesschau.de: Was und wen wollen Sie damit erreichen?
Schmidt-Bordemann: Die Nutzung von sozialen Medien ist hier anders als in den USA. Dort ist die Neigung, sich öffentlich zu einer Partei zu bekennen, viel größer als hier. Das gilt nicht nur im Internet: In Deutschland käme niemand auf die Idee, sich ein Bekenntnis zu einer Partei in den Vorgarten zu stellen. Entsprechend ist in Deutschland die Gefolgschaft von Parteien in sozialen Netzwerken deutlich geringer als in den USA. Sie können als Partei in erster Linie die eigenen Leute erreichen, die eigenen Multiplikatoren. Die Chance liegt dann darin, dass diese Leute für Sie im Netz andere Menschen ansprechen und mit ihren Botschaften erreichen. Solche interpersonale Kommunikation ist auch bei weitem überzeugender.
tagesschau.de: Gibt es Leitlinien für die Politiker Ihrer Partei, wie sie auf den Social-Media-Plattformen agieren sollten, eine Message-Disziplin?
Schmidt-Bordemann: Das haben wir nicht. Liberale sind in ihrem Kommunikationsverhalten sehr individuell. Es gibt selbstverständlich Kommunikations- oder Motivvorschläge und jeder hat die Freiheit, die zu nutzen.
tagesschau.de: In Tweets und Posts ist eine extreme Komplexitätsreduktion und - bei Twitter - radikale Echtzeit notwendig. Sind diese Plattformen für seriöse Politikvermittlung überhaupt geeignet?
Schmidt-Bordemann: Mit Sicherheit. Sie eignen sich mindestens so sehr wie zum Beispiel die klassische TV-Kommunikation mit Wahlspots. Die Kommunikation im Netz macht so spannend, dass sie hinter der emotionalen Ansprache weitere Informationen platzieren können. Der Nutzer kann diese mit einem einzigen Klick abfragen. Sie kommunizieren auf Facebook oder Twitter eventuell noch nicht so extrem faktenstark, aber jeder kann sich im nächsten Schritt sofort kundig machen. Das ist der enorme Vorteil dieses Mediums.
Das Interview führte Nea Matzen, tagesschau.de